Geruch: Sofort ist die alte Speysidenase präsent: Honig, Kräuter, Marille, etwas Wachs. Glenfarclas Ende der Siebzigerjahre, 38 bis 40 Jahre später abgefüllt aus einem 4th-Fill-Hogshead. Ist jetzt mein dritter dieser Art innerhalb kurzer Zeit. Beim 1977er scheinen mir nun die Eichennoten eher Richtung poliertes hartes Holz zu gehen. Dieses Family Cask dröselt das Aromenspektrum vom polierten Holz Richtung Kräuter (Kerbel, etwas Thymian), Wachs und schlussendlich hin zur "Glenfarclas-Marille" auf. Wieder einmal wunderbar.
Geschmack: In den Mund kommt der Malt großartig fruchtig, bestreut mit etwas Kerbel und Thymian. Feuchter Waldboden. Dann die Marille, etwas reife Isabellatraube noch. Mahagoni. Sehr dicht und ölig. Angenehme Wachsigkeit. Die 45,3% ergeben eine Aromenessenz in perfekter Stärke.
Abgang: Im Ausklang werden Holz und Kräuter stärker, ebenso das Wachs. Dieser Glenfarclas ist auf der Würz- und Kräuterseite der Familienmacht.
Fazit: Ein Glenfarclas, der die Sache zuerst von der Kräuterseite her angeht, ehe er im Mund zur perfekten Symbiose mit Mahagoni und Marille findet. Unterlegt wird all das im Mundgefühl und Abgang von den typischen Wachsnoten. Selbst bei so eng beieinander liegenden Grunddaten wie bei diesem und den beiden 1979er-Abfüllungen (1979/S18 und 1979/W17) lassen sich feine, aber signifikante Unterschiede in der Stilistik finden. Das hier ist wirklich der Kräuter- und Holzaromen-König, während die anderen beiden honigtiefer bzw. hellfruchtiger wirken.
Apropos Holz- und Kräuternoten: Ich hatte am selben Tag schon das 1986er-Family-Cask im Glas und das war mir eindeutig zu intensiv in seinen schon sehr bitteren Holz- und Wachsnoten. Diese Family-Cask-Ausgabe von 1977 zeigt für mich ganz klar, wie es anders gehen kann ... Macht wieder 95 Hochgenusspunkte (95.5-95.5-94.5) für mich.
Aroma: Sehr lieblich im Aroma. 39Jahre in einem Holzfass stellt man sich erstmal anders vor. Vanille mit feinen Gewürzen. Eine ganz leichte Eichenwürze mit Trauben und leichten floralen Noten sind zu entdecken.
Geschmack: Nussig im Antritt. Dann Äpfel und Zitonen. Das ganze leicht gezuckert.
Abgang: Lang und geschmeidig mit einer würzigen leicht maritimen Note
Fazit: Wirklich ein ganz toller Malt. Ein Gentleman ist er. Nichts kratzt nichts beißt. 2cl reichen nicht um alle Aromen und Noten finden und benennen zu können. Ich will auch garnicht weiter suchen. Der Samplerest wird einfach genossen.
Das Fass ist eine wichtigere Erfindung als das Rad, denn in einem Rad kann man keinen Whisky reifen.