Geruch: direkt volle Aromenfracht, Rosinen, Waldhonig, alte Orangenmarmelade, Vollmilchschokolade, reife Pflaumen, trockene Sägespäne, trockenes Heu, schwarzer Tee, Kräuternoten, ganz entfernt alte Bücher, ein wenig Maggikraut, alles in allem sehr harmonisch
Abgang: mittellanger bis langer Abgang, immer noch viel Waldhonig, saftige Rosinen, helle Schokoladenaromen, eine Andeutung von weißem Pfeffer, der Abgang ist vergleichsweise kurz
Fazit: ich gebe eine 2+ (tolle Abfüllung) in meinem Bewertungsschema, ein schöner sherryfassgereifter Whisky, die Hersteller haben alles richtig gemacht, allein der Preis (ca. 490 Euro) im Vergleich zu einem Macallan 12 SO 43% ist nicht gerechtfertigt
Slàinte Mhath
Und: Ich mag KEINE Blindsamples und Busse und aus der 100-Punkte-Bewertung habe ich mich verabschiedet.
Nase: Intensive Sherryaromen stehen förmlich über dem Glas. Der Ersteindruck ist saftig. Feine Trockenfrüchte, allen voran Trockenfeigen, treffen auf rote Johannisbeeren und helle Pflaumen. Trockenpflaumen und Rosinen sind auch mit dabei, wenngleich der Sherry nicht von der allerdunkelsten Art ist. Orangen, Zitronen, grüner Tee und frischer Tabak greifen prima ineinander und changieren lebhaft. Etwas Leder kommt durch und im Hintergrund liegt dunkle Schokolade. Mit ihr treten auf einmal auch dunklere Beeren auf den Plan: Heidelbeeren und Brombeeren sorgen für eine schöne Fruchttiefe. Etwas Zimt und Pfeffer deuteen sich an, während Majoran und Minze für eine herbe Frische sorgen. An sich wird die Nase mit der Zeit immer würziger. Zusammen mit etwas Möbelpolitur kündigt sich richtig intensives Eichenholz an. Ich bin gespannt.
Mund: Ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Auf Anhieb ist alles so harmonisch, dass ich den ersten Schluck überdurchschnittlich lang im Mund halte. Der gute Tropfen liegt bemerkenswert ruhig und geschmackvoll im Mund; das Mundgefühl ist angenehm stoffig. Schon früh deuten sich viel Eichenholz an. Zunächst gibt es aber ordentlich viel Orangenöl, saftige Pflaumen, Rosinen, Trockenfeigen und Tabak. Veilchen und vereinzelte Gewürznelken sorgen zusammen mit Zimt, Anis, und Minze für einen interessanten, facettereichen Rahmen. Für einen Moment muss ich gar an Fenchelsamen denken. Langsam arbeiten sich Schokolade und Eichenholz aus dem Hintergrund nach vorne, während vordergründig das leckere süß-saure Zusammenspiel der Früchte anhält. Geröstete Nüsse eifern der Schokolade und dem Eichenholz nach. Die Geschmacksentwicklung ist lang und gefällt mir ausgesprochen gut. Zumal sich begleitend fast unbemerkt eine spürbare Würzigkeit aufbaut, die die Intensität der einzelnen Geschmackseindrücke gekonnt befeuert. Spätestens im Übergang zum Finish führt die Eiche mit ihrem intensiven trockenen Holzgeschmack Regie. Marzipan, Lakritz und schwarzer Kaffee ziehen auf.
Abgang: Das Finish ist mittellang bis lang und bleibt bis zum Schluß ausgesprochen harmonisch. Das itensive alte Eichenholz erweist sich als elegantes Bindeglied zwischen den Trockenfrüchten, der dunklen Schokolade, dem Orangenöl, Marzipan und Tabak. Schwarzer Kaffee und etwas Lakritz sind durchweg präsent und zum Schluß grüßen wieder die saftigen Pflaumen mitsamt des Nachklangs von Gewürznelken. Langsam fällt der finale Vorhang.
Charakter: Harmonisch, facettenreich und intensiv. Mit ihren 18 Jahren wirkt diese Abfüllung schon sehr gesetzt. Sehr saftig und nicht von der allerdunkelsten Sherrybauart. Das prima Eichenholz wird mir genussvoll in Erinnerung bleiben. Diese intensive und gleichermaßen elegante, nicht tiefdunkle Sherrycharakteristik dürfte Macallans guten Ruf begründet haben. Auch die Eiche deutet auf gute Sherryfässer hin.
Bewertung: Für diesen leckeren und harmonischen Sherrygenuss in Trinkstärke gibt es von mir volle 91 Punkte.