Die ersten Schritte...
Viele von uns werden diese Geschichte selbst durchgemacht haben.. Man hat irgendwo einen tollen Whisky probiert und dann schaut man ins Internet um Informationen zum Whisky zu bekommen. War das ein guter Whisky? Was sagen andere zu diesem Whisky? Schon hat man entsprechende Seiten und Verkostungsvideos gefunden und schaut sich diverse davon an. Man beschließt direkt zwei bis vier Flaschen zu bestellen, aber die Auswahl erschlagend. Man möchte sich nun irgendwie ein Bild davon verschaffen, was es alles gibt. Und vor allem möchte man wissen, wie stark sich die Abfüllungen tatsächlich unterscheiden. Helfen Videos da tatsächlich weiter? Oder muss man sich vorher erst einige Wochen damit beschäftigt um das Ganze wirklich zu durchschauen?
Sicher kann man sich einen groben Überblick verschaffen. Allerdings hat auch jeder von uns festgestellt, dass man anhand der Aromen/Geschmäcker nicht eindeutig sagen kann, ob einem die Whiskys auch schmecken werden. Vielleicht stellt man sich Nüsse in einem Whisky besonders lecker vor und sucht sich daher einen mit Nüssen raus. Das kann, aber muss nicht zwingend für alle Menschen passen. Wir wissen weder ob wir die Nüsse überhaupt finden, noch ob vielleicht eine der anderen genannten Aromen viel weiter im Vordergrund steht und uns NICHT gefällt. In so einem Fall kann sich der zuvor lecker scheinende Whisky als untrinkbar entpuppen. Allerdings kann das auch andersrum laufen. So schätzen viele Genießer z.B. die phenolischen Noten, die teilweise in rauchigen Whiskys auftreten. Oder auch Kuhstallgeruch, Gummi und parfümierte oder florale Noten. Auch Klebernoten oder Möbelpulitur kann man lieben, hassen oder gar nicht finden.
Wie sollte man also nun vorgehen? Es gibt viele mögliche Herangehensweisen. Am Anfang wird man sich wahrscheinlich etwas treiben lassen und das ist auch gut so. Auch ist es nachzuvollziehen, wenn man sich nicht ausschließlich mit den sogenannten "Anfängerwhiskys" herumschlagen möchte. Zugegeben ist da zwar etwas dran, aber es wird trotzdem jeder sagen können, ob ihm Whisky XY schmeckt oder nicht. Und nur darauf kommt es letzten Endes an. Also, lasst euch treiben.
Wir werden hier nun einige Vorgehensweise durchgehen, wie man sich einen Überblick verschaffen kann und wie man grob einschätzen kann, wohin die Reise geht. Welche Whiskys gleichen sich? Sind die Whiskys zwingend mit ihren Regionen zu verbinden? Kann man bestimmte Brennereien weglassen? Muss man wirklich alles probieren? Wenn der Geschmack nicht zwingend mit der Herkunft in Verbindung zu bringen ist, wonach kann man dann gehen?
Vorweg: Es gibt über 120 schottische Brennereien mit zum Teil vielen verschiedenen Abfüllungen die dauerhaft verfügbar sind. Daher besprechen wir hier vorerst nur die Brennereien, die einem in der Whiskywelt andauernd um die Ohren gehauen werden. Es geht um die eher bekannteren Brennereien. Warum? Ganz einfach, weil Abfüllungen der eher unbekannten Brennereien wahrscheinlich nicht unbedingt dazu geeignet sind sich ein Bild zu verschaffen. Bekanntere Abfüllungen eignen sich weitaus besser um sich daran orientieren zu können. Des weiteren sind die meisten ohnehin schon "heiß" auf genau diese Namen, da sie eben öfters auftauchen und so das Interesse geweckt wurde.
Wir orientieren uns zuerst an den jeweiligen Regionen. Was haben die Regionen jetzt mit dem Whisky zu tun? Nun, früher haben sich die Techniken und Vorgehensweisen in den Brennereien regional angeglichen, da das Wissen der Betreiber und Mitarbeiter von einer zur anderen Brennerei getragen wurde. Mitarbeiter haben teilweise auch zu unterschiedlichen Zeiten des Jahres in verschiedenen Brennereien gearbeitet. Auch befreundete Brennereibesitzer haben sich ausgetauscht und einander geholfen oder auch nur mal einen Tipp gegeben.
