The Alrik Handfilled PX Sherry Quarter Cask 478 (WID 116459)
Farbe: Russetmuscat
Nase: Wie erwartet ziehen Sherryaromen in die Nase. Zu Beginnt stechen mir frische Minze und Zitronenschalenabrieb etwas zu stark in die Nase. Ich muss das Glas zwei, drei mal absetzen und wieder hinriechen, bis ich etwas „dahinterriechen“ kann. Dort wartet nämlich schöner Sherry darauf, erkundet zu werden. Saftige Rosinen treffen auf reife rote Johannisbeeren und gelbe Pflaumen. Geröstete Nüsse und Holzrauch fangen die Minze und Zitronen langsam ein. Zwischendurch muss ich an trockenes Segelleinen denken. Karamell und Schokolade untermalen die Gemengelage, die jetzt auch ein merkliches Getreidearoma entfaltet und treffend von etwas Zimt und Anis begleitet wird.
Mund: Vergleichsweise klar und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Und entfaltet einen Geschmack, den ich mit neueren Abfüllungen aus der Hammerschmiede verbinde. Es ist die Räucherkammer, die mittlerweile geschmacklich deutlich den Ton angibt. Bei älteren Alriks war sie zwar auch da, aber sie wirkte weit weniger aufgesetzt und dominand. Hinzu kommt dass es zusätzlich zum Räucherschinken, dem Piment und dem Lorbeer auch noch Weihrauch und Tannenharz gibt. Ich muss unweigerlich an Räucherkerzen (die kleinen grünen Hütchen) aus meiner Kindheit denken, die zur Freude der Eltern diesen eingenwilligen Tannendurft in der ganzen Wohnung verbreitet haben. Der Sherry wird mir etwas zu stark von diesem Geschmack überlagert. Zumal sich die schönen Rosinen und Trockenfeigen nicht zu verstecken brauchen und mir auch die Schokolade und der Toffee willkommen sind. Die Eiche hält sich bei dieser Abfüllung vergleichsweise bedeckt. Sie ist zwar mit einem schönen trockenen Holzgeschmack da, agiert geschmacklich aber eher im Hintergrund. Mit Zimt und immer wieder Weihrauch und Tannenharz geht es ins Finish über.
Abgang: Der Abgang ist lang. Ich fühle mich mittlerweile, als hätte ich einen Räucherrost abgeleckt. Spuren von Räucherschinken, Holzrauch, Tannennadeln, Weihrauch, Piment und Zimt haften förmlich auf der Zunge. Mit der Zeit schiebt sich glücklicherweise doch noch das Eichenholz nach vorne. Die saftigen Rosinen und Beeren melden sich zurück und mit einem angenehmen Wechselspiel von Gewürzen, Rauch, Holz und Früchten klingt der Tropfen nach und nach aus. Ganz zum Schluß treten dabei noch ein paar Bittermandeln und etwas Espresso auf den Plan.
Charakter: Hier fällt die Räucherkammer mit der Tür ins Haus. Wer Weihrauch, Piment, Tannennadeln, Lorbeer und Zimt sowie Räucherschinken mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Der begleitende PX weiß zu gefallen, wird aber vergleichsweise stark überlagert.
Bewertung: Mit einem leichten Punktabzug für die anfangs stechende Nase und den mir etwas zu durchgeräucherten Geschmack gibt es von mir gute 89 Punkte. Letztlich sind es die Eiche, die Trockenfrüchte, die Mandeln und der Espresso, die für mich das Eisen wieder aus dem Feuer holen. Ihr langer Nachklang und ihr Zusammenspiel mit den Räucheraromen sorgen für einen friedvollen Abschluss.