Ein für mich neues Family Cask, diesmal im direkten Vergleich aus dem Riedel Vinum Bordeaux (li.) und dem Spiegelau Premium Snifter genossen ...
Die allererste Assoziation nach dem Öffnen zum für mich neuen Family Cask war: Wieder etwas ganz anderes -- eine Mischung aus dem Darroze 40y und dem Pulteney 21y kam mir in den Sinn. Enorm knusprig-pfirischfruchtig, und dahinter wieder das für mich typische "Glenfarclas-Backstubenaroma" der 25jährigen Standardabfüllung (von 2016). Mittlerweile gab's am zweiten Vergleichstag auch ein Head-to-Head mit dem Family Cask 1985/2017. Zurück zum aktuellen Test, in dem der 1998er nun seine Aromen im Glasvergleich offenbaren kann ...
Geruch: Immer wieder intensive Wellen von Pfirsich und Marille. Nach einer Stunde war dann plötzlich auch ganz intensiver Waldhonig dabei. Und ja, natürlich Sherry; als zarter Schleier sozusagen, auf dem die Pfirisch- und Marillenfrüchte, mit Waldhonig beträufelt, liegen. Beim zweiten Durchgang am selben Tag kommen auch noch schöne Apfelnoten in die Nase. Und wieder der dunkle Waldhonig.
Aus den Riedel Vinum Bordeaux: Die Nase ist nun sherrydunkler und die Minzbrise meldet sich. Der Pfirsich ist reifer und saftiger, die Marille kaum vorhanden, dafür viel Honig und Kräuter. Eine älter wirkende Nase. Nicht besser, nur anders.
Geschmack: Sehr klar, sehr pfirsichfruchtig, leicht malzig-süß, honiglich. Ja, total crispy und voller Marillen-Pfirsichfrucht. Und ölig. In der zweiten Welle dann auch schöne Kräuter, ganz zarte Eiche. Die 50,9% sind perfekt integriert, der Wunsch nach Wasser taucht nicht auf. Beim zweiten Durchgang noch fruchtiger mit ordentlicher Honigtiefe -- nun im Wechselspiel zu den Glenfarclas-Backstubenaromen.
Aus dem Bordeauxglas: Der Erstauftritt ist wieder sherryintensiver, die Früchte sind dunkler und reichen von reifem Pfirsich bis zur Zwetschke. Umspielt von einer Mentholbrise, angereichert um Kräuter und Eichenaromen. Auch am Gaumen: Der Malt wirkt älter, sherryvoller und dunkelfruchtiger.
Abgang: Im Abgang wird der Malt etwas sherrylastiger und die Eiche mit etwas Leder übernimmt das Kommando. Die 50,9% erfrischen das Ganze, ehe auch im langen Abgang wieder etwas Marillenfruchtigkeit auftaucht.
Aus dem Bordeauxglas: Hier nun gleichen einander die Auftritte, denn auch im Abgang aus dem großen Glas dominieren Eiche, Kräuter, Dunkelfrucht.
Fazit: Enorm verführerisch in seiner Mischung aus intensiver Pfirisich- und Marillenfruchtigkeit, den fü mich typischen "Glenfarclas-Backstubenaromen" und leichtem Sherry. Im Zeitverlauf folgen Wellen mit Waldhonig-Aroma und Kräutern.
Mein erster Eindruck hat durchaus Bestand: Das ist eine Mischung aus der verführerisch feinen Fruchtigkeit eines Darroze 40y mit der kristallin-würzigen Klarheit eines Pulteney 21y (nur dass hier eben die Glenfarclas-Aromen dominieren und nicht das Maritim-Pulteneytypische).
Noch eine Überlegung: Wer sich bei der 25y-Standardabfüllung schon immer etwas mehr Kraft und abwechslungsreiche Frucht- und Sherrytiefe gewünscht hat, ist hier goldrichtig.
Ich begreife schön langsam, was "Balance zwischen Spirit- und Fass-Aromen" bedeuten kann. Diese elegante Frucht- und kräuterige Honig-Tiefe mit bestens eingebundenem Sherry und zarten Eichenaromen im ständigen Wechselspiel ist einfach hervorragend. Ein 95-Punkte-Malt (95-95-95) für mich, das "prototypische Glenfarclas-Fass".
Mit wenig Wasser am ersten Abend: Die Nase wird überraschenderweise kompakter, am Gaumen wird's etwas schärfer; auch der Abgang ist etwas "eindimensionaler". An diesem Abend hätte ich jedenfalls kein Wasser gebraucht. Wurde später noch sehr honiglich-kräuterwürzig im Glas!
Aus dem Bordeauxglas: Der Malt ändert seinen Charakter Richtung Dunkelfrucht, intensiverem Sherry, mehr Kräuter und Eiche. Insgesamt wirkt er älter als aus dem Premium Snifter. Eine interessante Variante, für mich jedoch nicht besser als aus dem kleineren Glas (94-94.5-95). Geschmackssache. Ich finde diesen Malt pur aus dem Premium Snifter am besten.
Aroma: Honig, Sherry, Orangen, Nüsse, orientalische Gewürze, Eiche Geschmack: erst süßer Sherry, gefolgt von Orangenmarmelade, nussig, ein paar Gewürze und Eichenwürze
Geschmack: erst Pflaume, dann Orange und am Ende wieder Eichenwürze und orientalische Gewürze, langer Abgang
Fazit: Ein toll gereifter Malt! Wunderbar weich und aromatisch im Mund. Man denkt nicht, dass er über 50% besitzt.