Nase: Dunkle Beeren, eingelegte Rosinen, Trockenfrüchte, schwarze Süßkirschen, Apfelkuchen mit etwas Vanillesauce, zarte Schokolade, ein wenig kühlende Minze, entferntes Kräuterbeet. Im Mund kommt er mit gezuckerter Zitrone an, zeigt leichte und angenehme Pfefferschärfe und füllt leicht ölig den Mundraum. Der Portwein Einfluss ist unverkennbar. Die Kirsche ist heller als die Nase vermuten ließ. Auch die Beeren und Früchte kommen nicht so dunkel, dafür leicht an gegorenen, was ein interessantes, gleichzeitiges, etwas herbes Doppelspiel mit der durchgängigen Süße ergibt. Etwas herbe Birnenschale, Bananen-süße, dann übernimmt das Holz mit leichtem, gesüßtem Espresso und ein paar zarten Kräutern, was den Ausklang einläutet, der recht lange andauert und trockener werdend mit einer leichten Tresternote verblasst.
Mit zwei kräftigen Spritzern Wasser versehen, wohl auf etwa 50% gebracht, zeigt sich die Nase viel intensiver und süßer, nur die Minze verblasst mit der reduzierten Alkoholstärke etwas. Im Mund ist das Doppelspiel der Süße mit der überlagernden herben Note noch deutlicher, neben dem Espresso kommt der weinige Trester schon vor dem recht trockenen Ausklang und bleibt lange.
Man kann bei diesem Whisky gut mit Wasser spielen, wenn man will und er braucht seine Zeit im Glas.
Wie schon der gestrige Saillt Mòr aus dem Ex-Bourbon Fass handelt es sich auch beim „Port“ um einen sehr guten deutschen Whisky, der unbesehen durchaus aus Schottland sein könnte. Ich mag Portpipe-Reifungen von Haus aus sehr, hier liegt sogar eine Vollreifung und kein Finish vor, das merkt man auch. Knapp 6 Jahre und kein bisschen Jugend mehr. Voll, fruchtig und gute, reife Holzeinflüsse ohne Fehlnoten und nichts „Aufgesetztes“. Der Whisky geht bei mir auch fürs doppelte Alter und mehr locker durch. Ralf Hauer schreibt, dass es sich um ein 60 Jahre altes 600 Liter Fass handelte. Wenn es immer mit Port belegt war ist das eventuell eine Erklärung. Jim Murray gab dem Tropfen 95 Punkte, so ist zu lesen. Ich habe noch nie Punkte vergeben, aber für mich liegt er, hier gängigen Gepflogenheiten auf meine Einschätzungen übertragen, zwischen 85 und 90 Punkten, näher an 90, ist also richtig gut. Wie schon gesagt, ich mag gute Portreifungen sehr.
79 Euro für 0,5 Liter sind ein ambitionierter Preis. Dass muss jeder Mensch mit sich selbst ausmachen. Wie gestern schon angesprochen, würde ich das für einen solchen Whisky aus einer schottischen Großproduktion eher nicht zahlen, bei einem Kleinstbetrieb sehe ich das anders.
Gruß G.
Ich bin nur manchmal zu weise um über jeden Stock zu springen. Oft bin einfach nur zu alt.