Geruch: In die Nase kommen sofort die 70er-Jahre-Glenfarclas-Speyside-Noten: Reife Marille, Birne, Honig; etwas Litschi noch dazu. Die 49,4% verleihen eine wunderbare jugendliche Frische. Die Eiche ist nur ganz im Hintergrund präsent, die Würze geht eher Richtung Kardamon mit etwas Zimt. Später folgen wieder reife Isabella-Trauben.
Geruch aus dem Bordeauxglas: Aus dem großen Glas gesellt sich zur Hellfruchtigkeit sofort auch die Eiche -- und zwar jene mit zartem "Eichenrauch". Spannend! Dieses Wechselspiel hatte ich beim zweitern 1979er (in der Winter-2017-Abfüllung) nicht. Die für Glenfarclas singuläre Eichenversion bleibt im Vordergrund, Frucht, Wachs und Kräuter lugen aus dem Hintergrund hervor.
Geschmack: Im Mund zeigt sich wieder der volle Honig mit intensiver Wachsigkeit; hier erinnert der Glenfarclas ganz an den Glenglassaugh 1973. Wirkt intensiver als die 1979/2017er-Ausgabe. Nun ist auch die Eiche präsent und die Kräuter gehen Richtung Kerbel und Majoran. Es zeigen sich die 38 Jahre, und wie. Wer diese Würzigkeit mag (so wie ich), wird glücklich sein.
Abgang: Auch im Ausklang kommt die Würze voll zur Geltung: Eiche intensiv, die jedoch nie bitter wird, Wachsigkeit und intensive Kräuter, alles auf abendlichem Wadboden angerichtet.
Geschmack und Abgang aus dem Bordeauxglas: Aus dem Bordeauxglas bestimmen im Mundraum wiederum die intensiven Traubenfrüchte den ersten Eindruck -- dann folgen Wachs, Kräuter und schlussendlich die Eiche. Eine spannende Eindrucks-Umkehrung zum Premium-Snifter! Der Abgang liefert wieder die Zusammenfassung. Eine lohnenswerte Variante.
Fazit: Ein Tag in der Speyside in den späten Siebzigern des vorigen Jahrhunderts. Ganz hervorragend: Die Nase ist enorm "altes-4th-Fill-fruchtig", mit zarter Würze angereichert. Am Gaumen kommt der volle Antritt mit Eiche und Wachs, der Abgang bleibt dieser Stilistik treu, ohne extrem zu werden; gleichwohl muss man Würze mögen. Ich mag das und deshalb gibt's 95 Punkte (95.5-95-94.5).
Das Riedel Vinum Bordeaux liefert wieder einmal eine ganz eigene, hervorragende Charakteristik: In der Nase herrlicher Eichenrauch, am Gaumen dann sofort die volle alte 4th-Fill-Frucht mit Wachs und Kräutern, ehe der lange Abgang alles resümiert. Einmal mehr eine absolut lohnenswerte Variante! Macht ebenfalls 95 Genusspunkte für mich (95.5-95-95).
Für mich ist der 1979/2018er gleichauf mit dem 1979/2017er-Cask, wobei hier die Bordeauxglas-Variante besonders überraschend ist! Diese alten Speysider sind einfach großartig ...