Geruch: Diese Nase! Eine Kirsch-Pflaumen-Nuss-Nase mit etwas Minzfrische in Vollendung. Noch eleganter als der 1984er/2019, finde ich. Der 1979er hat neben dieser "Edradour-Dunkelbeeren-Süße" noch diese ganz bestimmte florale Note mit ein paar Veilchen dabei, die mich immer ziemlich wehrlos macht (wie schon beim 1990er-Family-Cask). Spitzwegerichsaft mit Zimt.
Aus dem Riedel-Vinum-Bordeaux: Alles, was aus dem Premium-Snifter kommt, nur dass hier zuerst einmal die volle Kirsch-Note im Raum steht. Gefolgt von Sherry, Madeira und Zimt. Dann folgen auch im großen Glas die floralen Aromen. Und schön langsam sagen auch Eiche und Kräuter hallo! Donnerwetter -- noch edler und feiner als aus dem Premium Snifter. Was für ein Aroma, was für ein Spirit. 97.5 Höchstgenusspunkte. Echt jetzt.
Geschmack: Wunderbar fein und beerenfruchtig, wie in der Nase. Feines Prickeln. Pflaumen mit leicht zimtgewürztem Spitzwegerichsaft, tolle ölig-dicht-stoffliche Konsistenz. Leder (alte Lederjacke!), Kräuter. Diese 44% sind so ölig, so dicht, so höchst-aromatisch und dennoch frisch. Reinste Freude.
Geschmack und Abgang aus dem Bordeauxglas: Ungemein kirschdicht, zimtaromatisch, pflaumig, nussig, ölig. Mit Kräutern. Ein herrlicher "Initial Taste", gefolgt von der Möglichkeit, die Substanz länger sanft im Mund rollen zu lassen, wodurch sich dieses ölig-fruchtig-florale Bouquet noch verstärkt, ehe die Kräuter und eine feine Eichenwürze das Aromenensemble komplettieren. Auch hier kommt der Ausklang in Wellen und resümiert die wunderbare in Wellen wiederkehrende Aromenkomposition. Dieser Laberdolive wirkt lange nach. Immer wieder.
Abgang: Lang, warm, von unten kommend, in Wellen. Pflaume, Nuss, etwas Gascogner Eiche, Spitzwegerichsirup, feine Kräuter.
Fazit: Ich bin einfach gemacht für die Aromenwelt der Laberdolives. Und, ich dachte nicht, dass es möglich wäre -- aber der 1984er hat einen ebenbürtigen Bruder bekommen. Der 1979er hat weniger "strange" Red-Bull-Colanoten und mehr "klassische" Armagnac-Aromen der Pflaume, Vanille und des Spitzwegerich-Saftes. Dieses stofflich-dichte Arrangement der Laberdolives ist einfach nur großartig. 96.5 Gesamtpunkte für mich (97-96.5-96.5). Laberdolives sind wirklich eine eigene Kategorie.
Fazit aus dem Bordeauxglas: Es fällt schwer und ist eigentlich auch völlig sinnlos, diesem Spirit widerstehen zu wollen. Ein Laberdolive zum Träumen -- und das große Glas verschafft den idealen Raum dazu. Die Nase und der Initial Taste sind noch kirschintensiver und raumfüllender als aus dem Premium Snifter, am Gaumen entfalten sich wirklich alle Aromen, eines nach dem anderen, und ergeben ein Gesamtbild der Traumspiritklasse. Ein 97-Punkter (97.5-97-96.5), der dem 1984er in nichts nachsteht und in der "klassischen Eleganz" noch übertrifft. Dieser Laberdolive ist nämlich nicht nur Laberdolive, sondern auch ein "Grand Bas Armagnac" der Grand-Cru-Klasse. Aber das wissen die Franzosen schon seit dem tiefsten vorigen Jahrhundert. Jetzt weiß auch ich endgültig, warum das so ist.
Bas Armagnac Laberdolive 1979 Domaine de Jaurrey (2020)
Nase: Schön reif, gesetzt und wärmend. Betörende Eichenwürze mit reifen Kirschen und etwas Möbelpolitur. Gereiftes Kirschwasser? Leichte Nussnote wie bei einem alten (Oloroso) Sherry. Dazu weiter Sherrynoten wie Beerenfrüchte, Gewürze und ein Hauch von Weingummis. Schöne Kräuter im Hintergrund gemischt mit den von Sty beschriebenen Veilchen. Total stimmig und herrlich aromatisch. Nach fast anderthalb Stunden meine ich einen Hauch von Rauch wahrzunehmen.
Geschmack: Herrliche Kirschen, rote Beeren und Trauben mit wunderbar würzigen Noten von Zimt und Eiche. Im Hintergrund etwas Frische die an einen Drink mit Minze und Wassermelone erinnert. Auch hier schöne Kräuternoten und nach einiger Zeit wieder die Weingummis. Ich weiß zwar nicht wie Spitzwegerichsaft schmeckt, meine aber zu wissen was Sty hier meint
Abgang: Beeren und Eichenwürze halten sich die Hand. Etwas süß, etwas würzig und ein Hauch Minze/Kräuter im Hintergrund. Hält sehr lange an.
Fazit: Notiz an mich: Spitzwegerich(-saft)(-sirup) probieren Dieser Armagnac ist einfach so gut gemacht. Hier fehlt nichts und alles harmoniert wunderbar, ganz großes Kino. Ich halte mich kurz und vergebe 96 Punkte