Der Bundesstaat Utah hat durchaus eine Whiskey-Geschichte, diese war jedoch fast 150 Jahre lang auf "Pause": 1870 schloss dort die letzte (legale) Destillerie, die erste eröffnete erst wieder 2006: High West.
Eine junge Destille, entsprechend wurde und wird viel gesourced:
- Ein Teil des "Double Rye!" stammt aus Indiana von MGP und ist ein 2-jähriger Straight Rye Whiskey mit der altbekannten Mash Bill 95% Roggen, 5% Gerste.
- Der andere Teil kommt aus Utah, von High West selbst: Ein 7-jähriger Straight Rye mit 80% Roggen und - recht ungewöhnlich - 20% gemälztem Roggen.
Daher rührt auch der Name "Double": 2 Rye Mash Bills. Und da es sich um Whiskeys aus verschiedenen Bundesstaaten handelt, die hier in der Flasche vereint werden, darf sich das Endprodukt nicht "Straight Rye Whiskey" nennen, wohl aber "A Blend of Straight Rye Whiskeys". Auffällig ist das "!" hinter "Double"... hiermit erheben die Macher den Anspruch, den würzigsten Rye Whiskey der Welt geschaffen zu haben. So einem - sorry - Marketingblabla sollte man nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Es sei einfach nur für alle die sich wundern erwähnt.
2018 fand eine Umstellung statt: Vormals bestand dieser Rye - neben dem jungen MGP-Anteil - zu einem gewissen Anteil aus 16-jährigem Rye von der Barton Distillery. Diese Bestände waren aber irgendwann erschöpft sagt man. Außerdem wollte High West beginnen, auch eigenen Whiskey zu verwenden. Wir haben jedenfalls nicht diese alte Variante im Glas, sondern die mit oben erwähnten Mash Bills. Ans Werk...
Nase: Dass hier ingesamt fast nur Roggen im Glas ist, merkt man: Frisch-grasige Noten, eine pfeffrige Würze... und Anklänge von blumig-floralen Noten. Dazu eine nicht-süße, eher frische Fruchtigkeit: Unreife Birne, grüner Apfel. Mund: Kurzer, strenger Antritt mit Ingwerschärfe und kräuterige Roggenwürze die ins medizinische geht. Danach dann tatsächlich eher süße Noten, undzwar intensiv. Abgang: Mittellang, etwas pfeffrig und frisch, bitter-kräuterig.
Von vorne bis hinten ein Rye mit viel Roggen, merkbar. Dass hier sehr junge und etwas ältere Komponenten vereint sind, merkt man. Diese jung-frische "Bissigkeit" (vielleicht das falsche Wort, aber mir fällt gerade nix passenderes ein) des jungen Ryes, wird gut ergänzt, oder gekontert, von einer getrageneren, volleren, runderen Note des etwas älteren. Würzig ist er, ja. Aber trotz allem mit einer gewissen Leichtigkeit und "Rundheit"... die dann wiederum droht etwas "dünn" zu werden. Die 1776er Ryes sind beispielsweise trockener und "kompromissloser", um mal andere "high rye" Ryes vergleichend zu nennen. Unterm Strich ein guter, solider, durchaus gefälliger Rye mit viel Roggen. Wie die Vorgänger-Variante mit den sehr alten Barton-Komponenten war, wäre wirklich interessant, bleibt uns aber zumindest derzeit verborgen. Vielleicht hatte sie ja jemand von euch mal im Glas?
Wer mehr hören und sehen möchte, dem sei unser Video empfohlen. Wir haben hier auch noch den Rendezvous Rye auf dem Tisch, zu dem wir hier auch mal einen eigenen Beitrag erstellen werden.