Nase: Eine enorme Komplexität ist sofort präsent, die Brandyfässer stechen zunächst hervor, getrocknete Orangenschalen, harzige Mango, Demerara, die typischen erdigen Noten des Amrutbrandes liefern das Grundgerüst, ein kleiner Rauchanteil wirkt mit, schwarzer Pfeffer, eine Prise Piment, leicht säuerliche Tendenzen in Richtung Johannisbeeren und umgekippter Rotwein, gleichzeitig ist auch ein fleischiger Eindruck vorhanden, Umami, halbgetrocknete Tomaten mit mediterranen getrockneten Kräutern (Oregano, Basilikum), alles ist sehr dicht verwoben und kaum zu zerlegen
Gaumen: Die Aromen spielen Ping Pong, süßlich-würzig-erdig-säuerlich, aber auch eine gewisse Fruchtigkeit mischt mit, Mango und Papaya, Cranberries, Demerara, Orangenschalen, Gewürztee, Kardamom, Zimt, Curcuma, Ginsengwurzel, erneut kommt die fleischige Note zum Vorschein, heißgeräucherter Schinken, kräftiges Malz mit einem leichten Rauchanteil, im Hintergrund zeigt die Eiche ihre schönen und leicht harzigen Seiten
Abgang: Mittlere Länge, die Aromenkurve flacht etwas ab, wenig Frucht, a bissl Sandelholz, aromatische Eiche, rosa Pfeffer und Paprikapulver kommen zu den bisherigen Gewürzen hinzu, eine leicht trockene erdige Mineralität leitet den Ausklang ein, dezenter Rauch begleitet das Geschehen, am Schluss baut sich noch einmal etwas Vanille mit gebackener Banane auf
Bewertung: Hier übertreibt es ''Amrut'' fast ein bisschen mit der Mischung der verschiedenen Fasstypen. Die zum Teil konträr wirkenden Aromen lassen sich kaum zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen und überfordern die Sinne beinahe ein wenig. Easy drinking ist hier Fehlanzeige, aber es bereitet mir dennoch viel Freude. Wirkt wie ein Bild, an dem zu viele Künstler gleichzeitig mitgewirkt haben, aber deren groteskes Zusammenspiel eine absurde Schönheit erzeugt.
Nase #4: Wahnsinnig komplex. Erdig-muffige Noten mit "fleischigen Nuancen", viele Gewürze. Alle Fassarten findet man. Tropische Früchte, Vanille, Honig etc. Wie ein saftiger Rührkuchen mit einem Topping aus Fruchtsalat. Nase #8: Voll anders, nicht mal ähnlich. Hier vor allem Getreide und Müsli mit karamellisierten Äpfeln. Eichenwürze ist hier viel deutlicher. Nicht so funky wie #4 - viel "schottischer" der Eindruck.
Gaumen #4: Kräftiger Antritt mit wirklich hoher und komplexer Aromenintensität und öligem Mundgefühl. Süßer Fruchtkorb mit dazukommernder Holzwürze, die schnell adstringierend wirkt. Rauch kommt hinzu, recht voll. Gaumen #8: Auch kräftig, aber weniger aromatisch als #4. hier auch das Getreide im Vordergrund. Schöne süßliche Töne und eine Fruchtigkeit mehr Richtung Apfel und Traube mit Akzenten von Banane und Ananas. Brandyaromen kommen durch. Schöne Eichenwürze. Rauch auch hier gut am Start.
Abgang #4 Hier sind die Brandyaromen deutlich. Die Würze ist kräftig und vollmundig. Früchte sind verblasst - hier regiert das Holz und der Rauch. Zartbitter zum Schluss... Abgang #8 Eichenwürze, Rauch und Alkohol hinterlassen deutliche Spuren im Mundraum. Sehr adstringierend und schon gut, aber nicht begeisternd. Irgendwie leicht anstrengend.
Fazit: Zwei extrem unterschiedlche Whisky, die denselben Namen tragen. Selten habe ich so deutliche Batchunterschiede erlebt. Der #4 ist eher fruchtiger und intensiver, aber weniger klassisch. Der #8 kommt schottischer rüber und schmeckt eher wie Whisky im eigentlichen Sinn. Ich persönlich finde den #4 aufregender, da die Aromen so vielschichtig sind, aber mir das Gesamtbild gut gefällt. Allerdings ist diese übertrieben heftige Note von Rührteig aber auch irgendwie gewöhnungsbedürftig.
Na, Leute haben später erzählt, hätte ich mir Geschichte nur ausgedacht. Böse Leute haben erzählt: Hätte ich Schwäche für Alkohol, die ich auf Erde heimlich mache, aber wenn ich bin auf lange Raumfahrt, dann hemmungslos. Gott allein weiß was gibt für Gerüchte, aber so sind Menschen: Glauben lieber größte Blödsinn, als wahre Tatsache. Ijon Tichy - Raumpilot