Geruch: Ok, der war 36 Jahre im Fass und hat schon ordentlich Eiche mitgebracht. Und feuchten Waldboden. Pflaumen, dick eingekocht. Majoran und Thymian -- Armagnacgulasch sozusagen ;-) Es taucht dann aber auch dieser "typische Ravignan-Sherry-Twist" auf. Fortified. Ja, der 1981er ist nichts für Starkwürzphobiker und Eichenallergiker. Für mich ist der was. Weil nämlich auch die Pflaume mit der Zeit intensiver wird.
Geschmack: Entwickelt sich intensiv und sanft wie der 1985er, allerdings mit mehr Eichen- und Würz-Fracht. Die Pflaumenfrucht ist da, Sherry ebenfalls. Majoran und Thymian ebenso wie die aus eher feuchten Chais oft üblichen Noten dunkelfeuchter Walderde. Der ist würzig, alt und elegant zugleich, was eine seltene Mischung darstellt. Eine Ausgewogenheit und Eleganz, die manchem Ténarèze-Armagnac auch ganz gut stehen würde.
Abgang: Der Ausklang ist mittellang bis lang, da fehlt nichts und die Aromen des Duftes sowie aus dem Mundraum wandern die Kehle hinunter und kehren wieder. Der alte Herr hat Erfahrung, Kraft und Ruhe.
Fazit: Vor mehr als einem Jahr hatte ich diesen Ravignan bei etwa 94 Punkten. War also für mich immer schon ein "sehr guter", wenn auch nicht "herausragender" Armagnac. Es ist ein Jammer mit den Ansprüchen! Dieser 1981er zeigt erstens sehr schön, dass auch Armagnacs von einer längeren Öffnung der Flasche profitieren können. Und zweitens, dass sich manche "Wiederentdeckung" lohnt -- ganz einfach, weil man nach der Erstbegegnung vor fast zwei Jahren mehr Vergleiche und Erfahrung hat und die Dinge zumindest anders einschätzen kann. Der langen Schreibe kurzer Sinn: Das ist aktuell ein 95-Punkte-Spirit (95.5-95-95) für mich und kratzt damit schon außerordentlich an der Spiritheavenschwelle. Ein wirklich wunderbarer alter Armagnac für Fortgeschrittene.