Speyside (ca. 50 Brennereien)
Die Speyside ist die heutige Hochburg der schottischen Whiskyproduktion. Der Charakter ist leicht und weich. Vanillie/Karamell mit Apfel/Birnen-Noten sind hier in 90% der Abfüllungen vertreten.
Highlands (ca. 30 Brennereien)
Die Highlandwhiskys sind denen der Speyside teilweise gar nicht so unähnlich. Das liegt auch daran, dass die Speyside ein Teil der Highlands ist. Bei den Brennereien aus den Highlands lohnt es sich in jedem Fall mal einen Blick auf eine Karte zu werfen. Da die Highlands an alle anderen Regionen Schottlands grenzen, gibt es hier viele verschiedene Einflüsse. Die an die Speyside grenzenden Brennereien, sind daher im Normalfall ebenso leicht und weich. Die an den Küsten liegenden ähneln teilweise eher den den Inselwhiskys, die südlich gelegenen eher denen aus den Lowlands usw... Pauschalisieren kann man es jedoch nicht.
Lowlands (ca. 3 Brennereien)
Den Lowlands wird ein sehr weicher Charakter zugeschrieben. Das liegt sowohl an eher leichten Aromen, als auch dem milden Alkohol, welcher durch die dreifache Destillation erzeugt wird (gegenüber der sonst üblichen 2fach Destillation). Diese Charaktereigenschaft hat sich aber im Laufe der Zeit etwas verflüchtigt. Erstens wird bei den heutigen Brennereien nicht mehr zwingend traditionell 3fach gebrannt und zweitens sind diese Whiskys auch durch starke Fassreifungen (zB 1stfill Bourbon, Virgin Oak, Wein/Sherry, europ. Eiche) in anderer Hinsicht ziemlich ausdrucksstark.
Inseln (ca. 7 Brennereien)
Auf den Inseln wird nicht nur das Klima, sondern auch der Whisky rauer. Ob das eine mit dem anderen zu tun hat, scheint auch unter Profis eher eine Glaubensfrage zu sein. Jedoch sind sie etwas angreifender - in welcher Form auch immer. Ob sie nun eine gewisse Würze, etwas Rauch oder andere markante Dinge mit dabei haben, liegt teilweise nur im Empfinden des Verkosters. Auch die Nähe zum Meer lässt öfters Salz oder eine maritime Note assoziieren. Die Inselwhiskys unterscheiden sich untereinander stärker als die aus anderen Regionen wie zB aus den Highlands oder der Speyside. Dies mag zum Teil auch an der geographischen Streuung rund um das schottische Festland liegen.
Islay (ca. 8 Brennereien)
Hier kommen überwiegend die besonders stark rauchigen Abfüllungen her. Vor allem die Whiskys von Islay's Südküste lassen den Liebhabern der rauchigen Malts die Herzen höher schlagen. Allerdings hat Islay mehr zu bieten. Bei Bruichladdich und Bunnahabhain liegt (bzw. lag) z.B. der Fokus auf nicht-rauchigen Abfüllungen und auch diese sind sehr beliebt.
Campbeltown (ca. 3 Brennereien)
Aus heutiger Sicht ist sie vielleicht eher eine Art "Randerscheinung". Früher war Campbeltown allerdings die Hochburg der schottischen Whiskyindustrie. Diese Region befindet sich auf der Halbinsel Kintyre und könnte am ehesten den Brennereien aus der Region "Inseln" zugeordnet werden. Getreide und Malznoten sind mit unterschiedlich starkem Rauch und teilweise maritimen Noten vereint. Vor allem Springbank (Marken Hazelburn, Springbank, Longrow) wird dabei etwas "dreckig" & "ursprünglich" wirkendes zugesprochen. Dies ist jedoch nicht grundsätzlich als negativ zu bewerten, auch wenn es vielleicht im ersten Moment so klingen mag.
