Geruch: Erdbeere; und wie, erstaunlich! Reif-süße Schwarzbeeren, Pflaume, etwas Zimt. Süße Eiche, zarte Mentholfrische. Leder. Und wieder was? Erdbeere. Frappierend. Und sehr verführerisch. Hatte ich auch noch nie -- Erdbeere aus dem fassstarken Baco-Cask! Man lernt auch bei Armagnac nie aus. Dieser süße Dunkelfruchtnebel, ergänzt um saftig-süße Eiche und etwas altes Leder (sowie mit Fortdauer der Zeit noch ein Weihrauchhauch) ist sehr fein und unique :-)
Geschmack: Erdbeere, Pflaume, süße Eiche, Zimt; alles, was in der Nase war, folgt am Gaumen -- nur noch etwas intensiver. Saftig-süße tiefdunkle Erdbeeren liegen in einem frisch geschnitzten Eichenkistchen. Daneben reife, weiche Zwetschken, noch einmal daneben eine kleine gläserne Schale mit Zimt-Zwetschkenröster. Davor ein alter Ledersessel. Ein zarter Mentholhauch umweht die Szenerie. Ebenso eigenartig wie wunderbar.
Abgang: Mittellang bis lang bleibt auch hier das strange Aromenspiel aus Geruch und Geschmack präsent. Die Erdbeer- und Pflaumensüße wird nie zuviel, die Würze inkl. Weihrauchhauch ebenfalls nicht. Feine Balance.
Fazit: Gott sei Dank habe ich diesen Jahrgang und dieses Fass ausgewählt. Sehr einzigartig mit den Erdbeeraromen und der nie zu intensiven Pflaumen- und Zimt-Intensität, begleitet von der "süßen Eiche". Was für ein toller Baco-Armagnac! Für mich ein 95-Punkte-Spirit (95.5-95.5-94.5), der zeigt, was die Baco-Traube in einem hervorragenden Fass bei bester Lagerung bewirken kann.
Ich dachte schon, dass der sehr "cask-strength-Whisky-affine" 2007er schwer zu toppen sein wird. Der 2001er-Charron setzt dem Ganzen aber noch die Krone auf: Mit 18/19 Jahren in der ersten absoluten Armagnac-Blüte, zeigt er eine nicht gekannte intensive, aber nie zu aufdringliche Erdbeere, die von den typischen Baco-Pflaumen-Aromen und -Gewürzen begleitet wird. Ein Armagnac, der m.E. auch R(h)um-Liebhaber ansprechen sollte (und Sherry-Malt-Aficionados sowieso). Hier ist alles pur und natur. Gascogne in ihrer schönsten Form.