Analog zum J.Bally-Thread soll es hier um die diversen Jahrgangsabfüllungen aus dem Norden Martiniques gehen: Rhum J.M
Beispielfoto:
Es ist die älteste noch produzierende Destillerie auf der Insel und die einzige, die nur eigenes Zuckerrohr zur Herstellung nutz. Ein weiteres Unikum - mir ist zumindest keine andere Destillerie bekannt, die so handelt - ist das Ausbrennen der Fässer mit hochprozentigem Rum.
Das klassische Auftreten der Flaschen haben mich schon zu Beginn meiner Jagd nach Agricoles angesprochen und dazu finde ich dies hier auch sehr sympathisch: Alle Millésimes werden nummeriert und in Fassstärke abgefüllt.
Millésime 1998 15yo 43,7% ~140€
Nase: sehr süßer Start, viele Früchte wie Kirschen, Trauben und Rosinen und ein bisschen was, was mich an Zuckerstangen erinnert hat. Mund: im Geschmack ist der Rhum dann doch wieder auf der trockenen, holzigen Seite unterwegs. Die Fassaromen haben deutlich die Oberhand, frische Zitrusaromen kommen aber dennoch durch. Abgang: hier kommen die Assoziationen zur Zuckerstange wieder auf, dann kommt aber das Fass mit voller Breitseite Holz daher und es wird bitter. Fruchtige Anklänge blitzen noch mal auf, werden aber schnell niedergerungen.
Der Rhum ist gut, die Qualität ist nicht zu bestreiten aber der Preis macht diese Abfüllung einfach uninteressant. Fast zu lange gelagert, der Fasseinfluss ist deutlich und fast schon zu viel.
Millésime 2002 46,3% ~90€ (2019) Nase: süße, klebrige Marshmallows, dazu frische Kirschen und Sahnekaramell. Hier gehts deutlich süßer zu als bei anderen Agricoles. Mund: es starten die Kirschen, werden dann mit der Zeit eingebettet in Vanille und Zimt. Irgendwo mischen sich auch noch süße Orangen mit rein. Abgang: hier übernehmen die Orangen die Führung, es gesellen sich leicht bittere Fassaromen hinzu und Minze.
Wer eher den fruchtigen Agricole sucht ist hier gut bedient. Die grünen und kräuterigen Noten sind hier wirklich ins Hintertreffen geraten, der Rhum macht trotzdem viel Spaß.
Millésime 2003 44,8% ~65€ Nase: Zimt und Äpfel, fast schon als wäre es Weihnachten. Die eher kräuterige Seite eines Agricoles kommt hier aber auch durch, allem voran Koriander und Rosmarin. Mit etwas Ruhe kommen noch helle Fruchtaromen hinzu. Mund: erst kommt der Rhum trocken daher, dann wird es aber sehr schnell cremig und süß, ein schöner Mokka schwappt durch den Gaumen. Begleitet wird das ganze von gerösteten Banane und Bananenchips, dazu noch ein wenig Pfirsich und weitere helle Früchte die ich nicht genau rausschmecken kann, vielleicht auch Quitte. Abgang: ein langer Abgang, die Aromen klingen langsam aus ehe ein wenig überraschend erfrischende Minznoten das Ende bilden.
Dieser Millésime hat mich völlig überzeugt, war eine der ersten Abfüllungen, die ich „gehortet“ habe. Die Balance von fruchtig und würzig ist hier wirklich sehr gelungen.
Millésime 2004 44,3% ~80€ Nase: Honig und Vanille, dazu noch Walnüsse und irgendwo Anklänge von hellen Früchten. Mund: der Honig bleibt und es gesellt sich ein ganzer Fruchtkorb hinzu, am deutlichsten ist wohl Birne. Leichte Bitternoten wie angebranntes Karamell kommen mit der Zeit durch. Abgang: langer, warmer Abgang, der Rhum geht noch mal ein wenig mehr in die trockene, würzige Richtung. Honigsüße ist noch immer dabei aber es wechselt mehr zum dunklen, würzigen Honig.
So viel Honig wie hier hatte ich selten in einem Rhum, diese Abfüllung ist wirklich untypisch. Mit dem Walnussaroma bietet sich dieser Agricole auch zum oder anstelle vom Nachtisch an.
Millésime 2007 42,9% ~62€ Nase: fruchtig, würziger Antritt mit Datteln, Feigen, Rosinen, süßen Kirschen und ein wenig Muskat und Vanille. Tabak kommt auch durch in Form von frisch gerollten Zigarren und einer feinen Kakaonote. Mund: die Früchte wurden zu Marmelade eingekocht, der Rhum ist deutlich auf der fruchtigen Seite unterwegs. Mit dem zweiten, dritten Schluck kommt dann deutlicher Muskat zum Vorschein und der Rhum wird voluminöser. Abgang: hier finden sich dann wieder die Kakaonoten, jetzt aber mehr auf der gerösteten Seite. Diese Noten führen an und ebnen den Weg für einen fruchtigen Ausklang.
Eine wirklich süße Abfüllung die auch zum Nebenhertrinken einlädt. Mein neuster J.M und auch hier wurde ich mal wieder nicht enttäuscht, inzwischen kann ich die fast blind kaufen.
Nase: Frisch und floral aber auch Klebstoff zu Beginn. Dann würzig mit Vanille und frischem Holz. Hat auch etwas von getoasteten Haferflocken. Anschließend getrocknete Feigen, Rosinen und Mango. Im Hintergrund etwas Honig.
Geschmack: Frisch und grasig mit einer Süße von Zuckerrohrsaft. Etwas Limette oder saurer Apfel. Fruchtig, (getrocknete) Aprikose, Stachelbeere und ein Hauch von Litschi. Dann wieder Würze und frisches Holz. Insgesamt ziemlich knackig ;)
Abgang: Frisches Holz und Gewürze. Trocken und erdig mit etwas Tee. Litschi und Gras sind auch dabei. Mittellang bis lang.
Starke 83-85 Punkte von mir. Der ist richtig lecker