Nase: Schöne runde Sache. Exotische Früchte, reife Banane, die üblichen Rosinen. Rumkugeln! Der Lack ist da, aber wenig störend und relativ schnell verflogen. Sehr wenig Alkohol, das ist schön weil es die Nase nicht betäubt, andererseits reiten auf dem Alkohol oft auch schöne Aromen.
Mund: Sanfter Antritt, sofort dunkler Waldhonig. Rumrosinen, jetzt ordentlich Lack. Ich muss an Bananenbrot denken, mit etwas zu dunkel geratener Kruste. Nach und nach etwas Gewürze, Nelke und Muskat, sehr dicht alles. Erstaunlich wenig Bitterkeit für das Alter, da gibts in der Kategorie 30 plus ganz andere Kaliber. Aber, ich hatte es befürchtet: es fehlt der Punch! Es fehlen Prozente, ganz klar. Warum nur füllt man so schöne Sachen mit 40% ab?!
Abgang: leider etwas kurz, fleischig-pilzig, schön ölig. Starker Espresso. Eiche vom alten Bücherschrank, der im feuchten Keller stand. Salziges Lakritz am Ende. Sehr interessant.
Mhmmm, ich hatte mir mehr versprochen, allerdings ehrlich gesagt genau das erwartet was ich bekommen habe. Einen alten, runden Armagnac. Eigentlich passt der m.E. nicht in das Baraillon-Sortiment. Zu weich, zu glatt. Das liegt eindeutig am geringen Alkoholgehalt, damit hab ich immer Probleme. Auch der 74er Laubade war mir seinerzeit einfach zu schwach auf der Brust, seitdem hab ich 40%er bis auf eine Ausnahme gemieden.
Geruch: Wachs, Fell, Pflaume, Walderde. Sanft und mild-würzig. Etwas Eiche, ein paar Kräuter und Rosinen. Ein "freundlicher" alter Baraillon und damit eine Abwechslung zu den üblicherweise doch sehr dunkelaromenintensiven älteren und alten Baraillons.
Geschmack: In den Mundraum kommt dieser Baraillon sanft und leicht, ehe sich die Rosinen- und Pflaumen-Aromen melden, ergänzt um etwas dunkle Walderde, Thymian und Majoran. Leichte Frische bei zarter Öligkeit. Ein paar blumige Noten mischen sich ins Aromenarrangement.
Abgang: Der mittellange Abgang bleibt auf der freundlich-leichten Seite. Im Vordergrund stehen auch hier Pflaume und Rosine, ein paar Wiesenblumen, etwas dunkle Walderde und zarte Kräuternoten.
Fazit: Ein Baraillon der leicht-sanften Art mit viel Pflaume, Rosine und leicht blumigen Noten und damit ein selten anzutreffendes Exemplar im Reich der älteren Armagnacs der Familie Claverie. Offenbar gab es Nachfrage nach diesem Stil, der ganz im Gegensatz zum sonst sehr dichten und v.a. dunkelaromenintensiven Stil des Hauses steht. Für mich immer noch ein 93-Punkte-Genuss (94.5-93-92) in meinem Bewertungsschema. Die "Haus-DNA" ist da, diesmal eben locker-leicht präsentiert, ohne die sonst anzutreffende "Schwere" und "Ecken und Kanten". (Als Gegenentwurf zu dieser Achtzigerjahre-Assemblage ließe sich der 1985er-Jahrgang anführen, der in jeder Hinsicht intensiver und "extremer" ausfällt.)