Nase Ein Gedicht von einer Nase: ein Körbchen voller (sehr reifer) Waldbeeren, moosiger und feuchter Laubwaldboden, Herbstlaub, dazu eine angenehm parfümhafte Nase mit einem Spritzer Kölnisch Wasser, Schuhcreme. Langsam aber stetig kommen nun überraschenderweise auch noch tropische Früchte zum Vorschein, die sich auf das Feinste mit den Waldbeeren verbinden. Hufabrieb, warmes Schmieröl. Rauch? Eventuell ein wenig… 91
Geschmack Satter und durchdringender Geschmack von Rosinen, getrockneten Datteln und Feigen. Feuchter, herbstlicher Laubwaldboden, Kettenfett. Hier bewegt er sich weg vom Fruchtkuchen, hin zu einem erdigen, lehmigen Pot Still mit altem Leder, Pfeifentabak (anstelle der parfümhaften Note aus der Nase) und Zuckerrübensirup. Leicht trocken, gleichzeitig aber mit sehr öligem Mundgefühl. 91
Abgang Die getrockneten Früchte, das Kettenfett und Schmieröl, der Laubwaldboden - alles bleibt verdammt lange stehen, so dass man ewig hinterherschmecken kann. Und jetzt noch einmal am geleerten Glas mit nur noch einer klitzekleinen Neige darin schnuppern - einfach nur herrlich. 90
Fazit Was für ein Whiskey - legendär, episch. Alex vom San Francisco Whisky Club hat die Vermutung aufgestellt, dass es sich hierbei sogar um eine Abfüllung aus den 1910ern handeln könnte, da auf dem Label kein Zusatz DEW zu finden ist, der erst seit 1932 geführt wird. 20yo old, man rechne zurück und schließe wieder die Kinnlade, langsam. Ob nun pre WW I oder pre WW II, das ist ein Whiskey, den theoretischerweise mein Urgroßvater im Glas gehabt haben könnte. Ihm würde ich jetzt herzlichst die Hand schütteln, mich für diesen absolut formidablen Pot Still bedanken und ihn bitten, seinen einzigen Urgroßenkel testamentarisch mit einer Palette dieses feinen Stöffchens zu bedenken.