Nase: Schwefelige Sherryaromen ziehen in die Nase. Zündhölzer treffen auf verschimmelte Zitronen. Das klingt übler, als ich es meine. Der entstehende Geruch ist zumindest ganz interessant. Zu den saftigen Rosinen gesellen sich leicht angegoren wirkende rote Beeren und Trauben. Die Früchte wirken recht weinig. Und immer wieder melden sich die beißenden Zitronen und die Zündhölzer. Unterschwellig schwingt Marzipan mit: umhüllt von einer dünnen Schicht dunkler Schokolade. Leicht säuerliche Kräuter schwingen mit. Ich muss an Sauerampfer und die Stile von Petersilie denken. Und dann ist da noch diese eine Note, die wie eine Mischung aus feuchtem Scheuerlappen und Kork daherkommt. Das hier ist wahrlich kein Easy Malt. Auf den ersten Eindruck nicht so recht meins, aber dennoch zieht mich die Eigenwilligkeit in den Bann und auf merkwürdige Art und Weise gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken. Ein paar Tropfen Wasser befeuern übrigens die beißenden Zitronenschalen noch weiter.
Mund: Vergleichsweise klar und überaus intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Orangenschalen werden unmittelbar von beißenden Zitronenschalen überrannt. Begleitend dazu gibt es einen Korkschmecker vom Feinsten, abgebrannte Zündhölzer und ordentlich viel Ingwer und Pfeffer, die das scharfe Prickeln im Mund noch verschärfen. Der erste Schluck überwältigt mich derart, dass ich gar nichts anderes mehr greifen kann. Bei nachfolgenden Schlucken kommen noch saftige Rosinen und undefinierbare Kräuter hinzu. Weitere Aromen kann ich aber überhaupt nicht mehr greifen, weil alles zunehmends von dem feucht-morschen Eichenholzgeschmack überlagert wird, der sich nach dem ersten Schluck im Finish ausgeprägt hat. Immerhin tritt das Bissige etwas in den Hintergrund, aber schön ist anders. Zumal sich ein wenig das Mundgefühl nach zerkauten Weintraubenkernen einstellt.
Abgang: Das Finish ist mittellang bis lang. Man reibe bittere Orangenschalen und scharfe Zitronenschalen ab, lasse sie etwas vergammeln, garniere sie mit Ingwer und Pfeffer, umhülle sie mit Zündholzrauch und fertig ist die Bühne für einen gammelig-feuchten, etwas alterschsschwachen aber penetranten Eichenholzgeschmack. Puh. Was hat man sich hierbei bloß gedacht? Nun denn: ein paar Hartgesottene werden es mögen.
Charakter: Schwefelig, scharf und gammelig. Intensiv und grobschlächtig. 27 Jahre hat man erfolgreich einen Bogen drum herum gemacht, dann wurde er abgefüllt.
Bewertung: Was zunächst interessant und spannend erschien, endet einfach nur mies. Dank dieser Abfüllung werde ich Le Gus’t zunächst erstmal meiden. Ihr 1988er Speyside war schön, aber dass sie so etwas abfüllen und dann auch noch teuer verkaufen, finde ich suspekt und hinterlässt mich etwas argwöhnisch zurück. Von mir gibt es schmale 65 Punkte.
Zitat von Bruno59 im Beitrag #3@matts Bisher kannte ich Dich eher als verzeihenden Bewerter , aber hier gibt es jetzt echt einmal Dresche . Und zwar richtig.
@Bruno59 Ja, ich mag ihn nicht. Aber ich kann verstehen, dass er polarisiert und dass es Whiskyfreunde gibt, die ihn prima finden. Mein Samplerest habe ich auch gleich volley zu @galli weitergespielt. Da er meinte, dass er eine recht hohe Schwefeltoleranz hat, könnte ihm diese Abfüllung vielleicht sogar liegen. Auf jeden Fall weit weniger schlimm als dieser Eddi , den ich jüngstens im Glas hatte.
Zitat von Bruno59 im Beitrag #3@matts Bisher kannte ich Dich eher als verzeihenden Bewerter , aber hier gibt es jetzt echt einmal Dresche . Und zwar richtig.
@Bruno59 Ja, ich mag ihn nicht. Aber ich kann verstehen, dass er polarisiert und dass es Whiskyfreunde gibt, die ihn prima finden. Mein Samplerest habe ich auch gleich volley zu @galli weitergespielt. Da er meinte, dass er eine recht hohe Schwefeltoleranz hat, könnte ihm diese Abfüllung vielleicht sogar liegen. Auf jeden Fall weit weniger schlimm als dieser Eddi , den ich jüngstens im Glas hatte.
@matts Da bin ich ja echt auf @galli 's Meinung gespannt.
Slàinte Mhath
Und: Ich mag KEINE Blindsamples und Busse und aus der 100-Punkte-Bewertung habe ich mich verabschiedet.
Die Meinungen in der Base fallen höchstverschieden aus. Und ich liege da irgendwie am extremen Ende. Eigentlich sind solche polarisierenden Abfüllungen ja was Schönes. Auf jeden Fall spannend. Ideal für einen Stammtischabend.
Wenn ich mich täusche, war der Malt Bestandteil eines Adventskalenders und daher hatte ich auch nur die eine einzige Momentaufnahme Zeit für meine Eindrücke. Normalerweise bin ich ebenfalls ziemlich anfällig für Schwefelsuppen (negativ), aber daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Sollte der noch einmal irgendwann zum halbwegs akzeptablen Preis geteilt werden, lang ich noch einmal zu