Geruch: Angenehm helle Frucht. Saftige helle Weintrauben, etwas Litschikompottsaft, dahinter allerdings eine sehr elegante ältere Eiche. Feine Kräuternoten. Und von weiter Ferne noch ein paar feine Sherryaromen samt einem Hauch Marillenfrucht. Diese Eichenwürze ist äußerst angenehm. Wenn das der "Old Style", gepaart mit "Old Bottle Flavour" ist, mag ich das auch!
Geschmack: Erstaunlich fruchtig-würzig; leichtes Wachs inklusive. Highland-Malt at its best. Hmmm. Und wieder diese feine Eichigkeit, unterlegt von den saftigen Weintrauben, mit einem Hauch Koriander gewürzt. Marille, etwas Sherry, Garteknräuter. Der trinkt sich aber hervorragend. Fruchtiger, leicht würziger Highland-Genuss pur. Auch die jüngeren Alten dieser Brennerei sind hervorragend.
Abgang: Ok, der Abgang ist jetzt maximal mittellang. Aber es muss auch nicht immer superlang sein. Würze und Sherry bleiben, die Eiche ebenso, wird aber nie dominant. Es bleibt die frisch-fröhlich-leichte Erinnerung an einen frühlingssonnigen Highlandspaziergang entlang der Bucht von Portsoy.
Fazit: Wenn das "der Highland-Standard von früher" ist, ist der einfach hervorragend. Weil: hervorragend und einfach. Nicht überkandidelt, aber alles, was da ist, ist klar präsentiert und in feiner Intensität präsent. Äußerst fein: Die helle Marillenfruchtigkeit, ergänzt um zarte Sherryaromen und angenehme Eiche. Die Nase und der Geschmack sind einfach nur gut und enorm trinkbar, der Abgang fällt im Vergleich etwas ab. Aber ich denke, das gehört auch zum Charakter eines solchen Malts. Macht für mich hochverdiente 91 (92-91-89) Gesamtpunkte für diesen "unkomplizierten Highland-Standard" von früher.
Nase: Ausgewogen liegen helle Frucht- und Getreidearomen im Glas. Reife Äpfel treffen auf Marille und Zitronen. Aprikosen und Mandarinen kommen durch und spielen schön mit dem feinen Malz und dem unterschwelligen Brotteig zusammen. Von einer zarten Honignote umspielt, runden leicht herbe Kräuter das Gesamtbild treffend ab. Einzeln kann ich sie schwer greifen, aber ich muss an Thymian denken. Hin und wieder blitzen jetzt auch etwas Eichenholz und Vanille durch. Außerdem wird es merklich nussiger und zu meiner Überraschung muss ich noch vor dem ersten Schluck an Toffee denken.
Mund: Vergleichsweise klar trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Marillen und ein leicht staubig wirkender, herber Gerstenmalzgeschmack machen den Anfang. Es dauert nicht lange, bis immer mehr Zitronen, Orangen und Grapefruits auf den Plan treten. Parallel dazu werden die Kräuter immer intensiver. Oregano, Thymian und Pfeffer sind Vorboten eines immer würziger werdenden Eichenholzes. Im Übergang zum Finish wird es immer nussiger. Erste Mandeln zeigen sich und ganz leicht deutet sich Vollmilchschokolade an.
Abgang: Das Finish ist maximal mittellang. Auf feiner Vollmilchschokolade spielen sich unter dem Applaus von herben Kräutern Orangen, Grapefruit, das Eichenholz, Pfeffer und Bittermandeln die Bälle zu. Mit den Bittermandeln fällt der finale Vorhang.
Charakter: Ein schöner Highland-Standard vergangener Tage. Hellfruchtig und mit herben Kräutern lässt er staubig anmutendem Malz und Getreide ausreichend Raum. Zitrusfrüchte, eindringliches Eichenholz und Bittermandeln sollte man mögen. So sehr der Tropfen mit Vollmilchschokolade kokettiert, so wenig süß ist er. Habe ich was vergessen? Ach ja, ganz zum Schluß fällt mir ein floraler Geschmack auf, der ein wenig in Richtung Veilchen geht.
Bewertung: Es ist schön, derart alte Tropfen noch probieren zu können. Meine Erwartungen an einen alten Highland-Standard wurden erfüllt. Ein rundum stimmiger Genuss, der es bei mir in der Gesamtschau auf 88 Punkte schafft.