„Nichts auf dieser Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit.“ — Martin Luther King US-amerikanischer Theologe und Bürgerrechtler 1929–1968
Nase: Schokolade mit Beeren- und Haselnusscreme, im Hintergrund eine deutliche Holznote. Der Alkohol sticht etwas. (89 P.)
Gaumen: Schoko-Praline mit Beeren- und Haselnusscreme sowie Cognac; viel Holz, aber nicht zu viel, sehr angenehm. Der Alkohol stört weniger als in der Nase. (90 P.)
Abgang: mittellang mit denselben Eindrücken wie am Gaumen. Ein Mundgefühl, als ob man gerade eine leckere, hochwertige Praline gegessen hat. (90 P.)
Fazit: Wieder ein guter (M)-Speysider. Etwas zu wenig Frucht vielleicht, aber es steht dem Malt andererseits gut, dass er nicht vom Sherry erdrückt ist. Dadurch wirkt er harmonisch und edel. 158 Euro sind okay.
Nase: Sherryfruchtigkeit, getrocknete Pflaumen, Datteln, Rosinen, dann säuerliche rote Beeren und trockene Eiche, etwas nussig
Geschmack: Kräftiger Antritt mit viel Eiche. Dann schlägt die Beerenfruchtigkeit durch. Leicht süß, etwa Tabak, Nelke und Muskat. Wird mit der Zeit im Mund nussiger. Karamellisierter Apfel kommt durch.
Fazit: Schöner, kräftiger und vielschichtiger Sherrymalt. Er hat viel Fass abbekommen ist aber nicht total erschlagen. Gefällt mir sehr gut, wäre mir den aufgerufenen Preis aber nicht wert.
Nase: Auf Anhieb wird klar: keine dunkle Sherrybombe. Ein überraschend frisches und ausgewogenes Sherryprofil zieht in die Nase. Elegant? Ja. Komplex? Eher nein. Rosinen treffen auf Haselnüsse und etwas dunkle Schokolade. Im Hintergrund liegen Orangenschalen und mit der Zeit entwickeln sich in der Tat ein paar schöne Früchte. Mit etwas Schmunzeln muss ich an englischen Früchtekuchen denken, da sich zu den Orangen kandierte Kirschen gesellen. Dazu gibt es außerdem Zwetschgen und reife rote Johannisbeeren. Sehr gut gefällt mir der Hauch Möbelpolitur, der mitschwingt. Der Alkohol ist für die hohe Fassstärke gut eingebunden und ich freue mich auf den ersten Schluck.
Mund: Weich und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Dabei zeigt er sich überraschend zurückhaltend im Geschmack. Gerstenmalz, Haselnüsse und Schokolade sind zwar präsent, aber irgendwie fällt er in den ersten Sekunden in ein kleines Loch. Auf eine merkwürdige Art und Weise fehlt etwas der Anschluss. Zwar wird der Speichelfluss zunehmends von der Alkoholstärke, und ein paar hinzugekommenen Orangenschalen angeregt, aber statt feinerer Facetten baut sich lediglich eine hitzig-würzige Ingwer-Kräuter-Bugwelle auf. Beim ersten Herunterschlucken bäumen sich Menthol, bitter-scharfe Kräuter und Ingwer derart stark auf, dass alles andere geschmacklich überlagert wird. Als Trinkgenuss würde ich das nicht gerade bezeichnen. Bei nachfolgenden Schlucken übernimmt glücklicherweise das Eichenholz den Staffelstab. Außerdem treten noch süß-säuerliche Beeren auf den Plan. Wirklich abholen tut mich der Geschmack aber nicht; ganz im Gegenteil: ich hatte sowohl auf mehr Tiefe und Ausgewogenheit als auch auf eine größere geschmackliche Bandbreite gehofft.
Abgang: Das Finish ist mittellang und wird vom durchaus schönen Eichenholz getragen. Der Rest ist wie der Geschmack unspektakulär: etwas Sherry, Orangen, ein bisschen Schokolade und Nüsse. Der Fußabdruck der bitteren Kräuter bleibt durchgängig erhalten. Zusammen mit dem Austrocknen und Bitterwerden des Eichenholzes gefällt mir das ganz zum Schluss des Finishs sogar recht gut. Mein persönliches Highlight dieser Abfüllung ist definitiv das letzte Drittel des Finishs. Da kommt wieder der Holzwurm in mir durch. Zu guter Letzt wird er sogar noch mit etwas kaltem Espresso verwöhnt.
Charakter: Eine hitzig-würzige und kräuterdominierte Sherryabfüllung, die meiner Meinung nach hinter ihren Ansprüchen zurückbleibt. Alles andere als elegant und komplex. Am Ende holt für mich lediglich das durchweg schöne und leckere Eichenholz das Eisen aus dem Feuer. Die Art und Weise, wie es hinten raus austrocknet, die bitteren Kräutern einfängt und mit dem kalten Espresso zusammenspielt, gefällt mir sehr gut.
Bewertung: Eine ordentlich Abfüllung, die mich aber etwas enttäuscht hinterlässt. In der Gesamtschau gibt es von mir 88 Punkte und spätestens angesichts des Preises erübrigt sich die Frage nach einer Großflasche.