Nose: Geil, nicht super komplex vllt., aber wundervoll dunkle Suppe, uralter Demerararum, aber in eingeölt und abgerundet, Rumrosinen, viel feuchte Erde, nasse Kiesel, Datteln, Rosinen, Tick Granatapfel, Lakritz eingeschmolzen, feuchte Kaffeebohnen, Kumin, Safran, dunkelster Bio-Honig Taste: Lakritz, Granatapfel, Datteln, Rosinen, Eiche präsent, aber nie zu bitter, Safran und schwarze Trüffel, dunkler Honig, Kumin, etwas Muskat und Zimt, Milchschokolade, Mokka, Walderde, leicht rustikaler Pfeiffentabak in späteren Schlücken, Schwarzkirsche, Tick Earl Grey Finish: Eiche, Muskat (aber sanft), etwas Roinen und Lakritz, Hauch Blei und feuchtes Buch (OBF halt), Tabak Comment: Verrückt, wie dunkel der mit 36y im Vergleich zum 90y Henri Maire ist. Hatte erst 92P, da mir etwas Komplexität fehlt und als Whiskytrinker eh immer 2-4% Alkohol, aber er hat schon gut Körper und gewinnt auch mit jedem Schluck, was ihm einen Punkt mehr brachte, da richtig schöne Trockenheit zur dunklen Süße dazukommt mit dem Tabak, etc. 93P
“Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." - Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra
Vénérable Armagnac 1900 – 1936 Marquis de Caussade
Geruch: Einerseits voll süß, mit saftiger Pflaume, Leder, feuchtem Waldboden. Karamell. Etwas Espresso. In Cognac wär' das ein Bouju. In der Gascogne gibt's einige dieser alten, süßen, erdig-würzigen Pflaumenmonster. Ist schon interessant, wie man 1936 einen Armagnac in den besten Jahren abgefüllt hat.
Geschmack: Kommt auch in den Mundraum absolut voll und süß mit enormer Pflaumenfrucht, Kaffee und Kaffelikör, Leder. Die Eiche ist herrlich dezent aber rahmengebend. Die Kräuter sind fein integriert, der Spitzwegerichsaft taucht wieder auf. Dieser Armagnac bereitet einfach nur Vergnügen. Für "die Süßen" unter uns; "kitschig-süß" ist er nicht, vielmehr würzig-pflaumig-süß. In diesem Falle und weil es seit jeher (wie beim Cognac) auch erlaubt war, wollen wir eine nicht unwahrscheinliche geringfügige Zuckerabrundung (Serge würde von "Home Syrup" schreiben) nicht von der Hand weisen und als geschmacklich gelungen ansehen.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang und ebenfalls dicht, intensiv und niemals bitter werdend. Runder ging's nimmer. Aber es ist halt verdammt verführerisch, siehe oben.
Fazit: Intensiv, pflaumig, süß, ledrig, würzig. Enorm schmeichlerisch. Wahrscheinlich in der genau richtigen Weise mit einer Süßeprise "unterstützt". Ein hervorragend komponierter historischer Blend im besten Alter (1900 gebrannt, 1936 abgefüllt). Der betritt für mich schon den Spirithimmel mit 95.5 Punkten (96-95.5-95). Als Armagnac sich noch nicht in einer so kleinen Nische wie heute befand, hat man offenbar für "die breitere Masse der Genießer" punktgenau assembliert: Die erdige Würze mit der süßen Pflaume verbunden, fertig war in Kombination mit der fetten Textur der "typische Armagnac". Cognacs aus dieser Zeit sind mit Eiche und Leder ähnlich "dunkel" abgestimmt, in der Mango- und Pfirsichfruchtigkeit mit blumigeren Noten jedoch unterscheidbar "exotisch-floraler" bei "samtigerer Textur".