Bas Armagnac Laberdolive 1993 Domaine de Jaurrey - 46%
Aroma: Im Antritt eine ordentliche Portion Eiche. Ein bisschen wie die alte Eichenschrankwand. Dazu feine Noten von roten Trauben und dunklen Früchten. Karamell und eine leichte Vanillenote erscheinen nach ein paar Minuten. Leichte florale Noten und ganz bestimmt nicht alkoholisch
Geschmack: Intensiv im Antritt. Sehr ausgewogen trifft die süße und Eiche aufeinander. Eine leichte parfümierte Rosennote könnte da noch sein.
Abgang: Mittellang bis lang und sehr fein. Nichts sticht raus. Eiche und süße sind sehr ausgewogen.
Fazit: Wow was für ein Gentleman. Gefällt mir sehr gut. Sehr komplex. Vorallem im Geschmack ist er sehr schwer zu entschlüsseln, für mich.
Das Fass ist eine wichtigere Erfindung als das Rad, denn in einem Rad kann man keinen Whisky reifen.
Bas Armagnac Laberdolive 1993 (Mars 2018) Domaine de Jaurrey 46%
Geruch: Die erste Nase ist grasig-kräuterig, frisch, mit ein paar gerade gepflückten Brombeeren. Im Zeitverlauf kommt noch etwas Eiche mit Vanille dazu, ein sehr angenehmes "mittlehelles" Vergnügen -- nicht so fruchtig wie jüngere reine Folle-Blanche-Armagnacs und nicht so reif (noch ohne stärkere Rancionoten) und komplex wie ältere Abfüllungen. Ganz zart meldet sich auch noch die schöne Nussigkeit, die mich im 1986er-Laberdolive so begeistert hatte. Bei weiteren Tests ist die Nussigkeit viel stärker, ebenso die Fruchtnoten; wunderbare Eiche. Grasigkeit und Kräuter bleiben; insgesamt wirkt der Laberdolive voller. Insgesamt sehr balanciert und fein-intensiv.
Geschmack: In den Mundraum kommt dieser Armagnac süßer als er in der Nase auftritt, denn nun sind reifer Pfirsich und reife helle Trauben sofort präsent. All das gemischt mit eleganter Eiche, etwas Vanille und ein paar Gartenkräutern, ergibt sich das sehr angenehme Bild eines "Frucht-Parfums". Auch am Gaumen sind die typischen Rancio-Noten nur im Hintergrund präsent, dennoch besteht kein Zweifel daran, dass das kein Cognac, sondern Armagnac ist. Auch am Gaumen sind bei weiteren Tests Rancio-Noten, die Nussigkeit und süße Fruchtigkeit präsenter.
Abgang: Der Ausklang bleibt der eleganten Linie treu: Reife Früchte, frisch angerichtet, gepaart mit etwas würziger Eiche und Vanille. Bei weiteren Tests wird die Vanille intensiver, die Eiche ebenfalls, insgesamt sehr ausgewogen-intensiv. Ein Armagnac zum Genießen.
Fazit: Ein jüngerer Armagnac (wobei: 25 Jahre bedeuten schon eine gewisse Reife!) mit viel Kräuter- und Hellfrucht-Aromen; wieder sehr elegant, "typisch Laberdolive". Es stört kein vordergründiger "Rancio-Punch", alles ist harmonisch. Eigentlich ein perfekter Spirit. Die Ecken und Kanten fehlen halt. Genau das ist aber die Stärke dieses Armagnacs. Wobei bei weiteren Tests sich ein paar Ecken und Kanten melden, die Sache wird intensiv-voller! Auch Armagnacs entwickeln sich bei sich leerender Flasche ... Macht insgesamt ein 93-Punkte-Vergnügen (93.5/93/93).
Wer also einen Armagnac sucht, der fruchtig-freundlich und im ersten Eindruck ohne "das Armagnac-Dunkle" auftritt, ist hier richtig. Denn sowohl Dichte als auch Aromenvielfalt sind unmittelbar präsent. Die Qualität dieses 25jährigen Jahrgangs-Armagnacs ist intuitiv zu spüren. Dafür sind dann auch die 120 Euro für einen solchen Laberdolive m.E. nicht zu viel verlangt.
Nase: Hell aber nicht super fruchtig. Vanille und Mandeln. Ein würziger Fasseinfluss ist durchaus da, aber noch keine sehr dunklen Gewürze oder Bücherei. Die schon erwähnte Eiche trifft es ganz gut. Die Fruchtigkeit die ich wahrnehme kann ich nicht ganz greifen. Vielleicht Blaubeeren und roter Apfel. Die leichte Kräuternote geht für mich in Richtung Estragon, allerdings sehr dezent. Eine gewisse Frische vernehme ich auch, so zwischen floral und Minze (nach einiger Zeit eher Veilchen). Hat sehr lange gedauert bis ich den Geruch besser greifen konnte. Jetzt habe ich auch deutlich helle Trauben.
Geschmack: Fruchtig, mit Pfirsich, Trauben und Apfel, etwas Honigsüße. Ganz dezente Säure die an (Riesling-)Trauben erinnert. Etwas Vanille und sanfte Eichenwürze mit etwas Pfeffer. Ganz entfernt Jasmintee.
Abgang: Leicht cremig mit Trauben, einer frischen Note die jetzt eher in Richtung Menthol geht und feine Eiche mit Vanille und etwas Karamell. Auch hier wieder etwas Kräuter/Tee.
Fazit: Der erste Eindruck war für mich etwas vage und einfach, was sich mit der Zeit als Fehlschluss herausgestellt hat. Schönes Zusammenspiel aus fruchtigen Trauben und würziger Eiche. Hier ist keine Komponente zu rabiat sondern alles passt wunderschön zusammen. Mein erster Laberdolive! Heute gibt es von mir 93 Punkte