Bas Armagnac Chateau de Bordeneuve 1999 (2021) 48%
Typ: Armagnac Produzent: Château de Bordeneuve Rebsorte/n: Ugni Blanc / Baco Jahrgang: 1999 (18 Mai 2021) Brut de Fut Alkohol: 48%vol Preis: ~94€ (2021)
Bas Armagnac Chateau de Bordeneuve 1999 (2021) 48%
Geruch: Ganz tolle Orange, Mandarine, etwas Orangenschale. Eine kleine Prise weißer Pfeffer, gefolgt von einem Hauch Anis. Und wieder die herrliche Saftorange, beträufelt mit ein paar Tropfen Ananassaft. Sehr dicht, fruchtig, frisch und fein-elegant.
Geschmack: Kommt auch in den Mundraum mit voller Orange und Mandarine, etwas Zimt und einem Schuss Grapefruit. Nun meldet sich auch die Eiche und gibt angenehme Würze, ergänzt wieder um den Hauch weißen Pfeffers, wiederum ergänzt um eine Spur Fenchel. Dieser fassstarke 1999er-Armagnac tritt sehr intensiv-fruchtig, jedoch mit knackiger Konsistenz (fast hätte ich etwas von "Cognac-Konsistenz" geschrieben!) auf. Die Orangenfruchtigkeit mit Mandarinen- und Grapefruit-Einsprengseln ist sehr geil oder schreiben wir besser, der Vornehmheit des Hauses entsprechend: betörend.
Abgang: Der Abgang ist angenehm wärmend, schon mehr als mittellang, und mit zweiter Welle ausgestattet. Die Balance aus Orangenfrucht und frischer Würze bleibt bestehen und in Erinnerung.
Fazit: Dieser mehr als 21jährige Armagnac ist ganz großes Orangen-Mandarinen-Grapefruit-Kino mit elegant-würziger Frische, all das angerichtet in knackigem Style. Die fassstarken und naturbelassenen 48% liefern hier nicht nur Samt, sondern sehr viel Seide. Ganz großes 95-Punkte-Brandy-Kino der Spiritheaven-Klasse (95.5-95-95) für mich. Wer einen Südfrucht-Cocktail mit Armagnac-Würze haben möchte -- das ist der Spirit. Die naturbelassenen 48% sorgen für die nachhaltige Knackigkeit, die diesen Armagnac über sehr viele vergleichbare Südfruchtcognacs hinaushebt. Und es ist auch eine sehr unverwechselbare Aromenfarbe im an sich dunkelfruchtigeren Armagnacspektrum.
Aroma Sauber, frisch, zitrusfruchtig. Kandierte Orange, cremiges Zitroneneis mit Minze, Zitronenthymian, Plätzchenteig, ein Hauch Salz. Geschmack Orangen, Zitronen, Limoncello, dann leicht nussig, alte Pappe, eine Spur Kakaopulver. Fazit Ein toller zitrusfruchtiger Armagnac. Am besten gefällt mir die Nase, welche Frucht-, Kräuter- und Teignoten sehr schön verbindet und stellenweise sogar ein bisschen maritim wirkt (Erinnerungen an Old Pulteney 17Y/21Y kommen am Horizont auf). Auch der Geschmack und das angenehme Mundgefühl wissen zu gefallen. Sehr schön!
Bas Armagnac Chateau de Bordeneuve 1999 (2021) 48%
Farbe: Old gold
Nase: Auf Anhieb ziehen frische Zitrusfrüchte. Minze, Kräuter und Gewürze flankieren Zitronen und Orangen für meinen Geschmack ein wenig zu stark. Ich muss an Menthol denken und mag diese Art von Schärfe nicht so recht. Bergamotte und Kumquats komplettieren die ätherisch angehauchte Zitrusriege. Für einen Moment fühle ich mich so, als würde ich zu Atemkurzwecken in einer Saline sitzen. Will heißen, dass seltsamerweise auch etwas Salz in der Luft liegt. Die Kräuter und Gewürze erinnern mich an eine Mischung aus Zitronenthymian, Zitronengras, Sternanis und Rosenpaprika. Glücklicherweise zeigt sich bei alledem noch eine schöne Traubigkeit. Ich wähne rote süße Beeren im Hintergrund. Etwas Vanillezucker schwingt mit.
Mund: Ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Auf Orangenöl gebettet, spülen Mirabellen und Aprikosen in den Mund. Begleitend prickelt etwas Pfeffer auf der Zunge. Während auch geschmacklich Bergamotte und Traubenkerne auf den Plan treten, entwickelt sich zum einen die die würzige Eiche und zum anderen ein recht durchdringender floraler Geschmack. Minze, Ingwer, Thymian und Sternanis treffen auf Rosenwasser und Veilchen. Peu a peu arbeitet sich der gar nicht mal so schüchterne Eichenholzgeschmack in den Vordergrund. Begleitet von Baumsaft, will heißen dem Saft frischer grüner Zweige. Im Übergang zum Finish gesellen sich vereinzelt Bittermandeln hinzu. Und zwischendurch gibt es immer wieder Zitronen, Minze, Thymian und etwas Ingwer.
Abgang: Der Abgang ist mittellang. Eichenholz, frischer Baumsaft, die Zitrusfrüchte und diese würzig-scharfe Kräuter-Gewürzmischung bleiben der Taktgeber. Vanillezucker, kandierte Zitronen und Bergamotte wollen mir nicht aus dem Kopf. Letztere auch, weil ich der Nachgeschmack für mich leider eine dezent künstlich-seifige Anmutung hat. Glücklicherweise lenken durchaus leckere Pampelmusen mit ihrer angenehmen Bitterkeit davon ein wenig ab.
Charakter: Ein intensiver, zitruslastiger, leicht scharfer und herbaler Armagnac. Eine gewisse Bitterkeit vom Typ Bittermandel und Pampelmuse sollte man mögen. Den Saft frischer grüner Zweige auch.
Bewertung: Ein Geschmacksprofil, dass mich nicht so recht abholt. Ich mag Zitrusfrüchte, aber zusammen mit der Blumigkeit verhagelt mir die kräuterig-scharfe Kombination von Minze, Menthol, Ingwer und Anis ein wenig den Trinkgenuss. Die leckere Pampelmusenbitterkeit bekommt von mir zwar einen Extrapunkt, aber insgesamt komme ich nicht über 87 Punkte hinaus.