Whisky Trails – Ein Reisehandbuch für Schottland
„Wie Morgennebel hängen die pikanten, nach Destillierhefe riechenden Dämpfe der Würze über den Tälern der Speyside.“
So beginnt der Klappentext des Buches „Whisky Trails“. Dem Untertitel „Ein Reisehandbuch für Schottland“ fehlt ein Wort, es sollte Whisky-Reisehandbuch heißen, denn das ist es. In diesem Reiseführer ist alles dem schottischen Gerstenbrand gewidmet, jede Beschreibung eines jeden Ortes, welcher in diesem Buch erwähnt wird, enthält einen Bezug zu Whisky. Hinweise zu Land und Leute, zur schottischen Kultur, zur Infrastruktur und sonstigem, was man üblicherweise in einem Reiseführer findet, sucht man in diesem Buch vergebens.
Es beginnt mit einer Einleitung, die kurz auf die Geschichte des Whiskys und seine wirtschaftliche und kulturelle Rolle in Schottland. Zum Zwecke der Übersichtlichkeit haben die Autoren Schottland in mehrere Regionen unterteilt, die sich bewusst von den klassischen Whiskyregionen unterscheiden, sondern eher nach der Art der Erreichbarkeit unterteilt sind. Jede Region hat ein eigenes Kapitel erhalten innerhalb dessen nach ein paar einleitenden Worten zu der jeweiligen Region Brennereien, Übernachtungsmöglichkeiten, Pubs & Restaurants, Shops, Events und historische Orte mit Whiskybezug hergestellt werden. Bei den Brennereien beschränken sich die Autoren, auf solche welche Besichtigungs- und Verkostungstouren anbieten. Die Touren werden in seriöser und informativer Weise kurz beschrieben, bewertet und Empfehlungen werden ausgesprochen. Kontaktdaten der Brennereien werden genannt. Die Auswahl der Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants und Pubs wirken willkürlich gewählt und lassen Hinweise auf das jeweilige Preisniveau vermissen. Überwiegend scheinen sie einem hochpreisigen Segment zuzuordnen zu sein. Bei den Restaurants und Pubs wird im Wesentlichen die Größe der Whiskyauswahl vorgestellt. Bei den historischen Orten handelt es sich meist um geschlossene oder abgerissene Brennereien. Insidertipps für Wanderungen oder für Besuche von Orten ohne Whiskybezug gibt es keine. Die Brennereiabschnitte wirken fundiert recherchiert, allerdings ist nicht jede Information aktuell und korrekt, obwohl die vorliegende 6. Ausgabe aus dem Jahr 2017 stammt. Der Verkauf von Glendronach, BenRiach und Glenglassaugh an Brown Foreman z.B. ist den Autoren bei der Aktualisierung entgangen.
Der aufmerksame Leser findet die eine oder andere spannende Information jenseits der eigentlichen Tipps, so z.B. dass Tobermory seine Lagerhäuser verkauft hat und diese in Wohnungen umgewandelt wurde. Mit ihren persönlichen Meinungen halten die Autoren auch abseits der Empfehlungen an der einen oder anderen Stelle nicht zurück. Über Ardbeg beispielsweise gibt es zu lesen: „2005 stilisierten die neuen Eigentümer Moët Hennesy und Louis Vuitton den für seinen Torfgehalt berühmten Ardbeg mit cleverem Marketing zur Ikone. Dem mondänen Modelabel gemäß regieren seitdem Designer-Chic und überteuerte Preise für Abfüllungen ohne Altersangabe.“
Am Ende des Buches erfährt man auf einigen wenigen Seiten etwas über den Whisky im schottischen Alltag und ein paar landestypische Kochrezepte mit Whisky.
Insgesamt hält das Buch für den Whisky Enthusiasten, welche eine Schottlandreise planen einige nützliche Informationen bereit und auch ohne Reise lohnt es sich durchaus, in dem Buch zu schmökern. Allerdings ist „Whisky Trails“ weit davon entfernt ein vollwertiger Reiseführer zu sein und als Buch für Hintergrundinformationen ist es schlichtweg zu dünn. Eine Empfehlung ist es wert, jedoch ist es weit davon entfernt, eine Pflichtlektüre zu sein, gleich zu welchem Zweck.
Die Autoren Katja Wunderich und Seonaidh Adams leben in Schottland. Adams ist freier Journalist und Blogger, Wunderich arbeitet als Reiseleiterin und ist Mitbegründerin einer Agentur für Whiskyreisen.
Whisky Trails – Ein Reisehandbuch für Schottland
von Katja Wunderich und Seonaidh Adams
6. überarbeitete Auflage 2017
Dryas Verlag, Frankfurt am Main
218 Seiten, 13,50 Euro
Autor: Gloin