Aroma : In der Nase zuerst eine volle Portion Honig, Orangen, Pfirsiche gepaart mit einer leichten blumigen Note. Da sticht nichts in der Nase und an dem Aroma könnte ich Stunden schnüffeln. Nach einer Zeit kommen mir noch leichte nussige Noten entgegen. Leichtes Karamell. Insgesamt sehr rund ohne große Ecken und Kanten. Sehr angenehm. Im Mund: Ohoh, ganz anders als in der Nase. Zuerst habe ich an einen Rum gedacht. Sehr brachial kommt er rein. Wird dann aber sanfter. Holz, Nüsse und Würze kommen als erstes, dann nimmt er sich zurück und ich entdecke Kräüter und leichte Pfirsichnoten. Nach der Nase hätte ich das nicht gedacht. Hier überrascht er am Gaumen doch sehr. Abgang: Ich sage hier mittellang. Hier geht die Frucht eher zurück und die Holzwürze mit etwas Kräutern dominiert.
Gesamtfazit: Er gefällt mir schon gut. Die Unterschiede zwischen Nase und Geschmack ? Das lässt mich unschlüssig zurück ob ich das mag oder nicht. Auf der einen Seite sehr interessant, auf der anderen Seite auch unrund. Insgesamt schon ein toller Armagnac. Ob ich ihn kaufen würde ? Ich bin unschlüssig.
Journal des Kirsch No. 1 Lous Mouracs 1996/2023 Single Cask 52,7% Vol.
Farbe: Deep copper
Nase: Der Ersteindruck ist ausgewogen und recht weinig. Zwetschgen treffen auf rote Johannisbeeren und Kirschen. Unterschwellig schwingen Madeira-Pfirsiche mit. Nach und nach kommt immer mehr feuchter Waldboden durch. Rancio deutet sich an. Honig, Milchschokolade und ein bisschen Vanille bedienen spielen die süßliche Klaviatur während grüner Tee, frische Minze und Limetten für eine angenehme Frische sorgen. Der Alkohol ist gut eingebunden und die Intensität lässt keine Wünsche offen. Je länger ich verrieche, desto mehr wähne ich ein bisschen Eichenholz im Hintergrund und zwischendurch blitzt immer wieder die Assoziation an zerkaute Weintraubenkerne durch.
Mund: Vergleichsweise klar und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Sofort werde ich von einem überwältigenden Fishermen’s Friend-Geschmack überrascht. Scharfe Pfefferminze, Ingwer, Anis, Orangen, Orangenzesten und Zitronenzesten verbeißen sich derart kräftig in die Zunge, dass die Gesichtszüge für einen Moment entgleisen. Das ist mir unverdünnt definitiv zu viel des Guten. Eine Handvoll Grapefruits können sich in dem hitzigen Dampf noch etwas behaupten, und sobald der Paukenschlag etwas verhallt, finde ich mich schon schnell im Finish wieder. Etwas Wasser mildert das ungestüme scharfe Auftreten deutlich und bringt Orangensaft stärker zur Geltung. Zudem findet jetzt tatsächlich mal eine Geschmacksentwicklung statt. Noch vor dem Übergang zum Finish kommen der Saft frischer grüner Zweige und trockenes Eichenholz durch. Eine Handvoll Bittermandeln spielt angenehm mit den Grapefruits zusammen und es geht weit versöhnlicher dem Ausklang entgegen.
Abgang: Unverdünnt steht das Finish unter dem Vorzeichen des beschriebenen scharfen Geschmacks. Etwas Eichenholz kommt zwar durch, spielt aber bis zum allerletzen Ausklang nur eine Nebenrolle. Ein Teelöffel Wasser auf zwei cl versöhnt mich mit dem Tropfen. Ich habe meine Gesichtszüge wieder im Griff, die Augen sind nicht mehr zugekniffen und das Zusammenspiel von Eichenholz, Orangensaft, Grapefruit, Bittermandeln und der nunmehr im Hintergrund wabernden Pfefferminz-Ingwer-Anis-Schärfe weiß durchaus zu gefallen.
Charakter: Eine herausfordernde Abfüllung, die mir unverdünnt zu scharf und ungestüm daherkommt, mit etwas Wasser aber deutlich runder und interessanter wird. Meinen persönlichen Geschmack trifft sie zwar nicht unbedingt, aber Freunde orangen- und zitrusfruchtiger Armagnacs mit Dampf und spürbarem Eichenholzeinschlag dürften hier auf ihre Kosten kommen.
Bewertung: Persönlich hat mir die Nase am besten gefallen und in der Gesamtschau lasse ich mal spontan 87 Punkte springen. Eau de vie im Sinne von „weckt die Lebensgeister“ findet hier unverdünnt definitiv statt.