Kritikpunkte:
Früher konnte man wahrscheinlich eher nach den Regionen gehen um einschätzen zu können was für einen Whisky man zu erwarten hat. Heutzutage ist das nicht mehr ganz so einfach. So kann man bei stark rauchigen Abfüllungen aus den Highlands oder der Speyside schon mal stark an Islay erinnert werden. Auf der anderen Seite könnte man bei einem nicht rauchigen Caol Ila auch den Charakter eines Islay-Whiskys vermissen. Die Abfüllungen und Experimente sind so zahlreich geworden, dass die Unterteilung oft wirklich gar keinen Sinn mehr macht. Auf Islay gibt es alle möglichen Arten von Whisky, die Inseln sind geschmacklich kunterbunt, die Highlands grenzen an alle anderen Regionen und spielen daher geschmacklich fast überall mit und die Lowlands haben in den meisten Fällen verloren was sie einst ausgemacht hat. In vielen Fällen fällt es auch langjährigen Genießern schwer, einen sehr voluminösen Sherrywhisky (langes Finish oder Vollreifung) einer bestimmten Region oder gar einer Brennerei zuordnen zu können. Auch wenn man die bestehenden Regionen ausblendet und die Zuordnung nach geographischer Lage machen würde kommt man nicht zwingend zur Erleuchtung. Glenmorangie liegt z.B. auch an der Küste, ist aber offiziell ein Highlandwhisky und tatsächlich/geschmacklich sehr stark an der Speyside orientiert. Es ist im Endeffekt also schwierig sich allein aufgrund der Region oder geographischen Lage einer Brennerei ein Bild der Whiskywelt zu verschaffen. Sicherlich gibt es immer noch viele typische Beispiele, aber hier muss man zu ganz bestimmten Abfüllungen greifen. Eher jüngere Ex-Bourbonfass Whiskys sind hierbei besonders zu empfehlen. Bei diesen ist der Brennereicharakter besonders deutlichst zu erkennen, da Sherry, Rauch und Alter den Whisky in dieser Hinsicht in auf seinen Charakter zu sehr bedecken können, bzw. die Brennereitypischen Eigenschaften zu abgerundet wurden um sie (vor allem) als Einsteiger erkennen zu können.
Viel besser ist es, sich an den verschiedenen Arten von Whisky, basierend auf den Unterschieden in der Herstellung, zu orientieren. Um das Ganze mal etwas vereinfacht auszudrücken, unterteilt man die wesentlichen Charaktereigenschaften mal in jeweils drei Stufen:
Bourbonfass:
-wenig Einfluss (ältere, oftmals wiederverwendete Fässer benutzt oder junger Whisky)
-mäßiger Einfluss (kann durch längere Reifezeit in diesen Fässern oder durch relativ frische Fässer kommen)
-starker Einfluss (entweder 1st-fill/2nd-fill Fässer verwendet oder sehr lange Reifedauer)
Sherry-/Weinfässer:
-leichter Einfluss (ein/wenige Sherry-Weinfass/fässer unter vielen Ex-Boubon)
-mäßiger Einfluss (Finish 1-2 Jahre in frischen Fässern oder länger in weniger aktiven Fässern)
-starker Einfluss (Vollreifungen oder großer Sherry-/Weinfassanteil oder besonders langes Finish)
Rauch:
-leicht bis kaum wahrnehmbar rauchig (bis 20ppm)
-mäßig bis stark rauchig (bis 50ppm)
-Super-heavily-peated (100ppm und darüber)
Diese Kategorien sind grundsätzlich gegeben und können nun noch miteinander verbunden werden. So kann z.B. jeder Whisky der ersten beiden Kategorien auch noch leicht bis sehr stark rauchig sein. Von daher landen wir, wenn wir alles probiert haben möchten, schon bei weit mehr als nur 5 Whiskys. Folglich werden wir noch weiter selektieren und nicht alles von "leicht" bis "stark" in jeder möglichen Variation probieren, sondern vorerst nur einen in jeder Richtung. In diesem Fall würde ich folgende Kombinationen zu Grunde legen.
- Ex-Bourbon
- Ex-Bourbon + Rauch
- Sherry
- Sherry + Rauch
Warum nun genau diese Kategorien? Weil diese Whiskys den besten Eindruck verschaffen können, ohne dabei zu speziell zu werden.
