Der zwanzigjährige Castarede liegt mit einem schönen Kastanienbraun im Glas.
Geruch: Zu Beginn dominiert ein leicht grasiges Aroma, wenngleich sofort auch intensive Nussigkeit mitschwingt. Dann kommen die Backpflaumen und etwas Eiche. Wirkt "älter" als etwa der 30jährige Darroze, weil "dunkelfruchtiger", würde der Single-Malt-Freund sagen. Auch dieser Armagnac freut sich über Zeit und Sauerstoff im Glas. Backpflaumen, Zwetschke, etwas Karamell, Eiche, "Rancio" auch beim zweiten Test. Sehr schön.
Geschmack: Kommt erstaunlicherweise etwas dünn in den Mundraum und entwickelt eher eine sanfte Grünfruchtsüße. Diese Aromenkombination hatte ich noch bei keinem Edelbrand. Beim zweiten Test wirkt der Castarede echt dünn im Mund. Die Aromen sind schon noch da, aber auf einem sehr seidenen Faden. Ganz eigen "dünnfruchtig".
Abgang: Der Abgang ist beim ersten Mal angenehm wärmend und kurz bis maximal mittellang; die Aromen verfliegen allerdings schnell; hier machen sich die "nur" 40% für mich doch bemerkbar. Es fehlt mir einfach an Volumen.
Fazit: Der Castarede ist in der Nase faszinierend, denn zu den süß-zarten hellgrünen Früchten kommen noch ein paar dunklere Pflaumennoten und auch etwas Eiche. Am Gaumen setzt sich diese für mich ziemlich einzigartige Kombination im Erstauftritt zwar fort, kann aber in weiterer Folge und v.a. auch im Abgang dieses Versprechen nicht mehr einlösen. Die 40% scheinen mir doch zu gering, um diese Aromenfracht länger tragen zu können. Ergibt für mich nach zwei Tests an verschiedenen Tagen 88 Gesamtpunkte (92-87-87). Ich werde nicht warm mit diesem Armagnac -- da mundet mir von den "leicht-süßen" der Tariquet XO besser und den Tariquet Pure Folle Blanche 15y finde ich überhaupt unvergleichlich substanzvoller.