Art: Straight Bourbon Region: Indiana, USA Destillerie: MGP / Ross & Squibb, Indiana
Alter: 6 Jahre Fasstyp/en: Frische amerikanische Weißeiche Alkohol: 54,5% Preis: USA ca. 55 - 60$ , Deutschland ca. 60€ Färbung: Nein Kühlfilterung: Nein
MGP ist bisher vor allem als große Destillerie in Indiana bekannt, von der gern gesourced wird. Seit einigen Jahren möchte man in Indiana aber (unter dem neuen Namen “Ross&Squibb Distillery”) auch ein starkes hauseigenes Portfolio aufbauen. Die Marke (George) Remus ist ein Beispiel dafür, hier geht es um einen ihrer neuesten Ableger, der in den USA im Sommer 2023 und bei uns im November 2023 erschien, den Remus 6 Years “Highest Rye” Bourbon.
Wie der Name sagt: 6 Jahre Reifung, natürlich Bourbon-konform in frischer ausgebrannter Weißeiche. Besonders auffällig ist natürlich der Beiname “Highest Rye”.
Bourbon muss bekanntlich zu mindestens 51% aus Mais bestehen, der Rest ist frei für jedes erdenkliche Getreide, doch als “typisch” gilt eine Bourbon Mashbill, wenn der Maisgehalt deutlich über diesem obligatorischen Anteil liegt und der vergleichsweise kleine Rest aus Roggen und gemälzter Gerste besteht. Ab etwa 20 - 25 % Roggengehalt spricht man gemeinhin von einem “High Rye Bourbon”, der Gedanke dahinter: Ab etwa diesem Anteil beginnt der würzige und markante Roggen, einen deutlichen Einfluss auf den Gesamtgeschmack des Bourbons auszuüben.
Dieser Remus Bourbon macht seinem Beinamen alle Ehre, seine Mashbill setzt sich aus 51% Mais, 39% Roggen, 10% gemälzter Roggen zusammen. Wortwörtlich gilt also: Mehr Rye geht nicht bei einem Bourbon.
Der geneigte Leser mag nun aber den Finger heben und sagen: Haaalt, Stopppp! Für einen Bourbon klingt das zwar alles ungewöhnlich, doch bei nur minimalster Veränderung der Mashbill hätten wir doch etwas nur allzu normales und viel weniger aufregendes vor uns, nämlich: Einen “barely legal” Rye Whiskey! Korrekt. 2% runter im Mais, 2% hoch im Roggen und wir hätten - vom gemälzten Roggen mal abgesehen - einen typischen “Kentucky-Style” Rye Whiskey vor uns, von denen es nicht wenige auf dem Markt gibt.
Sollte man hier also überhaupt von etwas besonderem ausgehen? Wir werden sehen…
Nase: Süß mit gewisser Vanille-Note, schnell aber trocken-herber werdend mit würziger Eiche und Leder, bei noch längerem Riechen dann etwas mehr in Richtung frischer minziger Rye-Noten. Mund: Hui, anders als in der recht milden Nase machen sich hier die 54,5% vol. auf Anhieb bermerkbar. Kräftig! Nach diesem ersten rein kräftigen Punch dann die Geschmäcker… viel Eiche, aber keine warm-weiche mit süßer Schokolade, sondern mit trockener Würze, Pfeffer, und vor allem: Leder. Abgang: Eiche und Pfeffer, die aber schnell weichen und erstmals Raum für “klassische” Rye-Noten machen… eine frische, grasig-minzige Note. Ganz hinten dann "After Eight": Minze mit einem Hauch herber Schokolade und etwas Malz. In all dem sehr lang.
Wenn man die Mashbill vor Augen hat, kann man sich herleiten was der hohe Roggengehalt hier geschmacklich bewirkt, nämlich im Zusammenspiel mit der dominanten Eiche eine trockene, ledrige “Unverspieltheit”. Im Gesamteindruck aber nicht so sehr das, was man gemeinhin als “typische” Roggennoten bezeichnet. Folglich sind wir geschmacklich insgesamt trotz der Mashbill recht deutlich bei einem Bourbon… was zu begrüßen ist, denn so bietet die Mashbill durchaus etwas besonderes, das von gängigen “barely legal” Ryes deutlich abweicht! Hier mögen auch die 10% Roggenmalz ihre Wirkung haben, vor allem im langen Abgang.
Nun, kritisch gesagt ist der Remus etwas eindimensional in beschriebene Richtung, und bietet erst im langen Abgang eine weitere Facette. Wenn man genau diese Richtung aber mag, liegt man bei ihm genau richtig!
Es steht und fällt also damit, wie sehr man trocken-eichige, ledrige Noten in seinem Bourbon mag, und so spricht Kai zum üblichen Preis von ca. 60€ eine glatte Empfehlung aus, während Rolf etwas zögert, und zumindest in Sachen “George Remus” deutlich lieber zum günstigeren 47%-igen mit völlig anderer Mashbill greifen würde.
Mehr zum Remus "Highest Rye" Bourbon wie immer in unserem Video.