Geruch: Karamell, Kirsche, Eiche. Feine Dichte. Kräuter wie Thymian und Kerbel betreten die Bühne, feuchter Waldboden. Hinter der süßen Grundierung melden sich dann auch noch ein paar Pflaumen. Und die Orangenschale sowie die knackig-dichte Textur führen zu einer leichten "Boingneres-Anmutung" (Cepages Nobles!). Wie sehr oft bei fassstarken Armagnacs im höheren 40%-Bereich wirkt der Spirit jünger als er ist mit seinen mehr als 48 Jahren.
Geschmack: Kommt sehr dicht und kräftig in den Mundraum, wo sich sofort auch die Karamellsüße entfaltet, gefolgt von der Kirsche, den Kräutern und der Orangenschale. Die 49,4% sind bestens eingebunden. Die Eiche meldet sich im Zeitverlauf. Am Gaumen weniger Pflaume als in der Nase, dafür mehr Kirsche und Orangenschale.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang und präsentiert die würzigen Noten mit Kräutern und Eiche im Vordergrund. Das Arrangement wird hinten heraus etwas trockener. Die Karamellsüße mit etwas Kirsche taucht wieder auf.
Fazit: Ich finde den Begriff so schön: Quaffable! Und zwar very very, vor allem für die Süßmäuler unter uns. Offenbar hat das Finish mit frischen, stark getoasteten Fässern die entsprechende Karamell-Süße hinzugefügt, die dann mit den Kirsch- und Orangenschalen-Aromen sowie der feinen Würze den entsprechenden Hochgenuss evoziert. Ich würde sagen, das "Experiment der Nachreifung" ist gelungen, geschätzter "Wu Dram Clan". Für mich ein 96-Punkte-Hochgenuss (96-96-95). Für Puristen und Anhänger alter "klassischer" (also nicht nachgereifter) Armagnacs a la Chateau des Gaube 1971 oder Baraillon 1974 mag dieser Armagnac etwas zu "quietschsüß" sein -- ich finde, eine solche Aromatik bereichert die Spirituosengattung. Und wir haben ja die Wahl.
Zudem wird es solche Nachreifungen nicht allzu oft geben, zieht eine solche Nachreifung doch enorm am Volumen, wie die Produzenten berichten. Und damit ich es nicht vergesse: Das ist sicher auch ein "Armagnac für Rum-Freunde".