Art: Clairin Land: Haiti Destillerie: Distillerie Sonson Pierre Gilles Ausgangsmaterial: Zuckerrohrsaft Destillationsverfahren: Pot Still Abfüller: Velier
Nase: Gärende rote Beeren und überreife Ananas mit säuerlichem Stich verschmelzen mit Nagellackentferner und Flüssigkleber, penetrant fruchtig und gleichzeitig gemüsig, eine Mischung aus eingekochten Erdbeeren aus der Dose und Rote Beete Salat, Himbeeressig, süß-sauer eingelegte Maiskölbchen, im Rückraum wartet saftiges Süßgras, ganz wenig Trüffelöl, ein irgendwie verstörender und ziemlich abgefahrener Geruch mit für mich leicht abstoßenden Tendenzen
Gaumen: Ganz anders als der Geruch vermuten lässt, ziemlich pflanzlicher Auftakt mit Zuckerrohr und rohen knackigen Zuckermaiskölbchen, die Klebstoffakzente sind nur noch angedeutet, ein klitzekleines Tröpfchen Himbeeressig für eine leicht Säure, zunehmend süß, aber auch erdig-würzig werdend, mit Schale gebackene Ofenkartoffel, Süßholz, bisschen Anis
Abgang: Ordentlich langer Abgang, Tonerde, mit einer an Anis erinnernden Gewürznote ausklingend, gezuckerte Lakritze, Himbeerschalen und -kerne sowie rohe Kulturchampignons schwingen beim süßen und mit einem subtil metallischen Beigeschmack versehenen Nachklang mit
Bewertung: Ich kann nicht behaupten, dass mir dieser Clairin gut gefällt. Interessant und spannend ist er allemal, aber der Geruch hat für mich schon einen leichten Ekelfaktor. Dennoch ertappe ich mich beim wiederholten Schnuppern am Glas, ähnlich einer eingerissenen Nagelhaut, bei der man trotz leichter Schmerzen immer wieder daran zupft. Zum Glück gehen der Geschmack und der Abgang in eine ganz andere Richtung und bringen für mich das Gesamtbild doch wieder in die richtige Spur.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin