Geruch: Marille, Mango, zarte Eiche, der Windhauch in einem abendlich-herbstlichen Birkenwäldchen, Heidelbeermarmelade mit Zimt. Ungemein fruchtig, exotisch; intensiv, aber fein würzig, zarte Frische, elegantes Teakholzaroma.
Eigentlich alles Aromen, die man eher einem feinen alten Cognac zuschreiben würde und am wenigsten einem Armagnac der Claveries. Aber keine Angst, hinter all diesen wunderbar feinen Frucht- und Würznoten grundiert schon die Baraillon-Kraft, diesmal eben von Ferne mit Wachs und etwas Walderde.
Geschmack: Auch in den Mundraum kommt dieser 1963er voll der Mango, Marille, Heildelbeere und mit feinster Mentholfrische. Sehr knackig, dahinter dann die Eiche, gepaart mit dem Aroma alter Teakholzmöbel und etwas frischer Walderde und Wachs -- das ist es, was diesen Armagnac von altem Cognac unterscheidet. Und wieder Mango und poliertes Holz. Die Hell-Dunkelfrucht-Würz-Aromen-Balance ist in seltener Perfektion vorhanden.
Abgang: Der ist und bleibt lang. Und fast ist man schon etwas enttäuscht -- dann tauchen nach einiger Zeit plötzlich wieder die Walderde, die feinen Holztöne sowie die dunklen Früchte auf. Auch im Abgang sanft, elegant und nachhaltig mit "zweiter Welle".
Fazit: Meines Erachtens einer der allerbesten Jahrgangs-Armagnacs der Familie Claverie und damit auch einer der allerbesten Armagnacs überhaupt. Weil die Mischung aus Mango, Marille u.a. mit den fein-herben Noten der Hölzer und des Waldbodens eine selten anzutreffende Symbiose eingeht. So "edel" war Baraillon noch nie, mit einer feinen Kraft und Würze, die eben typisch für Armagnac ist. Ein 96.5-Punkte-Höchstgenuss (97-96.5-96.5) für mich. Das könnte auch eine Assemblage aus dem "hell-fruchtigen" Laberdolive 1946 mit dem "dunkel-fruchtigen" Baraillon 1929 sein. Ist es aber nicht, sondern ein einzigartiger und wunderschöner Armagnac der Familie Claverie aus dem Erntejahr 1963.
P.S.: Jahrgangssammler sollten solch einen Spirit nicht nur in den Keller stellen, sondern ihn auch öffnen und genießen. Das Leben ist ohnehin kurz genug.