Islay 1989/2021 Phil & Simon Thompson (WID 199496)
Farbe: Yellow gold
Nase: Hier liegt eindeutig Islay im Glas. Sehr Laphroaig-ish, aber auf eine feine Art. Torfrauch, Algen, maritimes Jod und ein dezenter Mullbindengeruch setzen einen weichen und eleganten Grundton, der zwar markant ist, sich aber nicht aufdrängt und anderen Aromen Platz lässt. Sattes Malz und Getreide spielt vortrefflich mit hellen Früchten zusammen. Letztere spielen sich zwar nie richtig in den Vordergrund, aber die grünen und gelben Äpfel, Stachelbeeren und vor allem auch Limetten, wissen zu gefallen. Für einen Moment muss ich an alte sonnengetrocknete Schiffstaue denken. Der Alkohol ist perfekt eingebunde. Ich bin wunschlos glücklich: eine hervorragende maritime Islay-Nase, die mich ohne einen Anflug von Barbecue vollends zu überzeugen weiß. Die Vorfreude auf den ersten Schluck ist groß. Wenngleich ich hieran ewig riechen könnte.
Mund: Ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Zusammen mit maritimem Torfrauch und Jod flutet ein vortrefflicher süßlich-herber Malz- und Getreidegeschmack den Mund. Begleitend stellt sich von Beginn an eine angenehme Würzigkeit ein: weißer Pfeffer prickelt anregend aber nicht über Gebühr auf der Zunge. Ein hellfruchtiger Geschmack schwingt mit, aber es gelingt mir nicht, seine einzelnen Bestandteile zu greifen. Mit ein wenig Fantasie schimmern hin und wieder Äpfel durch. Torfrauch, marimimes Jod, Malz und Getreide dominieren klar das Geschehen und mit der Zeit baut sich ganz langsam, ja nahezu vorbildlich, ein leckerer Eichenholzgeschmack auf. Schön, wie wohl dosiert hier alles auftritt und wie lange die Geschmacksentwicklung anhält. Es wird nussiger und mit ordentlich viel Algen und Torf und ein paar Spritzern Limettensaft geht es nahtlos ins Finish über. Das Mundgefühl und die Intensität lassen keine Wünsche offen. Im Mund entfaltet der Tropfen eine richtig schöne Öligkeit.
Abgang: Der Abgang ist lang und eine konsequente Fortsetzung von Nase und Geschmack. Die süßlich-herbe Malz- und Getreidemischung harmoniert wunderbar mit dem knochentrockenen Eichenholz, dem Torfrauch und dem maritimen Jod. Limettensaft und Pfeffer heben auf unterschiedliche Weise den Geschmack und ganz zum Schluß gibt es noch ein wenig Grapefruit, Anis und einen kleinen Espresso am Strand von Islay.
Charakter: Ölig, intensiv, harmonisch und ausgewogen. Das Alter beschert dem Tropfen eine schöne Eleganz. Hier geht es zwar Intensiv und nachdrücklich aber zu keiner Zeit aufdringlich oder gar grobschlächtig im Glas zu. Torfrauch, Algen und maritimes Jod bilden zusammen mit Malz, Getreide und einem wirklich hervorragenden Eichenholz das Fundament für einen uneingeschränkten Islay-Trinkgenuss. Ausnahmsweise lasse ich mich dazu hinreißen und behaupte, dass das ein richtig guter alter Laphroaigs ist, der keinen Vergleich mit der 25jährigen Originalabfüllung zu scheuen braucht. So sehr ich Barbecue mag, gefällt es mir bei dieser Abfüllung sehr gut, dass sie komplett frei von Räucherschinken und –speck ist.
Bewertung: Für mich großes Islay-Kino. Der Preis ist stolz, aber immerhin bekommt man dafür etwas Leckeres geboten. Das ist ja auch nicht mehr selbstverständlich. Von mir gibt es heute spontan begeisterte 93 Punkte. Hätte ich eine Großflasche, würde mir ein weiteres Erkungen sicherlich viel Freude und Genuss bereiten. Zumal ich vermute, dass an dieser Abfüllung auch gut und spannend mit Wasser herumprobiert werden kann.