Der 1978er liegt mit einer sehr schönen dunklen Mahagoni-Farbe im Glas. Könnte allerdings gefärbt sein, denn es gibt keinen Hinweis auf "Brut de Fut" o.ä.
Geruch: Ganz typischer Armagnac-Duft aus Traube, Holz und altem Keller. Dazu eine erstaunlich frische Alkoholbrise, trotz der "nur" 42%. Wird merklich pflaumensüßer, je länger im Glas.
Geschmack: Ui, da schlägt die Bitterkeit aber voll zu. Hatte ich in dieser Extremität auch noch nie. Daneben wieder viel Holz, Leder und Dunkelfrucht. Und die Bitterkeit. Nach gaaaanz langer Zeit geht die Bitterkeit in starke Eiche über. Auch am Gaumen wirken die 42% sehr intensiv.
Abgang: Auch im Abgang dominiert die Bitterkeit. Mir ist das immer noch etwas zu extrem.
Fazit: Die Nase hat viel versprochen, und zwar einen intensiv gereiften "klassisch-alten", dunkelfruchtigen Armagnac. Anders als etwa beim Bas Armagnac Darroze 1988/2018 30y aus der Domaine de Lagoue, der auch ganz klassisch beginnt, ist am Gaumen und im Abgang dann aber nichts von einem feinen "Frucht-Pfeffer-Eiche-Spiel" zu bemerken. Für mich ist der Armagnac von Samalens dann einfach zu eindimensional bitter.
Einsteigern in die Welt "alter Armagnacs" würde ich diesen Spirit weniger empfehlen. Wer auf Eiche pur und ordentliche Bitterkeit steht, ist hier jedoch richtig. Macht insgesamt 88 Punkte (91-88-87) für mich.
Geruch: Leder, Würze, Marzipan mit Bitterschokolade, dunkle Früchte, sehr edel und vielversprechend.
Geschmack: Direkt merklich Eiche, ist mir eigentlich nicht zu viel, aber es passiert darüber hinaus nicht so viel, wie die Nase es versprochen hat. Etwas Bitterschokolade, Würze.
Abgang: Mittellang, auch hier wieder ordentlich Eiche.
Fazit: Für mich ist der (auch) nicht ganz ausgewogen. Ich habe natürlich die Notes von Sty gelesen, aber habe versucht, möglichst vorbehaltlos zu verkosten. Nicht sehr komplex, aber definitiv alt und mit einer tollen Nase für den Preis.
Nachtrag: Beim zweiten Probieren schmeckt er mir fast noch etwas besser als beim ersten Mal. Vielleicht Tagesform, vielleicht hab ich mich an die Eiche gewöhnt, schmecke jetzt auch etwas mehr Trockenfrüchte und Schokolade raus. Für das Geld find ich den auf jeden Fall gut.
Hast Du ihn inzwischen noch mal probiert? @StyrianSpirit
@AC Ja, ich hatte mir eine ganz kleine Probe nach dem Sampleabfüllen in den Premium Snifter gelegt, weil ich selbst neugierig war, ob sich etwas geändert hat in meiner Wahrnehmung dieses Armagnacs. Ich finde wie Du den Geruch weiterhin das Erfreulichste. Die Eiche war dann tatsächlich weniger penetrant als bei den ersten Tests und die Bitterkeit v.a. im Abgang weniger ausgeprägt -- offenbar tun auch manchem Armagnac ein paar Monate in der offenen Flasche ganz gut! In der aktuellen Verfassung würde ich diesem Armagnac wahrscheinlich einen Punkt mehr und damit 89 Gesamtpunkte (91-89-88) geben. Gut, dass Du diesen Armagnac testen wolltest, "auf eigene Gefahr", und mich damit zum schnellen Re-Taste verführt hast. Und danke für Deine aufschlussreichen Notes!