Habe den Arran 18 (2022 abgefüllt) offen und kann den geringeren Sherryfass-Einfluss und den fruchtigen Charakter der Abfüllung bestätigen. Die Abfüllung ist deutlich heller als aus den Jahren 2019 und 2020.
Ich muss gestehen, dass ich Arran gerade wegen dieser Grapefruit/Ananas-Tendenz mag, die andere Brennereien halt so nicht bieten können. Wenn man daraus Dark-Sherry-Suppe kocht, ist das sicher lecker, aber es deckt den Brennereicharakter mit austauschbaren Aromen zu, die man nun mal auch anderswo mit neutralerem Basissprit bekommt.
Nase Der erste Eindruck im Geruch bestätigt die sehr dunkle Farbe vom Malt. Zuerst ein kurzes Aufblitzen von Küchenkräutern a la Salbei und Rosmarin in der ersten Nase. Aber sofort danach schwappt eine intensive Welle an dunkelfruchtigen Fruchtaromen gegen die Nasenflügel und schiebt die kurze Kräuterprise sehr schnell weg. Das ist aber eine Sherrybombe par excellence. Reife fleischige Pflaumen dominieren zu Beginn, sind jedoch in einem Wechselspiel mit dunklen roten Beeren, die auch etwas Fruchtsäure in die Geruchskomposition mit hineinbringen. Dazu gesellen sich Rosinen und ein Spritzer Aceto Balsamico di Modena Creme. Ummantelt werden die Aromen durch eine Süße von dunklem Waldhonig und etwas Muskatnuss. Eine leichte Mentholnote sorgt für einen erfrischenden Kontrapunkt zur Sherryfracht. Mit mehr Luft und Standzeit wechseln die roten Beeren etwas zu Marillen und reifen Sommerpfirsichen. Der dichte Sherrycharakter mit der markanten Säure bleibt jedoch die gesamte Zeit über bestehen. Ein paar wenige Tropfen Wasser bringen hellere Noten und auch blumige, fast schon parfümierte Aromen zu Tage. Interessant.
Geschmack Mit einem öligen Film gleitet der Malt in den Mundraum, ein schönes cremiges Mundgefühl. Danach schieben sich die Aromen der dunklen Früchte mit Pflaumenmus und die süßsäuerliche Balsamico Creme in den Vordergrund. Es folgen die Küchenkräuter, die zusammen mit einer aromatischen Holzwürze, die Fruchtbasis etwas in den Hintergrund schieben. Geröstete Nüsse, Walnüsse und Haselnüsse, und etwas dunkle Schokolade mit Zimt und Muskatnuss zeigen sich ebenfalls im letzten Drittel. Insgesamt ist der Geschmack doch würziger, als die Nase vermuten ließ. Mit etwas Wasser wird der Gesamteindruck runder. Er wird süßer und fruchtiger. Die doch markante Würzigkeit und Säure geht in den Hintergrund. Gefällt mir deutlich besser.
Abgang Angenehme Eukalyptusnoten mit einer schönen schwarzen Mokkatasse in Kombination. Darüberhinaus schmeckt man weiterhin die Pflaume und den Waldhonig. Die Eichenfässer grüßen mit einer leichten aromatischen Holzigkeit und Astringenz, sind jedoch weit weniger präsent, als ich bei einer Reifezeit von 18 Jahren erwartet hätte. Auch im Finish hilft etwas Wasser. Die Trockenheit geht weg, es bleibt die angenehme Holzaromatik mit Zimt und Muskatnuss sowie etwas von der Pflaume.
Fazit Ich bin zwiegespalten. Meine Hoffnung, einen würdigen Nachfolger für meinen heiß geliebten Glendronach 18y Allardice zu finden, hat sich nicht erfüllt. Dafür hat der Arran ein zu modernes Sherryprofil. Die Aromen wirken zeitweise aufgesetzt und nicht in Harmonie miteinander, was ich bei einer Reifezeit von 18 Jahren überraschend finde. Auf der anderen Seite gefällt er mir mit ein paar Tropfen Wasser gut! Da öffnet er sich regelrecht und wird zugänglicher. Die doch teilweise mir fast zu dominaten Sherryaromen reduzieren sich und lassen mehr Raum für das Arran Destillat. Ein Beweis dafür, was ein paar wenige Tropfen Wasser in einem Single Malt bewirken können. Das aktuelle Batch von Ende ´22, Anfang ´23 ist deutlich heller ausgefallen. Laut transparenter Kommunikation durch Arran sind diesmal mehr Bourbonfässer in die Mischung mit eingeflossen. Und da Arran nicht färbt und kein Finish mit nassen Sherryfässern für die Farbgebung verwenden wollte, sollen bei diese Abfüllung wieder mehr die tropischen Fruchtaromen, wie bei der alten 18y-Flasche noch vor dem Designwechsel, im Vordergrund stehen. Mein Fazit. Ohne Wasser fast too much Modern Sherry Style, mit Wasser sehr lecker und eine Empfehlung. Und ich versuche ein Sample vom Aktuellen zu ergattern, die tropischen Früchte…