Wow, da bin ich aber auf die notes gespannt bei dem altertümlichen Laberdolive aus einem toll beginnenden Jahrgang bis zum September, ab dem dann alles zu feucht wurde. Könnte die Säurewerte hochgehalten haben. Viel Vergnügen! Gruß Georg
Vielen Dank wieder an @GratWanderer für diese tolle Flaschenteilung (und das tolle Bild ganz oben)!
Geruch: Superfeiner Tabak, ganz zarter Pfeifentabak-Rauch (Amsterdamer), etwas Vanille, Veilchen, blumige Aromen. Traubenfrucht und etwas Pfirsich tauchen aus dem Hintergrund auf. Superelegant. Hundert Prozent Folle Blanche (was so viel wie "verrückte Weiße" heißt und früher auch "Piquepoul" genannt -- und auch als "Lippenstecher" bekannt, da die Traube sehr säurebetont ist, was für die Armagnac-Produktion jedoch ideal ist) lassen grüßen. Vor allem diese elegante Rauchnote ist zum Niederknien! Nach längerer Zeit im Glas kommt dann auch noch etwas Pflaume zum Vorschein. Und wieder eine herrliche, typische und dennoch eigenständige Laberdolive-Nase. Glänzend.
Geschmack: Am Gaumen entwickelt sich ebenfalls dieses feine Raucharomen-Tabak-Frucht-Vanille-Wechselspiel. Nun etwas dunkelfruchtiger, die Pflaume ist sofort präsent und begleitet den Pfirsich sowie die Veilchen-Aromen. Eine zarte Kräutersirupnote macht sich breit, nun ist das Laberdolive-Gesicht unverkennbar, besonders die Verwandtschaft zum ebenfalls 40jährigen 1979er-Laberdolive.
Abgang: Wieder lang, warm, von unten und in Wellen kommend. Der Gaumeneindruck setzt sich fort mit Pflaume und ein paar Veilchen, besonders die Tabak- und Eichennoten entfalten ein wunderbares Wechselspiel.
Fazit: Schön langsam gehen mir bei den älteren Laberdolives die Bewertungskriterien aus; und zwar jene der Superlative. Nach dem in jeder Hinsicht un-gewöhnlichen 1984er (in den verschiedenen Altersstufen) kam der 40jährige 1979er-Jahrgang daher und zeigte das "elegant-traditionelle" Armagnac-Gesicht, war allerdings ebenso auf den ersten Blick als Laberdolive zu erkennen. Besser geht's eigentlich nicht, dachte ich. Dann kommt dieser 1942er und zeigt die wunderbarsten Tabak- und Pfeifenrauch-Aromen. Und die florale Fruchtigkeit der Folle-Blanche-Traube. Wieder eine großartige Variante, wieder 97 Punkte (97.5-97-96.5) Spiritheaven. Die eigenen Trauben, das eigene Holz, der eigene Alambic, die eigene Familie; all das führt zu einer Konsistenz über die Jahrzehnte und mittlerweile Jahrhunderte hinweg.
Nose:Richtige Tabak-Eichenwand schlägt einem erstmal entgegen, da ist kein Vorbeikommen für eine Weile, als würde man in ein Herrenzimmer mit weit offenem, großen Humidor kommen, Backpflaume, Kakaobohnen, Herbstlaub, Maronen, Bitterschokolade, Mokka, später kommen leichtere Noten, Trauben, getrockneter Pfirsich Taste: Intensiver Antritt für die %, definitiv der Whisky (old Vintage Sherry of course) ähnlichste von heute, Backpflaume, Zimt, dazwischen Vanille, natürlich der Pfeifentabak wieder, Muskat, Mokka, Granatapfel, Kampfer, geraspelter Kakao, Schwarzkirsche, Safran, Kardamom, edelste Hölzer aller Art, Thymian und Hauch Estragon Finish: Pfeifentabak ahoi, Rumrosinen, Backpflaume, Kampfer, Trüffel, tolle, perfekt geglättete Eiche Comment: Ganz klasse Armagnac, das Haus verdient seinen bekannten Namen zu Recht, trotzdem hätte er sogar noch 1-2P mehr bekommen können mit 4% mehr. <3 94P
“Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." - Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra