Bas Armagnac Laberdolive 1986 Domaine de Jaurrey 46%
Geruch: Ist das nicht ein alter nussig-fruchtiger Sherrymalt? Der Tomatin 1995 kommt mir da in den Sinn und auch die Fassstark-Foren-Abfüllung des Clynelish 1996 meldet sich am Erinnerungshorizont! Nuss, Frucht, Schokolade, alles ist sehr fein angerichtet, inklusive Zimtparfum. Eine wunderbar nussig-schokoladige Nase mit Orangenschalen. Hätte ich in einem Blindtest im Leben nicht als Armagnac erkannt. Bei weiteren Tests auch noch etwas Waldboden, Eiche und Vanille mit Zimt.
Geschmack: In den Mundraum kommt dieser Armagnac fruchtig-intensiv-elegant. Nun ist auch Zwetschkenröster mit Zimt präsent, die 46% sorgen für angenehmste Frische. Die Schokolade wirkt im Mundraum etwas heller, die Nusscreme folgt in der zweiten Welle. Und wieder Pfirisch, etwas Orangenschale sowie ein paar exotische Früchte. Die typisch erdig-holzigen Rancio-Noten sind fast gar nicht zu spüren, dafür kommt noch etwas Capuccino.
Abgang: Auch der Ausklang bleibt dieser eleganten Linie treu: Frappierend, wie die Nussigkeit mit den Früchten vom Zwetschkenröster bis zum Pfirisch mit den Zimtaromen spielt, die Eiche nie dominant wird und all das ein dermaßen angenehmes Gefühl von der Nase bis zum Abgang vermittelt. Eleganz, dein Name ist Laberdolive 1986.
Fazit: Pierre Laberdolive (das Gut ist seit 1856 in Familienbesitz) hat eine klare Philosophie, wie Frederic Lebel in seinem Buch "The Quintessence of Armagnac" beschreibt: To make a "great" Bas-Armagnac you need "qualiy white wine, an alembic and local oaks." Bei Laberdolive, gelegen in der allerbesten Gegend mit den allerbesten Böden, dem "Grand" Bas Armagnac, gibt es zwei eigene holzbefeuerte Alambics und das Holz für die Fässer kommt aus den eigenen Wäldern. Mittlerweile haben bereits die Söhne des "Innovators" Pierre Laberdolive übernommen, für die Nachfolge ist also (anders als bei Boingneres) gesorgt. Dass auch Laberdolive in der Luxusgastronomie präsent ist und ganz allgemein als Benchmark gilt, ist für mich mehr als nachvollziehbar.
Obwohl Laberdolive nicht zu den "billigen" Armagnacs zählt, sind rund 150 Euro für diesen mehr als dreißigjährigen Armagnac aus dem Jahr 1986 ein mehr als faires Angebot. Was man erhält ist absoluter, authentischer Genuss. Was für mich 94.5 Gesamtpunkte (95-95-94) ergibt.
Das ist ein Spirit für jene, die "die typischen Armagnac-Rancio-Noten" nicht so mögen und denen etwa die rustikaleren Armagnacs aus der Domaine de Baraillon nicht so zusagen. Das ist ein Armagnac für Family-Cask-Liebhaber.
Zweite Begegnung... ich versuch's mal mit ein paar Eindrücken.
Aroma Sehr elegant. Getrocknete Orangenscheiben mit Waldhonig, Haselnuss, etwas Nougat und frischer Minze. Aprikosen. Ein Hauch Schwarztee und Kaffeebohnen. Geschmack Orangen-Softcakes, Mangocreme, Champagnertrüffel. Walnüsse. Etwas Leder. Fazit Einer der elegantesten Armagnacs, die mir bisher begegnet sind. Unglaublich lecker und gefährlich süffig, dabei immer spannend mit eng verwobenen Noten in Mund und Nase. Super!
Nur mal so kurz zwischendurch, etwas Rest vom Sample ist noch da. Danach folgen dann etwas ausführlichere Notes.
Mir fehlt hier ganz klar etwas. Und das ist Rancio. Nix drin. Gar nix. Schmeckt „hell“, wenn man damit was anfangen kann. Helle Aprikose und Pfirsich, kaum dunkle, schwere Früchte. Dafür aber schön voll im Mund, ölig, Stärke nahezu perfekt. Etwas bitter vom Holz, aber fast 34 Jahre hätte ich den blind nicht getippt.
Nase: Herrliche Fruchtnase mit Aprikosen, Pfirsichen, Mirabellen und etwas Pflaume. Brauner Zucker, etwas Nougat und leicht Zitrus (Bergamotte). Alles untermalt von einer eleganten Eichenwürze die sich mich ein paar Tannennadeln eher im Hintergrund hält.
Geschmack: Wieder schön fruchtig mit Orangen, Pfirsichen und Birnen. Ein Schuss Zitrone, Nougat und dann würzigere Noten wie Zimt, Vanille und ein Hauch Pfeffer. Auch hier etwas waldiges im Hintergrund mit Anklängen von Schokolade und Kaffee.
Abgang: Die Frucht bleibt, jetzt hauptsächlich Orangen, es stellt sich ein cremiges Mundgefühl ein mit würzigen Anklängen von Vanille und Fasseinfluss - mittellang
Fazit: Ein "heller" Armagnac wie aus dem Bilderbuch. Wer diesem Stil etwas abgewinnen kann sollte diesen Laberdolive unbedingt probieren. Von mir gibt es heute 94 Punkte