Farbe: Trübes Rostbraun und cremig dunkles Karamell
Nase: Schwerfällig lösen sich leichte Röstaromen und Abrieb von Orangenschalen aus der anfangs noch verschlossenen Nase. Karamell und Haselnüsse spielen miteinander, samtiger Pfirsich und cremige Aprikose kommen zur Geltung, süße Beeren und Trauben werden von einer Prise Zimt und einem Hauch Sauerkirschen durchzogen. Die süßliche Grundnote der Nase gibt Haselnüsse und cremige Schokolade frei, getrocknete Früchte liegen dezent im Hintergrund. Fein würzig und unglaublich süß zeigen sich abwechselnd Pfirsich, Karamell, Schokolade, Orangen, süße Beeren, leicht karamellisierter Zucker, Toffee, getrocknete Rosinen und eine leicht orientalische Gewürznote.
Geschmack: Herb und leicht säuerlich fließt der erste Schluck relativ dünn durch den Gaumen. Säuerliche Beeren vermischen sich mit einem Hauch Zitrusfrüchte, Sauerkirschen spielen mit würzigen Holztönen. Hölzerne Schärfe klebt im Gaumen, eine Prise schwarzer Pfeffer umhüllt die Zunge. Herbe und saure Fruchtelemente dominieren jetzt den Geschmack, Grapefruits und Zitronen folgen, ölige und saure Elemente schwimmen im Mund und hinterlassen ein dezentes Walnussaroma. Der zweite Schluck wirkt anfangs wieder dünn bzw. wässrig jedoch auch sehr mild und harmonisch. Plötzlich entfaltet der Armagnac seine ganze Kraft und Power, hölzerne Schärfe kleidet wieder den Gaumen aus, säuerliche Beeren spielen mit sauren Zitrusfrüchten. Der Gaumen wird plötzlich trocken und zieht sich zusammen, herbe Holztöne steigen aus den säuerlichen Aromen. Wie beim ersten Armagnac kommen wieder Gerbsäure und eine undefinierbare Gewürznote zum Vorschein. Trockene und leicht angebrannte Holzstücke verteilen sich cremig im Gaumen, ölig und von Grapefruitaromen geprägt geht der Geschmack herb in den Nachklang über.
Nachklang: Säuerliche Trauben und Beeren vermischen sich zu Beginn des Nachklangs mit trockenen und doch öligen Holzelementen. Wieder kommt Gerbsäure und dezente Schärfe zum Vorschein, eine undefinierbare Gewürzmischung endet in öligen Holznoten mit säuerlichen Zitrusaromen. Lange und wärmend ruhen die ungewöhnlichen Aromen im Gaumen und scheinen nie Ausklingen zu wollen. Sauerkirschen bleiben lange in Erinnerung.
Kommentar: Dieser alte Armagnac stellt mich wie der 1967er Armagnac geschmacklich vor ein Rätsel. Vom Grundcharakter sind die Beiden sich sehr ähnlich, wobei der 1965er für mich wesentlich säuerlicher ist und mehr von herben uns sauren Zitrusaromen geprägt wird. Im direkten Vergleich finde ich den 1967er harmonischer und angenehmer, wobei dieser Armagnac auch seine Reize hat und ebenfalls ein leckerer Tropfen ist.
Edit: Beim Nachverkosten wirkt der Armgnac dann doch nicht mehr so säuerlich wie zuvor...
☆☆☆ Es ist ein langer Weg zum Whisky-Experten - aber es ist eine schöne Zeit bis dahin! ☆☆☆