Ex-Bourbon Whisky:
Hier empfiehlt es sich sich zu einem 10 bis 12 Jahre alten Speysider/Highlander zu greifen. Wer Glenfiddich 12/15 oder den Glenmorangie 10 bereits probiert hat, der kann diese Kategorie bei seinem ersten Einkauf auch weglassen, da unter anderem genau diese Whiskys gemeint sind. Lasst euch nicht verwirren, wenn auf den Flaschen etwas von Sherry steht. Der Sherryeinfluss bei diesen Abfüllungen ist teilweise als marginal oder nicht wahrnehmbar einzustufen. Die Vanille-Noten sind zusammen mit hellen Früchten am stärksten. Es gibt viele weitere Abfüllungen in diesem Bereich, daher kann es statt Vanille mal mehr Karamell oder Honig sein und die hellen Früchte durch Zitrusfrüchte wie Orangen oder Zitronen begleitet werden oder es treten exotischere Früchte wie zB Mangos oder Ananas auf. Teilweise werden auch malzige und florale Aromen ("Blumenwiese" ) dabei sein. Mal mehr, mal weniger, mal gar nicht. Tomatin 12, Strathisla 12, Glengoyne 10 oder Knockando 12 wären hier weitere Alternativen.
Rauchiger Ex-Bourbonwhisky:
Damit sind alle rauchigen Whiskys gemeint, die kein Finish und keine Vollreifung in Sherry-/Weinfässern bekommen haben. An erster Stelle kommen einem hier die drei Brennereien Ardbeg, Lagavulin und Laphroaig in den Sinn. Jedoch fällt es schwer, einem Einsteiger eine Abfüllung aus diesen Brennereien zu empfehlen. Denn sie bringen eher starke phenolische Noten und/oder andere markante Eigenheiten mit sich. Wenn man nun zB einen Laphroaig wählt, dann kann man sich an den phenolischen Noten stören und verteufelt von dort an alle rauchigen Whiskys. Das wirft im ersten Moment wahrscheinlich ein falsches Bild auf alle anderen rauchigen Whiskys, die diese phenolische Note nicht in dieser Intensität oder gar nicht haben. Als eher neutral rauchig könnte man einen Caol Ila 12 oder gar einen Johnnie Walker Black Label empfehlen um sich der Sache zu nähern. Ansonsten reichen vielleicht auch vorerst Miniaturen der drei Erstgenannten. An all diesen Whiskys kann man sich aber stoßen! Ein anderer Weg könnten leicht rauchige Whiskys darstellen. Bowmore mit "nur" 30-35ppm ist aber doch schon als stark rauchig anzusehen und bringt ebenfalls andere markante Noten und vor allem auch Sherry mit. Auch Talisker wird an solcher Stelle immer gern genannt, aber dort kann wiederum die starke Schärfe stören bzw. in die Irre führen.
Sherrywhisky:
Hier ist die Auswahl relativ groß und eindeutig. Man muss hier vorerst auch keinen Unterschied zwischen Finish und Vollreifung machen. Um eine Idee davon zu bekommen wohin es geht, ist es egal. Die günstigeren Abfüllungen sind dabei auch meist alle "nur" mit Finish, aber es gibt Ausnahmen. Glenfarclas 12, BenRiach 12 Sherry (Achtung, es gibt auch einen 12J ohne Sherry), Glendronach 12, Aberlour 12 Sherry, Glenmorangie Lasanta oder Auchentoshan Three Wood sind hier weitere günstige Kandidaten. Achtet bitte bei allen auf die Alkoholstärke. Einige sind hier schon mit 43%/46% abgefüllt, was für den einen oder anderen Einsteiger evtl. störend sein könnte.
Rauchiger Sherrywhisky:
Hier kommt nun beides zusammen. Wer noch keinen rauchigen hatte, der kann diesen Whisky auch vorerst weglassen. Wenn Rauch euch nicht gefallen sollte, oder ihr es noch nicht wisst, dann müssen es nicht gleich zwei rauchige Abfüllungen sein. Empfehlungen sind hier gar nicht so einfach, da diese Kombination eher preisintensiv ist. Zudem gibt es die meisten dieser Art nicht dauerhaft und sie haben meistens mehr als 40%. Als beliebte Abfüllung gilt hier der Bowmore 15 Darkest. Der Lagavulin 16 wird auch oft als Sherrywhisky angegeben, aber der Sherryeinfluss ist marginal oder gar nicht zu finden. Die entsprechende Distillers Edition ist aber mit deutlicher Sherrynote versehen. Neuere Abfüllungen von Ardmore und Finlaggan sind auch zu nennen.
