Wie schon beim 2004er angemerkt: der Wachsverschluss. Der ist hartnäckig. Kein Aufreißfaden (oder wie das auch immer heißt) eingearbeitet, deshalb nur mit Werkzeug zu öffnen. Und da ich gewissermaßen Grobmotoriker bin, direkt mal das alte Keramikmesser angesetzt. Ende vom Lied war, dass zwar das Wachs ne saubere Schnittkante hatte, ich allerdings wohl bis auf den Korken geschnitten und den sauber vom Deckel getrennt hab Blieb dann nur noch der Korkenzieher, um an den Inhalt zu kommen...
Naja. In der Nase startet der gute Stoff aus Lannemaignan mal direkt mit Karamel und Nelke. Der Alkohol kribbelt schön, ein wenig Klebstoff aus der frisch geöffneten Buddel garniert das Ganze. Etwas Kaffeelikör und Walnussschale, dann etwas, in etwa wie die grünen Räucherkerzen aus dem Erzgebirge, die man zu Weihnachten anzündet. Würzig halt.
Im Mund kribbelt es sehr schön, der Alkohol und eine schöne Mentholnote kommen gut rüber. Wenig Frucht, Rosinen und Dörrpflaumen, wie schon beim 2000er von Darroze, relativ trocken. Kaffeebonbons, schöne Nussigkeit, wieder so eine herbe Kräuternote. Nicht sehr bitter, die Tannine allerdings deutlich spürbar.
Der Abgang ist eher kurz bis mittellang, ledrig und würzig. Schönes Nelkenaroma, ein wenig Vanille. Hinten raus dann Espresso und etwas Holzkohle, nach 5 Minuten immernoch ein schönes Aroma von alten Büchern und ner Eichenschrankwand.
Eindeutig wieder mein Profil. Etwas Frucht, nicht wirklich süß, eher dunkel. Gut gereift, auf dem Peak dessen, was ich unter "altem" Spirit verstehe. Nicht übertrieben holzig, trotzdem deutlich Tannine aufgenommen.
Interessantenweise ist diese Abfüllung trotz 12 Jahren Altersunterschied deutlich näher am 2000er von Darroze, als die 2004er Originalabfüllung. Die war ja um einiges süßer und fruchtiger.
Vllt sollte ich auch beim Armagnac mal ne Living Bottle herstellen, oder eine Assemblage aus dem 2004er mit seiner Süße und Fruchtigkeit und dem 1988er, dem die ganz abgeht. Das wäre bestimmt ein interessanter Dram