Frucht: Vogelbeere (Eberesche, Mehlbeere) aus dem Mühlviertel (Österreich) sowie aus der Tschechischen Republik Alkoholgehalt: 41,5% VOL
Preis: ~80€ (35cl) (01.2022)
Information: Für diesen Brand werden die Vogelbeeren im Mühlviertel sowie in Tschechien von Hand geerntet und schockgefrostet. Dadurch können vor der Weiterverarbeitung auch die feinen Stiele leichter entfernt werden.
Die Vogelbeere kann je nach Klima ab August gepflückt werden, optimaler Weise erfolgt die Ernte aber wesentlich später. Nach dem ersten Frost haben die Beeren am meisten Zucker; absolut betrachtet jedoch äußerst wenig.
Für einen Liter dieses Brands werden etwa 35kg benötigt.
Nase aus dem Rochelt Schnapsglas Fein würzig, teils aggressiv ätherisch, moderat Marzipan, warme Süßholzwurzel, destilliertes Blattwerk, Rauch. Im zweiten Anlauf plastischer mit süß-würzigen Beeren, Duft exotischer Zierblumen. Insgesamt kühlend adstringierend, schubweise süß.
Gaumen Würzig-adstringierend. Erde, Gehölz, Rauch (Tabak & Torf), suggerierte Säure (Bitterstoffe). Speichelanregend wird der Brand dünner und runder. Süßer werdend, bis hin zu cremigen Beeren und klarem Marzipan.
Abgang Direkt Marzipan, wärmende Bittermandel, grüne Zweige. Im Anschluss anhaltend mehr und mehr Erde, modriger Keller, und feuchtes Holz. Auch hier adstringierend und eher trocken.
Kommentar Vorne weg: Die offene Flasche führt seit beinahe 4 Jahren ein Schattendasein in meiner Bar. Die längste Zeit lieferte der Brand selbst im Maßstab einer Vogelbeere zu viel Marzipan; um nicht zu sagen nur Marzipan. Ach er war kurzum von Marzipan erschlagen.
Die Hoffnung fast verloren, stelle ich heute fest, dass sich auch ein Obstbrand in der offnen Flasche äußerst positiv entwickeln kann. Anstatt der Marzipanbombe begegnete mir diesmal ein wesentlich interessanterer Schnaps. Anstatt runder zu werden, zeigt sich dieser Brand heute verdammt energisch (stellenweise in Richtung Elsbeere tendierend) und bietet nunmehr alles, was man in einer Vogelbeere sucht (und ein paar Extras) ohne über die Jahre ausgeraucht zu sein. Der Weg dahin war jedoch nicht von großem Genuss gesegnet.
Zitat von SecondDram im Beitrag #3Da ich Marzipan megalecker finde, springt mich das direkt an.
@seshiro Marzipan mit Alkohol - was hat Dich daran gestört? Oder war es Dir „nur“ zu eindimensional?
Letzteres. Ganz klar: ein Vogelbeerbrand braucht eine ordentliche Ladung Marzipan! Problematisch wird‘s für mich, wenn er nur mehr Marzipan abliefert und andere sortentypisch Aromen (ätherische Komponenten, Parfüm-artige Beeren, Erdigkeit, Rauch….) völlig überdeckt werden oder einfach nicht vorhanden sind.
Ist man aber darauf aus wird man auch in einer wesentlich niedrigeren Preisklasse fündig.