Sattes, dunklels Kupfer-Orange, die Legs sind merklich kompakt-feingliedriger als bei den 40%-Versionen ...
Geruch: Eiche, zarter Eichenrauch, etwas angebranntes Karamell, dunkle Beeren mit etwas Eukalyptusfrische und einem Hauch Zimt. Sehr dicht, kompakt und cremig. Die leichte Rauchigkeit gefällt mir außerordentlich. Beim zweiten ausführlichen Test offenbart sich eine sehr schöne "helle Erdigkeit" (die sich beim ertsen Taste noch als "zarter Eichenrauch" zeigte); die saftigen Trauben sind klar und fett präsent, etwas (Oliven)Öligkeit; Frische. Und ein paar dunkle Beeren. Wird immer verführerischer, je länger im Glas.
Geschmack: Die Zigarrenkiste ist wieder da, diesmal mit Beeren, Zimt, Zwetschkenröster, Leder und auch etwas Ingwer. Beerenkompott mit Eichen-Espresso. Ganz dicht und dennoch cremig -- die für einen älteren Armagnac enormen 50,8% sind in keiner Phase "heiß", vielmehr sorgen sie beim an fassstarke Single Malts Gewöhnten für ein freudiges Grinsen. Sehr feine Rancio-Power. Beim zweiten ausführlichen Test: Ja, Zigarrenkiste mit Beeren, Zimt, Leder und etwas Ingwer. Beerenkompott mit Eichen-Espresso; zarte Heunoten. Auch beim zweiten Test sehr dicht und cremig.
Abgang: Im mittellangen bis langen Ausklang bleibt die Aromendichte, Eichen-Espresso und Rancio stehen nun im Vordergrund, leicht umspielt von den dunklen Früchten. Zweiter Test: Im mittellangen bis langen Abgang bleibt die Aromendichte, nun stehen Eichen-Espresso und Rancio im Vordergrund, nur ganz leicht umspielt von den dunklen Früchten.
Fazit: Einzelfass und Fassstärke bei einem Armagnac, kann das gutgehen, wo doch gerade bei Laubade auf die Aromenvielfalt und "leichte Zugänglichkeit" größter Wert gelegt wird? Es kann. Ich denke, in einem 1992er-Vintage-Blend würde dieses Fass die Leadrolle für "Eiche und Dunkelfrucht" übernehmen. Nun haben wir diesen starken Spieler solo vor uns. Es ist fast so, als hätte sich ein Baraillon in feineren Zwirn geworfen. Und trotz aller Stärke: Damit prahlen und übertreiben will man nicht. Für mich ergibt das ein astreines 94-Punkte-Vergnügen (94-95-93).
In seiner Dichte und Cremigkeit (wenngleich die Fruchtigkeit naturgemäß völlig anders geartet ist) erinnert mich dieser Laubade auch an den 1984er-Folle-Blanche mit fassstarken 49% von Boingneres. Die Stärke ist in beiden Fällen perfekt eingebunden. Ob das nur Fassstärken-Single-Malt-Aficionados so sehen?
Nase: Nuss, Schokolade, Trauben, ein Hauch Orange, Tabak, Karamell
Gaumen: spürbarer Antritt, cremig auf der Zunge, fast sirupartig, fruchtiger als in der Nase, etwas Holz ohne Bitterkeit, Walnuss, Creme Brulee
Abgang: warm, würzig, nussig
Bewertung: Fassstark und doch weich, sanft und doch intensiv, komplex und doch sehr zugänglich, das ist die ganz große Kunst der Spirituosenherstellung. Kratzt an der Perfektion.