Wenn ihr jeweils einen probiert habt, dann könnt ihr besser selektieren. Ihr wisst nun, ob ihr Rauch generell nicht mögt oder vielleicht eher nur leichten. Ihr wisst was einen Ex-Bourbon Whisky ausmacht und was ein Sherrywhisky mit sich bringt. Unterschiede zwischen europäischer und amerikanischer Eiche sollte man vorerst nicht zu sehr in den Fokus nehmen. Oft werden heutzutage auch bei Sherrywhiskys keine europäischen, sondern amerikanische Eichenfässer verwendet. Man kann sich da überwiegend nicht mehr sicher sein.
Was ist von Empfehlungen zu halten?
Kurz gesagt, fragt 10 Leute und ihr bekommt 12 Antworten. Bei jedem Whisky wird man positive und negative Meinungen finden. Es muss auch nicht zwingend immer einer besser sein als der andere. Im Endeffekt soll der Whisky gut schmecken - ENDE. Wenn man nun eine Frage nach einem leckeren Sherrywhisky bis 50€ stellt, wird man nach ein paar Tagen so ziemlich alle Abfüllungen in diesem Bereich empfohlen bekommen haben. Es nützt in dem Fall nichts sich Tage- oder Wochenlang Meinungen einzuholen. Man muss leider wirklich probieren um sich einen Eindruck zu verschaffen. Leider? Nein, zum Glück! Denn jeder Whisky ist anders. Auch Einsteiger werden zwischen den hier empfohlenen Abfüllungen Unterschiede finden können. Ob er sie nun in Worte fassen kann, spielt vorerst keine Rolle. Es muss dabei nicht immer ein Besseren oder Schlechteren geben. Es kann auch einfach nur "anders, aber gleich gut" sein. Es geht teilweise um Feinheiten, aber diese Feinheiten führen eben zu mehr oder weniger Genuss. Den perfekten Whisky für sich zu finden dauert. Auch wenn man glaubt seinen persönlichen heiligen Gral gefunden zu haben, wird man feststellen, dass es immer noch besser geht. Oder dass der heilige Gral an einem anderen Tag etwas an Glanz verliert. Irgendwann ist es dann auch nur noch eine "Nuance" die dem Whisky fehlt oder die er schon zu viel hat. Diese Eigenheiten kann man auch nicht (oder nur schwer) in Worten oder Geschmacksbeschreibungen ausdrücken. Nur weil dort steht "Karamell, Nuss, Kirsche, Gewürze" weiß man noch lange nicht, was einen erwartet. Außerdem weiß man nicht welche Aromen davon wie stark ausgeprägt sind oder ob man sie für sich selbst überhaupt als solche deuten würde.
Wie am besten vorgehen?
