Zitat von Bloedz im Beitrag #1Hin und wieder liest man bei schwierigen Patienten folgendes in den Verkostungsnotizen:
- mit dem muß man warm werden
Ehrlich gesagt finde ich diese Beschreibungen eher alarmierend!
Geht mir genauso. "muß man warm werden" = Bin selbst mit dem Longrow 14 (leider!) nicht warm geworden. Hab's an drei Abenden versucht...
Ehrlich? Ich finde es immer alarmierend, wenn mir ein Whisky (oder auch anderes) mit offensichtlicher und offenbarer Schönheit versucht, eh schon sperrangelweit geöffnete Türen einzurennen und mir seine Qualitäten quasi auf´m Silbertablett serviert - dann aber in der Folge außer dem eh offensichtlichen nichts weiter mehr zu bieten hat und auch keinerlei Entwicklung zeigt... Und dennoch: ja, auch ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick.
@J.F.K. Ich bin da üblicherweise auch recht hartnäckig und guter Dinge, dass sich eine solche Abfüllung (und der eigene Geschmack) entwickelt. Es geht überhaupt nicht darum, dass ein Whisky bei mir durch "sperrangelweit geöffnete Türen" rennen muss, um mir zu gefallen. Allein: das 10cl Sample ist fast weg und er schmeckt mir von mal zu mal eher noch schlechter (!) denn besser. Eine Chance wird er noch erhalten, aber ich zögere damit, meine noch verschlossene Großflasche aufzureissen. Wenn Du den klasse findest, und/oder Dir gerne viiiiiiel Zeit für die Entwicklung dieses einmaligen Tropfens nehmen möchtest, schicke ich Dir gerne meine Buddel für meinen Einkaufspreis i.h.v. 85 EUR zu. Den DHL-Versand übernehme ich gerne. Bei Interesse einfach eine PN für alles weitere
Wenn ich das beim Verkosten sage, meine ich damit, dass ich mich jetzt sammeln muss, damit ich hier überhaupt einzelne Elemente klar identifizieren kann.
Wenn ich das nach dem Verkosten schreibe, dann ist das eine Art, zuzugeben, dass ich den Malt (noch) nicht ausreichend entblättern konnte. Oft gilt dieser Passus eher mir selbst, damit ich am Ball bleibe.
Zitat von Bloedz im Beitrag #1Bei welchen Malts habt Ihr diese Formulierungen (oder ähnliche) bereits verwendet und warum?
Die Erfahrung zeigt, dass bei sehr alkoholhaltigen Malts (ca. >57%) vielen Aromen sich erst sehr langsam entwickeln.
"Schwierig im Zugang" sind für mich außerdem Malts, die Fehlnoten haben, die manchmal auch nicht so klar zu beschreiben sind. Schwefel kann passen, muss aber nicht. Zum Beispiel hatte der Glen Garioch 15 Sherry bei mir den mehr oder weniger lustigen Effekt, dass an manchen Tagen der Schwefel unglaublich intensiv war, an anderen war nichts davon zu bemerken.
Ich habe schon eine recht klar Vorstellung davon, wie Whisky zu schmecken hat. Diese Grundnote ist auch relativ unabhängig von der Fasslagerung. Wenn diese Grundnote fehlt oder durch Fehlaromen so weit überdeckt wird, dass ich sie nicht mehr feststellen kann, finde ich den entsprechenden Malt eben schwierig.
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn. (Joseph Joubert)
Der Großteil der Meinungen hier ist auch mein Beweggrund einen Whisky als komplex, braucht Zeit oder verschlossen zu beschreiben. Zu viele Aromen die einem in die Nase und auf den Gaumen schießen, so schnell dass ich sie nicht identifizieren kann bzw. es mein Gehirn in dem Moment überfordert. Es braucht weitere Zeit, eine andere Tagesform etc.
Der Dalmore King Alexander ist für mich hier ein sehr gutes Beispiel. Ein unbequemer und weniger guter Single Malt für den einen, tolle sehr vielfältige Aromen für den anderen. Ich hatte lange mit ihm zu kämpfen. Am Anfang gab er mir wenig, zu wenig für den aufgerufenen Preis. Dann beim zweiten Mal hatte ich so viele Aromen in der Nase dass ich ihn weg stellte um mich nach 2 Stunden wieder mit Ihm zu beschäftigen. Ich brauchte ein weiteres 10cl Sample um seine Aromenvielfalt auf die Spur zu kommen. Jetzt finde ich ihn super und auch eine Flasche hat es ins Regal geschafft.
Ich würde für ihn also genau diese Bezeichnungen verwenden.
... der so oft diskutierte Säntis Malt Dreifaltigkeit .Man muss mit ihm warm werden, oder man mag ihn gleich, eben weil er so anders ist. Ich mag jedenfalls diese besonderen(anderen) Whiskys.
☆Auf dem Weg zur eigenen Brennerei☆
☆Würde ich keinen Whisky sammeln, hätte jetzt ein Anderer meine Flaschen☆