Aroma Holzlack, Rumrosinen, Pflaumen, Vanilleeis mit Karamellsauce, Nussbutter, ein Hauch Zitrone, mit der Zeit auch gut Kirsche. Geschmack Pflaumen, Kirschbonbons, etwas Puderzucker, ein Hauch Haselnuss, Karamell und dunkle Schokolade. Und tatsächlich etwas Salz (hat jemand Salz gesagt?). Fazit Große Klasse. Lecker von A bis Z und süffig im positivsten Sinn. Den muss ich mal mit dem genialen 1981er vergleichen...
Bas Armagnac Darroze Chateau de Lahitte 1988 (2020) 47,5%
Geruch: Schöne Frucht-Würz-Eichen-Balance. Kirsche, Pfirsich, etwas Zwetschke. Ein Hauch frischer Minze. Sehr angenehme Erdigkeit. Etwas "leichter und heller" als der 1981er-Lahitte im Direktvergleich. Dazu gesellt sich im Laufe der Zeit die Orangenschale. Und eine sehr zarte, schöne Tabak-Vanille-Note!
Geschmack und Abgang: Wirklich sehr angenehm süß-würzig mit viel Kirsche und Pfirsich. Dann weißer Pfeffer, etwas Ingwer, Eiche -- und wieder die Süße. Dazu gesellt sich neben der intensiven Kirsche sowie dem reifen Pfirsich auch etwas Pflaume. Der Abgang ist lang und intensiv. Die Frucht-Würz-Balance, die sich vor allem bei späteren Tests auch am Gaumen zeigt, ist schon sehr großartig! Kirsche, Pfirsich, etwas Ingwer, nachmittagsreifer schwarzer Waldboden.
Fazit: Überzeugt der Lahitte 1981 mit wunderbarer Dunkelfrucht, ölig-cremiger Konsistenz und feiner Kräuterfrische, tritt der 1988er noch etwas knackiger auf, hat eine sehr intensive Nase und hinterlässt einen ebenso intensiven Eindruck am Gaumen; all das bei absolut stimmiger Frucht-Würz-Balance. Macht 95.5 Gesamtpunkte (95.5-96-95.5), die beweisen, dass auch vergleichsweise (!) junge und preiswertere Armagnacs in den Spirithimmel führen können.
Nase: Wow. Das erste Hinriechen weckt Jugenderinnerungen in mir: Holzleim trifft auf Xyladecor. Ich habe früher viel Zeit in Werkstätten verbracht und viele Holzbalken von Fachwerkhäusern gestrichen, aber das ist ein anderes Thema. Mir gefällt diese unverhoffte intensive Kombination jedenfalls sehr gut. Nach und nach entwickelt sich zusätzlich eine zuckrige Süße. Brauner Zucker, Karamell und Vanille sorgen für eine weiche Einbettung. Rumrosinen changieren im Hintergrung und hin und wieder blitzen reife Kirschen durch. Wie schon beim 1981er zieht sich konsequent eine schöne Frische durch die Nase. Wie eine Mentholbrise mit einem Hauch von Eukalyptus. Wo wir schon beim Vergleich zum 1981er sind: hier gibt es deutlich weniger Kräuter und Orangen. Der Alkohol ist gut eingebunden. Ich bin immer noch platt ob der unverhofften Nase. Aber ich finde sie irgendwie eigenwillig großartig. Ich kann mich kaum davon losreißen. Wie damals vom Xyladecor .
Mund: Ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Im Grunde genommen setzt mit der ersten Sekunde ein leichtes Prickeln auf der Zunge ein. Pfeffer und Ingwer kommen höher dosiert als beim 1981, aber wohl abgestimmt daher. Ebenso unmittelbar sind Zwetschgen und Kirschen da. Letztere bringen ordentlich viel Fruchtsäure mit und regen angenehm den Speichelfluss an. Salzkaramell erweist sich als treffender Begleiter. Hin und wieder schimmern Madeirapfirsiche aus dem Hintergrund hervor und langsam aber unaufhaltsam breitet sich das Eichenholz geschmacklich aus. Mit einer Handvoll Nüssen geht es nahtlos ins Finish über.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang. Das was beim 1981er die Kräuter sind, sind hier die Zwetschgen und die Kirschen. Das gefällt mir. Das Eichenholz ist auch hier ein wahres Brett, kommt aber mit etwas weniger Tanninen aus, als beim 1981er. Die Haut von Walnüssen ergänzt den Holzgeschmack ganz formidabel und immer wieder schwappt wellenweise Fruchtsäure über dieses holzig-herbe Fundament. Mandeln kommen durch und mit einer vagen Idee von etwas Espresso fällt der finale Vorhang. Die Zwetschgen und Kirschen sind immer noch da. Zumindest ihr Fußabdruck.
Charakter: Ein Handwerkertraum in der Nase, der sich am Gaumen überraschend fruchtig erweist. Das Eichenholz und die herben Nüsse harmonieren ganz wunderbar mit den Zwetschgen und den Kirschen. Das Zusammenspiel von Fruchtsäure und den holzig-herben Komponenten zieht mich in den Bann. Und selbst den Pfeffer und den Ingwer möchte ich in dieser Komposition nicht missen.
Bewertung: Diese Abfüllung braucht keinen Vergleich zu scheuen. Die Zwetschgen-Kirsch-Holz-Nuss-Kombination spielt für mich in der ersten Liga und für die Erinnerung an Holzleim und Xyladecor gibt es selbstredend einen verdienten Extrapunkt. In Summe hüpft der 1988 bei mir damit nonchalant und fröhlich rustikal am 1981er vorbei. Will heißen: 92 Punkte. Klopf auf Holz.