Nase: Sehr destillatbetont, ein merklicher Fuselölanteil sorgt für Charakter, gelbe Bauernbutter mit dezent käsigem Beigeruch, Zitronenabrieb, eine Andeutung an grünen Apfel, der Torfrauch ist klar erkennbar, hat aber keine medizinische Ausprägung, stattdessen leicht zimtiger Kräuterrauch, eine gewisse Tendenz zu Bauernhofaromen ist ebenfalls vorhanden, frischer Pferdeschweiß, ein Hauch Kuhstallabluft weht vorüber, warmes Heu
Gaumen: Torfrauch explodiert im Mund, deutlich intensiver und maritimer als im Geruch, viel Asche und wenig Teer, Jod, Seetang, gegrillte Miesmuscheln, erst mit der Zeit dreht es in die Kräuterrauchschiene ab, Zimt, Anis, immer wieder versuchen eine zitronige Frische und säuerlicher Apfel vergeblich gegen die vornehmliche Rauchigkeit anzukämpfen, der junge Brand wirkt nicht ganz sauber mit seinen subtilen Fuselnoten, ist dafür aber auch angenehm buttrig und cremig im Mund, winzige Eichenspäne liegen neben einem schmutzigen Putzlumpen in einer feuchten Kellerecke
Abgang: Lang, torfig, wieder das geräucherte Muschelfleisch mit seinen mild-nussigen und röstigen Momenten, Seetang, Büffelgras, ganz wenig verbraucht wirkende Eiche, Asche legt sich nieder, Bohnenkraut, Estragon, ein letztes Mal am schmutzigen Putzlumpen geschleckt, bevor eine Spur Zimt und Anis mit etwas Heu und Malz den Schlussgong betätigen
Bewertung: Vom Holzfass ist kaum was zu merken. Das ist ein junger ''Ledaig'' in Reinkultur, der sich mit seinen ein wenig unsauberen Ansätzen doch von den aktuellen Abfüllungen abhebt. Mir ein bisschen zu geradlinig und brandlastig, um mich zu begeistern, weckt er aber angenehme Erinnerungen an den charakterstarken Stil der Destillate vor 2006, ohne ganz deren Schmutzigkeit zu erreichen.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin