Nase: Süßes und blumiges Karamell mit Vanille und hellen Früchten, milde Eichennoten ohne dunkle Würzigkeit
Mund: Floraler Sirup mit hellen Früchten und zartbitterer Eichenwürze, etwas adstringierend
Nachklang: Süß-fruchtige Vanille und bittere Eichenwürze
Kommentar: Braucht seine Zeit im Glas, um sich zu öffnen. Schöner Armagnac, aber den Aufpreis zum 15y kann man sich sparen, welcher sehr ähnlich und sogar noch aromatischer erscheint. Die 10 Jahre längere Reifezeit merkt man in diesem Batch nicht.
Der 12er und der 15er sind für mich großartige Armagnacs. Nix mit Jugend, tolle Brände mit Fruchtigkeit, Holz und einem gewissen Ernst. Wie geht das nun weiter mit 10 Jahren mehr Fassreifung. Die Nase ist zunächst eher unauffällig, leichte Frucht und Traubigkeit, das könnte auch ein Cognac sein. Am Gaumen eine unerwartete Bissigkeit, mittlere Süße, eher wenig Tiefe, merkwürdig unspektakulär. Ist der wirklich 25 Jahre alt? Eher enttäuschend und kein Großflaschenkandidat für mich.
Was mich zu der grundsätzlichen Frage bringt, ist Alter immer Zugewinn? Preislich ist es das ja schon. Darüber hinaus fällt mir da immer wieder der Chef von Château Lacquy ein, der im Interview ja meinte, für ihn sei 17 Jahre das Optimum bei Armagnac. Was nicht heißen soll, dass es zahlreiche Ausnahmen gibt. Da sind wir dann aber auch in ganz anderen Preisregionen.
Eines vorweg: Ich habe den Tariquet 25 ans nun seit einigen Monaten offen, mehrfach versampelt und hatte den 25er auch schon öfters im Glas. Das ist ein Armagnac, der sich im Laufe der sich leerenden Flasche verändert und auch sehr unterschiedlich auftritt bei unterschiedlichen Tastings. Die Grundlinie ist herb-fruchtig; mit dieser Charakteristik erinnert er mich auch an ältere Glenfarclas-25y-Abfüllungen ...
Geruch: Diesmal ist der Tariquet äußerst fruchtig mit viel Marille und Ringlotte. Die Eiche bleibt im Hintergrund und liefert feine Würzaromen. Etwas Lavendel tritt hinzu. Dieser Tariquet tritt sehr ruhig und ausgewogen auf; zweifellos ruhiger als die 15-jährige Folle-Blanche-Variante. Es zahlt sich aus, dem 25er viel Sauerstoff und Zeit zu gönnen.
Geschmack: In den Mundraum kommt der Tariquet wieder sehr fruchtig und sehr würzig; die Eiche drängt sich jedoch nicht in den Vordergrund, vielmehr wird die Szenerie von Eukalyptusfrische belebt. Ringlotte und Orangenschale, ein Hauch Zitrone. Gartenkräuter. Herber werdend.
Abgang: Erst im längeren Abgang wird der Armagnac nun trockener und die Eiche meldet sich stärker zu Wort. Da auch die Marille wieder hervortritt, bleibt die Frucht-Würze-Balance, Kräuter inklusive, erhalten. An manchen Tagen ist der Abgang zweifellos noch eine Spur trockener und eichenintensiver.
Fazit: Ein hochklassiger Spirit, fassstark, 25 Jahre alt, zu einem Preis von rund 90 Euro. Das war auch im Whiskybereich bis vor ein paar Jahren gut möglich. Für einen Armagnac ist das heutzutage kein schlechter, aber auch kein hervorragender Preis. Was man dafür bekommt? Eine unaufgeregte, fruchtig-würzige Spirituose der ruhigen Art, die sich jedoch sowohl in der sich leerenden Flasche als auch im Glas sehr verändern kann. Von sehr fruchtig bis sehr herb (im Abgang) reicht das Spektrum. Ein 94.5-Punkte-Vergnügen (95-94.5-94) für mich. Und ja, es gibt bessere 25-jährige Armagnacs. Und viele nicht so gute.
Es ist wirklich so ähnlich wie beim Glenfarclas 25y: Ein sehr guter Spirit, der immer wieder etwas anders auftritt, eher ruhig und herb-fruchtig. Wer diesen Stil mag, wird auch diesen Tariquet mögen.