Am Wochenende hatte ich wieder den Tullibardine 15 im Glas, den ich gern mag. Beim Stöbern hier und in der Base fiel mir auf, dass der nicht zum momentan verbreiteten Suchschema vieler Whiskytrinker gehört. Beklagt wird immer wieder die Bitterkeit.
Nun gehören die bitteren Aromen auch bei Speisen nicht zu den beliebten. Bei mir durchaus, wenn auch im Maßen. Für mich ist das in einem vielstimmigen Gesamtbild ein interessanter Aspekt, so wie ich auch Säure im Whisky mag.
Wie steht’s damit bei euch? Wie ist euer Verhältnis zu bitteren Facetten im Glas? Welche Abfüllungen fallen euch dazu ein? Bei welchen Abfüllungen schätzt ihr das?
Milchstraße, Lokale Interstellare Wolke, Sonnensystem Sol, 3. Planet
Es gibt viele verschiedene Arten von "Bitter". Jeder/jede nimmt nur bestimmte Bitternoten wahr und beurteilt diese auch noch höchst subjektiv.
Daher schwierig.
Für mich gehören aber Bitternoten grundsätzlich zu einem Whisky; genau so wie Säure und Süße. Die ausgewogene Kombination dieser Ausprägungen ergeben dann ein gutes Gesamtaroma.
------------------------------------------------ Quoten-Alien des Forums
Na, Leute haben später erzählt, hätte ich mir Geschichte nur ausgedacht. Böse Leute haben erzählt: Hätte ich Schwäche für Alkohol, die ich auf Erde heimlich mache, aber wenn ich bin auf lange Raumfahrt, dann hemmungslos. Gott allein weiß was gibt für Gerüchte, aber so sind Menschen: Glauben lieber größte Blödsinn, als wahre Tatsache. Ijon Tichy - Raumpilot
Eine gewisse Bitterkeit gehört für mich ebenfalls zum Gesamtbild. Gerade bei vielen neumodischen Sherrybomben ist eine leichte Bitternote ein guter und vor allem auch notwendiger Kontrast zur Süße, die man dort gerne vorfindet. Es ist aber ein großer Unterschied, ob die Bitterkeit fein mit den anderen Aromen verwoben ist oder ob sie „in your face“ draufgeklatscht ist (alte, ausgelutschte Fässer oder durch ein schnelles Finish in jungem Holz). Letzteres nimmt meinem Empfinden leider auch immer mehr zu.
———————————————————————————————————————— “I often quote myself. It adds spice to my conversation.“ Bernard Shaw
Zitat von Mortlach19 im Beitrag #1Wie steht’s damit bei euch?
Bitterkeit und Säure in der richtigen Dosierung setzen wunderschöne Kontrapunkte zu Süße und Salzigkeit, sowohl beim Whisky als auch bei Speisen. Sie machen diese frischer, komplexer, ausgewogener, ballancieren Salzigkeit und Süße aus und heben das Genossene auf ein höheres Level. Darum weiß jeder Sternekoch, ob das allerdings auch in der Whiskyszene breit bekannnt ist ist zumindest fraglich.
„Der Pessimismus der Vernunft verpflichtet zum Optimismus des Willens!“
— Stanisław Lem polnischer Philosoph, Essayist und Science-Fiction-Autor 1921–2006
Bitterkeit ist eine sehr schöne Definitionsache. Kaum eine andere Geschmackswahrnehmung bringt so zahlreiche Beschreibungen in Notes wieder. Da haben wir einmal die klassischen Kakaonoten, da gibt es schon viele, viele Nuancen, dann kommt der Kaffee (da gibts - also gebürtiger Wiener kenn ich mich da besonders aus - noch mehr Variationen), dann die klassische Eichenwürze, und, und, und.
Herrlich!
Eine gewisser Kontakt mit dem Holz und dazu, neben den schönen aromatischen Fassaromen, eine gewisse bittere Note gehört für mich zu einem schön gereiften Whisky einfach dazu. Auch - wie schon einige Vorschreiber richtig anmerkten - als Kontrapunkt zu süßen und süßfruchtigen Aromen. Und auch als Zeichen einer schönen Alterung und Reifung.
Ob ich Bitterkeit mag oder nicht, kann ich pauschal nicht beantworten. Bitter alleine oder dominierend empfinde ich als unangenehm, in Verbindung mit anderen Aromen können herbe Noten durchaus reizvoll und lecker sein.