Ahornsirup und Pfannkuchen: Dreamteam. Ahornsirup und Rye Whiskey: Wir werden sehen! :D
50% Alkohol, 100% Roggen, von Koval aus Chicago, Illinois, Alter gänzlich unbekannt, denn da nicht-Straight besteht kein Bedarf einer Mindesreifung von 2 Jahren und keine Kennzeichnungspflicht falls Komponenten jünger als 4 Jahre verwendet werden.
Wie immer bei Koval: Single Barrel. In Deutschland sind sämtliche der Einzelfassabfüllungen des Koval Rye - Maple Syrup Cask Finish als Exklusiv-Abfüllung für den deutschen Importeur Kirsch-Import auf dem Markt, doch es gibt ihn in quasi gleicher Form auch in den USA.
Nase: Bereits auf Entfernung sehr intensiv mit süßen Noten. Geht man näher kommen dann auch tiefe Roggennoten dazu. Die Süße bleibt präsent, aber entgegen des allerersten Eindrucks nicht zu dominant. Blind würde man möglicherweise hier auch noch gar nicht explizit auf Ahornsirup kommen, aber eben eine intensive Süße, die auch “natürlichen” Reifungsursprungs sein könnte. Mund: grün-waldige, herb-tannige Roggennoten in Balance mit kräftiger Süße. Zunächst eher Honigsüße als Ahornsirupsüße, das wandelt sich jedoch: Je häufiger man probiert, desto mehr kommt der Ahornsirup unverkennbar hervor. Durch die Süße entsteht ein Eindruck von Tiefe, die aber erkennbar keinen eichig-gereiften Charakter hat. Abgang: hier der Ahornsirup sehr dominant. Süß, kräftig, mit regelrecht klebrig werdendem Mundgefühl. In all dem: lang.
In den Tastingnotes nicht berücksichtig, aber erwähnenswert: Er hat bei all dem auch noch einen Koval-Brennereicharakter. Diese Noten sind schwer beschreibbar - und nicht allzu dominant in diesem - aber wer einige Kovals kennt, wird wissen was gemeint ist. Er gefällt uns aber rundum und deutlich besser als etwa der Koval Single Barrel Bourbon, bei dem diese Noten - “unbegleitet” von anderen Geschmackskomponenten - für uns einerseits zu flach, leer, unspektakulär, andererseits zu parfümiert wirkend daherkommen. Soll heißen: Es wird zwar sicherlich helfen, die “typischen” Koval-Noten zu mögen, um auch diesen zu mögen, aber auch wer mit anderen Kovals noch nicht warm wurde, kann diesem mal eine Chance geben… unter einer weiteren Bedingung, denn:
Je häufiger man nippt, desto dominanter wird der Ahornsirup, dies gilt vor allem - nach einigen Schlucken - dann für den Abgang! Spätestens hier kommt man dann nicht umher, Ahornsirup als klare Geschmackskomponente eines Whiskys mögen zu müssen, um diesen Whiskey genießen zu können.
Als Fazit sagen wir dennoch: Die süße Tiefe macht sich gut bei diesem Rye. Anfangs dezent und später dominanter, übermannt sie den Roggen - während des Trinkens - nie komplett, ergänzt ihn aber und macht das ganze letztlich interessanter und komplexer. So soll es doch sein, bei einem Fassfinish, egal welcher Art. Einzig der Abgang ist uns dann nach mehrfachen Nippen endgültig zu Ahornsirup-lastig, was dazu führt, dass das kleine 0,5 Liter-Fläschchen - in dem die Kovals in Europa ja immer daherkommen - wohl recht lange reichen würde. Das bringt uns zum Preis: 50€. Wie gesagt, für 0,5L. Auf das üblichere Format 0,7L hochgerechnet folglich 70€.
Nichts, was wir uns zu dem Preis nachkaufen würden, dennoch ein gelungener Exot - unserer Meinung nach jedenfalls deutlich gelungener als diese andere Ahornsirup-Whiskey-Eskapade.
Mehr zum Koval Rye - Maple Syrup Cask Finish gibt’s in unserem Video:
Ich bin zum Einen bekennender Fanboy amerikanischer Whiskeys und habe es bislang sehr selten in meinem Trinkerleben gehabt, dass ein Whisk(e)y - egal welcher Herkunft - gar nicht geht. Dieser ist Einer. Wie immer zählt hier der persönliche Geschmack, aber das Teil war schon Körperverletzung. Es hat immerhin dazu geführt, dass ich vorerst einen großen Bogen um Koval mache.