Die Mischung macht's! Wir empfehlen dringend von der Sampleecke/Probenbörse Gebrauch zu machen. So kann man sich am günstigsten in kürzester Zeit einen Überblick verschaffen. Das bedeutet nicht, dass man systematisch alle Brennereien durchgehen und nach Alter aufsteigend probieren muss. Aber man kann so auch schnell einiges ausgrenzen was einem nicht so gefällt oder langweilig erscheint und so Fehlkäufen vorbeugen. Denn wenn man erst mal eine Flasche davon hat und sie nicht mag... So etwas ist ärgerlich und wäre vermeidbar gewesen. Sucht euch daher einen Anbieter aus, der viele verschiedene Abfüllungen hat und bestellt euch ein paar (mehr). Dann kann euch auch besser geholfen werden. Wenn ihr gleich sagen könnt, welche euch gefallen bzw. nicht gefallen haben, dann können euch die Leute hier präziser helfen und ahnen in einigen Fällen schon woran es hängt ohne das ihr es ausgesprochen habt. Man kennt ja seine Pappenheimer und deren Ecken an denen man sich stoßen kann. Das schließt natürlich nicht aus, dass ihr euch gleichzeitig ganze Flaschen besorgt. Aber mit einem Sample vorweg seid ihr auf der sicheren Seite und kauft mit Freude und gutem Gewissen ein persönliches Highlight! Wenn ihr Samples bestellen solltet, dann nehmt auch gleich das ein oder andere exotische Finish mit. Mit Madeira, Portwein, Rotwein, Weißwein, Rum und vielen anderen Variationen ist die Auswahl groß. Auch eine Fassstärke darf dabei sein um sich da mal heranzutasten. Oder auch ein 25 Jahre alter Whisky. Macht euch frei von "nur Anfängerwhisky" und seht wohin die Reise geht! Ob man da nun alles verstehen/finden kann, ist vorerst egal. Was zählt ist an dieser Stelle die Erfahrung so etwas probiert zu haben und vielleicht eine Idee davon zu bekommen, wie sich das Alter äußert. Der Rest ist "schmeckt oder schmeckt nicht"! Wie auch sonst. Nur weil ein Whisky besonders alt, teuer, anspruchsvoll hergestellt oder gelobt ist, bedeutet das nicht, dass er euch schmecken muss. Überhaupt nicht. Wo amn die ersten "ganzen" Flaschen kauft ist auch egal. Die Whiskys im großen Supermarkt sind heutzutage keine schlechten. Ganz im Gegenteil, es sind zwar die eher günstigen, aber auch unter Genießern geliebten Abfüllungen. Es ist aber auch nicht verkehrt direkt online zu bestellen. Im Supermarkt werdet ihr noch oft genug sein und immer mal wieder spontan eine Flasche mitnehmen wollen. Kleiner Tipp: Bewahrt euch die entsprechenden Abfüllungen für solche Spontankäufe auf. Sonst habt ihr die am schnellsten durch und könnt "nur noch" bestellen. Wie gesagt, die Mischung macht es. Proben/Samples aus dem Forum für die Übersicht, Supermarktflaschen für die Spontankäufe, und alles weitere dann bestellen.
Falls man schon ein paar Whiskys probiert hat, ist hier eine Liste von Whiskys gleicher Art. Wenn also z.B. Glenfarclas 12 kennt und nun eine ähnliche Abfüllung in diese Richtung sucht, dann seht nach wo der jeweilige Whisky ist und was in der gleichen Liste zu finden ist.
Ex-Bourbon Whiskys (minimaler Sherryeinfluss möglich)
Aberfeldy 12
Arran 10
Auchentoshan 12, American Oak
Balblair 12
BenRiach Heart of Speyside
Cardhu 12 / Gold Reserve
Cragganmore 12
Glengoyne 10
Glenlivet 12 First Fill
Glenmorangie 10
Knockando 12
Strathisla 12
Tomatin Legacy
Whiskys mit geringem, aber deutlichem Sherryeinfluss
Balvenie 12 Double Wood
Auchentoshan Heartwood
Glenfarclas 12
Glengoyne 12
Glenlivet 18
Macallan 12 Triple Cask
Tomatin 18
Whiskys mit starkem Sherryeinfluss
Glendronach 12
Glendronach 15
Glenfarclas 15
Glenmorangie Lasanta
Aberlour 12 Double Cask
Dalmore 12
Dalmore 15
Edradour 12 Caledonia
Macallan 12 Sherry Oak
Whiskys mit mittleren bis hohen Rauchanteilen ohne Sherry
Ardbeg Ten
Lagavulin 16
Laphroaig 10
Laphroaig Quarter Cask
BenRiach Birnie Moss
Caol Ila 12
Caol Ila Moch
Port Charlotte 10
Talisker 10
Rauchige Whiskys mit Sherry- Weinfassanteil
Ardbeg Uigeadail
Ardmore 12 Port Wood Finish
Laphroaig Triple Wood
BenRiach 12 The Smoky Twelve
Lagavulin Distillers Edition
Caol Ila Distillers Edition
Talisker Distillers Edition
Hier fehlen nun einige teilweise sehr bekannte Abfüllungen in der Liste und einige weniger bekannte. Vor allem einige der Insel- und Küstenwhiskys sind so eigenständig, dass sie weder in irgendeiner der anderen Listen, geschweige denn in EINER gemeinsamen Liste unterzubringen sind. Abfüllungen von Highland Park, Talisker, Springbank (inkl. Hazelburn & Longrow), Jura und Tobermory (inkl. Ledaig) grenzen sich ziemlich vom ganzen Rest ab und sind auch untereinander ziemlich unterschiedlich. Diese Whiskys polarisieren. Es ist aber angeraten sie zu probieren. Sie können durch ihre Eigenheiten abschrecken, können aber auch gerade deshalb mal "etwas anderes" oder gar eine Offenbarung sein. Daher ist hier, wie auch bei den Islay Whiskys, eine Miniatur bzw. ein Sample/Probe vorab sehr empfehlenswert und am Anfang einer ganzen Flasche vorzuziehen.
