Zweiter Anlauf also heute (mein spezieller Osterlauf unter heute veränderten Bedingungen) zum Laubade 1982.
Vorweg geschrieben: es war ein Testkauf, auch um weiterhin herauszufinden, was in der Kategorie knapp über 100 Euro bei Armagnacs so alles möglich ist. Also auch ohne Netz und doppelten Boden, zumal ich sowas wie eine Armagnac Base auch noch nicht gefunden habe.
Nase Da schlägt das Schicksal schon zu: bei Zimmertemperatur schwacher Antritt, auch nach Warten im Glase. Handwarm steigert sich das deutlich, erreicht aber nicht das zu erwartende Niveau an Dichte typischer Armagnacs. Dabei fruchtig, Apfel, Birne, natürlich Pflaume mit bemerkenswerter Tendenz zur Rose! Über allem leichte Vanille, hin zur Nuss, keine spürbare Patisserie, dann aber (süßer) Tabak und Leder. Alles nicht mit großer Wucht aber gut auszumachen.
Gaumen Leider leicht wässrig, was vermutlich überwiegend an den mir ungewohnten 40% liegt. Eine schöne Süße mit Richtung Aprikose und Apfel, Banane (gefällt mir). Einer schöner Zimt-Akzent, dabei etwas pfeffrig, nicht störend, eher abrundend.
Abgang Eine fruchtige Süße, jedoch gut eingebunden, nicht überlagernd, wieder Pflaume, Banane dann aber sich entwickelnd Richtung Tee, Gewürzen (Thymian), Zartbitter, leichte Kaffee/Kakao-Note dabei immer angenehmer leichter Pfeffer. Mittellang bis lang, was mich offen gestanden überrascht.
Summe Eigentlich wollte ich an dieser Stelle (nach dem Verlust meiner Liebe, Laubade 1974) schreiben: Alles sehr schön, aber wenn ich meine Neigung zu Armagnacs in Abzug bringe, meine ich, dass ich für das Geld (~111€) eine Menge sehr feiner und durchaus verschiedener Whiskies aufzählen könnte. Heute, bei Niederschrift meiner Notizen dazu und begleitender Gegenprobe muss ich das ein wenig relativieren. Man muss allerdings ein wenig „in den Ecken suchen“, um diesem Armagnac gerecht zu werden, was eventuell in Abzug gebracht werden muss. Dennoch, auch wenn er z.B. gegen den 1974er keine Chance hat: er hat eine Aromenbreite, die ein Whisky dieser Preisklasse erstmal auf die Beine stellen muss!
Ceterum censeo Die Klagen über die Preise bei Whisky könnten sich nach meiner Einschätzung beim Armagnac auch spiegeln. Da findet mit Sicherheit eine Orientierung an schottischen Verhältnissen statt, alles andere wäre auch ökonomisch unschlau. Ich mache das im Moment für mich am deutlich ansteigenden Alkoholgehalt von angebotenen Armagnacs fest. Sollte das tendenziöse Wahrnehmung sein bitte ich höflichst um erhellende Belehrung.
Sehr feine Notes, @lamalou Und ich finde, Deine Erfahrung mit diesem Armagnac zeigt wieder einmal, dass nicht nur Single Malts im Zeitverlauf sehr viele verschiedene Gesichter zeigen können -- und dass eine Großflasche halt doch ein intensiveres Kennenlernen möglich macht. Die prohibitive Preisentwicklung wie bei Single Malts kann ich bei Armagnac noch nicht erkennen. Fassstarke bzw. Brut-de-Fut-Armagnacs der "guten Häuser" (die aber immer noch ein Nischenangebot darstellen) werden zwar auch etwas teurer, aber da ist alles (noch) im Rahmen. Ach ja, und aus dieser Serie der 40%-Jahrgangs-Armagnacs von Laubade finde ich den 1983er ganz hervorragend.