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Charles MacLean dürfte den meisten Whiskyfreunden bekannt sein. Der 71-jährige ist ein umtriebiger Whiskyexperte. Er schreibt seit 1981 über Whisky und hat bereits annähernd 20 Bücher zu diesem Thema veröffentlicht. 1992 wurde ihm der Titel Keeper of the Quaich verliehen, 2009 folgte die Ernennung zum Master of the Quaich, die höchste durch die Whiskyindustrie zu vergebende Auszeichnung.


Für die Vintage Malts Single Casks des unabhängigen Abfüllers Wemyss wählt MacLean die Fässer aus, er hält weltweit Tastings ab und im Film „The Angel‘s Share“ aus dem Jahr 2012 ist er in der Rolle eines Whiskyexperten zu sehen.

MacLean ist der Herausgeber des Werkes Whiskys der Welt und hat darin das Kapitel zu Whiskys aus Kanada, Asien und Australien verfasst. Die Autoren der weiteren Kapitel sind: Dave Broom (japanischer Whisky), Tom Bruce-Gardyne (schottische Malt Whiskys), Ian Buxton (schottische Blended Malts), Peter Mulryan (irischer Whiskey), Hans Offringa (europäischer Whisky) und Gavin D. Smith (US-amerikanische Whiskys). Die Überarbeitungen der vorliegend besprochenen zweiten Auflage von 2016 (erschienen 2017 auf deutsch) besorgte ebenfalls Gavin D. Smith.


Das knapp 350 Seiten umfassende Werk ist unterteilt in von den vorgenannten Autoren bearbeitete einzelne Whiskyregionen. Vorangestellt ist ein knapper Überblick über den Herstellungsprozess von Whisky, verstreut über das Buch finden sich jeweils zweiseitige Hintergrundberichte zu Brennereien und Touren sowie vertiefende Informationen zu Themen wie Fässer, Reifung, Malz, Aromen oder Gläserarten.

Die Whisky werden in alphabetischer Abfolge (Brennereiname beziehungsweise Name des Blends) und mit einem Bild der Flasche vorgestellt, wobei jeweils kurze Informationen zur Brennerei oder zum Blender, zum Stil des Whiskys sowie Verkostungsnotizen zu ausgewählten Abfüllungen geliefert werden.

Auffällig ist sogleich, dass sehr viele Blends und Blended Malts Eingang in das Buch gefunden haben. Von 166 genannten Brennereien und Blends beträgt der Anteil der Blended Malts und Blends satte 62 Einträge. Das ist selbstverständlich nicht weiter tragisch, sollte aber durchaus vor dem Erwerb des Buches bedacht sein, da in vergleichbaren Whiskywerken die Zahl aufgenommener Blends wesentlich niedriger ist und Whiskys der Welt insoweit aus der Masse heraussticht.


Weiter auffällig: Die zum Whisky gelieferten Informationen sind teilweise veraltet oder sogar stark veraltet. Ebenso die Abbildungen der Flaschen. Hier finden sich mitunter Flaschenlabel, die bereits seit mehreren Jahren in dieser Form keine Verwendung mehr finden. Dabei gehen veraltete und aktuelle Label kunterbunt durcheinander. Hier der Green Spot mit veraltetem Label, dort die kaum zwei Jahre alte neue Abfüllung Green Spot Chateau Léoville Barton.

Aberfeldy, Aberlour, Arran: veraltete Label. Laphroaig: alt neben neu, einerseits Laphroaig Select in neuem Design, andererseits 10yo und Quarter Cask veraltet. Die Abbildung des 10yo Cask Strength zeigt sogar noch die doch schon etwas länger zurückliegende sogenannte Red-Stripe-Abfüllung.

Dies sind lediglich Beispiele, die Zahl an tatsächlich veralteten Labeln ist jedoch Legion.

Dazu kommen inhaltliche Schwächen und Fehler: Ungenaue oder unvollständige Angaben der Eigentumsverhältnisse (z.B. bei Scapa: Chivas Brothers als Eigentümer ohne Hinweis auf Pernod Ricard), nicht mehr ohne Weiteres erhältliche Abfüllungen, nicht mehr aktuelle Bezeichnungen (z.B. „Pure Pot Still“ statt „Single Pot Still“).

Wohlgemerkt: Es handelt sich um Ungenauigkeiten und Fehler, die bereits bei Erscheinen des Buches im englischen Original im Jahr 2016 bestanden.

Die erste deutsche Auflage unter dem Titel: Whiskys der Welt - Über 700 Whiskys für Genießer erschien Ende 2010, die erste Auflage des englischen Originals stammt aus dem Jahr 2009. Es wurden nun offensichtlich einige Einträge der Vorauflage unverändert übernommen, ein paar Neuheiten ergänzt und die Hintergrundinformationen nur teilweise auf den zum Zeitpunkt des Erscheinens aktuellen Stand gebracht.

Die Informationen rund um den Herstellungsprozess und zu Whiskyaromen sind knapp, aber fundiert und liefern so einen ersten Überblick. Leider sind viele allgemeine Informationen über das Buch verstreut und nicht ohne Weiteres schnell aufffindbar, da sie teilweise nicht in das Inhaltsverzeichnis aufgenommen wurden.

Die vorgeschlagenen Whiskytouren füllen jeweils eine Doppelseite und zeigen auf einer Karte und mit kurzem Begleittext Brennereien, die zu besuchen den Autoren empfehlenswert erscheinen.

Fazit: Hier steht MacLean mit seinem guten Namen auf dem Titel eines Nachschlagewerkes mit einigen handwerklichen Schwächen und Schnitzern. 

Für Leser, die sich eingehender mit Blends/Blended Malts beschäftigen wollen oder die sich für das Design von Flaschen interessieren, die es schon etwas länger nicht mehr im Handel gibt, könnte das Buch durchaus einen Blick wert sein. Ein Whiskybuch, welches auf einem einigermaßen aktuellen Stand ist - wovon man bei einem Erscheinungsjahr 2016 bzw. 2017 wohl ausgehen darf-, sollte man jedoch nicht erwarten.

Für Einsteiger in die Materie gibt es sicher empfehlenswertere Werke.

Charles MacLean (Hg.)
Whiskys der Welt - Destillerien, Marken, Touren, Raritäten
Erschienen bei Dorling Kindersley Deutschland, 2. Auflage 2017
Gebunden, 352 S., 24,95 €

Autor: Archer





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