Ebenfalls fehlen noch viele andere Brennereien. Vor allem in den Highlands und der Speyside gibt es sehr viele Brennereien, die ein "Schattendasein" führen. Sie haben zum Teil nur wenige oder nur eine und oftmals gar keine offiziellen Originalabfüllungen. Sie brennen den Whisky meistens für Blended Whisky Abfüllungen und werden zusammen mit Destillaten aus anderen Brennereien verschnitten und dann abgefüllt. Über unabhängige Abfüller erreichen sie den Genießer aber trotzdem. Sie sind meistens nicht im Gespräch und werden nur vergleichsweise selten empfohlen, da die unabhängigen Abfüllungen oft keine Konstanz haben und teilweise auch fortgeschrittenen Genießern unbekannt sind. Ab und zu kommt dann mal eine richtig tolle Abfüllung und dann sind sie für einen gewissen Zeitraum im Gespräch. Jede dieser Brennereien hat Top-Abfüllungen dabei und ist deshalb nicht zu verachten. Sie ähneln sich untereinander aber stärker was ihren Charakter angeht und sind damit zu einem gewissen Anteil "austauschbar". Wer aber auch einem Ex-Bourbon Whisky etwas abgewinnen kann, der kann hier seine Perle finden. Brennerei A ist hier besonders weich, Brennerei B hat eine im Schnitt etwas floralere Note als andere, Brennerei C mehr Zitrusfrucht, Brennerei D etwas exotischere helle Früchte, Brennerei E öfters mehr Honig, Brennerei F eine krautige Würznote und so weiter.. Wer nun das ein oder andere besonders mag, der kann hier glücklicher werden als mit Abfüllungen der anderen bekannteren Brennereien - und das zu einem schmalen Preis! Auch hier gilt - probieren und dann urteilen. Ab und zu einfach mal einen davon probieren. Wer keine Wunder erwartet, der kann nicht enttäuscht werden und nur gewinnen. Wenn es nicht gefällt, dann hat man zumindest an Erfahrung gewonnen.
Generell gilt:
Lasst euch nicht stressen! Bei einigen Onlineaktivitäten an anderer Stelle ist aufgefallen, dass einige der Genießer, die schon seit 10 oder 20 Jahren Whisky trinken, auch vieles nicht kennen. Man kann nicht alles kennen und probieren. Dafür wird der Markt aktuell viel zu sehr mit Neuerscheinungen geflutet. Macht es euch nicht schwerer als nötig. Macht keine Wissenschaft aus dem Thema wenn ihr es nicht wollt oder könnt. Es gibt auch zahlreiche Genießer, die nach 10 oder 20 Jahren keine Tasting-Notes feststellen können oder wollen. "Schmeckt" oder "schmeckt nicht". That's it! Wie schon bereits mehrmals erwähnt, lasst euch treiben. Kauft Samples, kauft Flaschen, hier und dort mal einen bei Freunden und in der Whiskybar probieren und alles ist gut. Whisky ist kein Rennen, sondern eine Reise. Vielleicht eine, die niemals endet. (Ja, O.K..., hier und dort tritt man auf so einer Reise auch mal in einen Haufen Schei.. Aber das gehört dazu! Wir hoffen, dass es in diesen Fällen nur ein Sample gewesen ist..)