Nase Frisch eingeschenkt sehr deutliche Torfrauchnote, die auch nach längerer Standzeit nicht abflaut. Hinter dem Torfrauch kommt eine kräuterige Note auf, die an Heidekraut erinnert. Zwar wurde die Gerste nur über Torf gedarrt, aber durch diese Heidekraut-/Krähenbeerennote scheint es fast, als sei auch dies beim Trocknungsvorgang beigefügt worden. Marzipanbrot, Nougatschokolade. Aufkommende Gewürze, insbesondere Rosmarin und Estragon, später auch eine gute Prise Pfeffer, anhand der ich meine, seine Jugendlichkeit ausmachen zu können. Aber alles in allem sehr ansprechend und ansonsten nicht übertrieben jung wirkend.
Geschmack Cremiger Antritt, durchaus stärker wirkend als nur 42%. Das Heidekrautaroma kommt auf der Zunge sogar noch deutlicher zum Vorschein - und sie muss sich immerhin gegen eine erstaunlich enorme Torfrauchnote durchsetzen. Frisch aufgeschnittener gelber Apfel, Mandarinen, getrocknete Orangenschale - und immer wieder in Wellen anbrandend Heidekraut. Trotz seiner nur 42% wirkt er nicht wässrig, sondern vollmundig und nun auch - wie in der Nase - zunehmend würzig. Rosmarin, Majoran, Kerbel, Bohnenkraut fügen sich gut ein, ohne die Fruchtnoten zu verdrängen. Torfrauch ist eh noch in der Menge wie zu Beginn vorhanden.
Abgang Irgendwo kurz vor einem mittellangen Abgang streicht er die Segel - und hat schon länger durchgehalten, als ich es bei einem so jungen Whisky überhaupt erwartet hätte. Neben Torfrauch, Heidekraut, Nougat und Toffee lässt sich Mandarinenwasser und zum Schluss noch Crème Brûlée finden.
Fazit Um die Abfüllungen von SILD habe ich schon eine ganze Weile lang einen großen Bogen gemacht - vielmehr machen müssen, springen sie einen bei jedem Sylt-Urlaub doch förmlich an. Denn was soll das auch: Wasser, Gerste und Torf nach Bayern verfrachten, dort mälzen und destillieren und dann die Fässer wieder nach Sylt karren (von Tinnum/Sylt an den Schliersee (Lantenhammer) und zurück auf direktem Weg: ca. 2.150km - und da ist der Weg zur Malzfabrik in Harsdorf noch nicht mit eingerechnet). Geht’s noch? Einen schönen Gruß auch an die Umwelt. Kurz nach Jahresanfang, der CO2-Jahresfußabdruck ist noch winzigklein, war ich aber in Kauflaune und dann doch zu neugierig und bin an einem Jöl en Reek trotz aller Umweltbedenken irgendwie nicht vorbeigekommen (nicht zuletzt dank eines Ladens auf der Westerländer Strandstraße, wo ich den SILD Jöl en Reek und den SILD Crannog probieren konnte und mich sehr schnell für ersteren entschieden hatte). Überraschend weit für sein Alter, der Torfrauch (bis 35ppm) kommt gut durch, die Heide riecht und schmeckt man auch. Neben allen, auf dem Label gelisteten Angaben (u.a. „Geplaggt per Hand von Malte“ - jo, hast du ganz gut gemacht, Malte) fehlt diejenige zur Fassart. In einem Booklet und im Internet-Auftritt heißt es nur: Eichenfässer. Ich nehme an, dass es sich um Virgin Oak Casks handelt. Jedenfalls: Wesentlich besser als erwartet, die (kleine) Flasche war in geschmacklicher Hinsicht wahrlich kein Fehlkauf.