Nase Was hier als erstes auffällt, vergleicht man die Nase mit ähnlich alten Redbreast Single Casks aus den vergangenen Jahren: er ist (zu Beginn? Das wird sich zeigen) wesentlich herber, knackiger und ledriger. Trockenes Holz, frisch gegerbtes Leder, in Sherry eingelegte Rosinen. Pot Still-Gewürze satt: Curry, Kardamom, Muskatnuss, Majoran, Estragon, etwas Anis. Dunkle, bröselig-trockene Schokolade, eine mit ziemlich heißer Flamme bearbeitete Crème Brûlée. Und da das Verriechen jetzt doch einigermaßen lange gedauert hat, bequemen sich nun endlich auch ein paar wenige tropische Früchte (Maracuja, Mango, Banane) dazu, ihre Aufwartung zu machen. 91
Geschmack Sehr cremiger, sehr fetter Antritt, in welchem sich ohne schuldhaftes Zögern direkt die Pot Still-Gewürze Muskatnuss, Majoran, Kardamom, Zimt und Anis auf der Zunge ausbreiten. Ein warmes Karamellbonbon, Toffee, Brombeeren mit einer Glasur von herbem Waldhonig. Wird nach einiger Zeit trocken, liefert schöne Akzente von frisch geschlagener Eiche, dazu Leder- und Pfeifentabakaromen. Haselnüsse, Walnüsse, geraspelte Mandeln. Eine herbe Kräutermischung unterstützt die Gewürze, die sich noch immer auf der Zunge tummeln, nun verstärkt durch schwarzen Pfeffer. 92
Abgang Lang und nun wieder, nach dem trockenen Intermezzo auf der Zunge, cremig. Die Gewürze sind ein Faszinosum, sind sie doch noch immer so glasklar wie in der Nase auszumachen und zu benennen. Brombeeren und Kirschen als fruchtig-süßer Gegenpart. 91
Fazit Aufgepasst! Manch einer mag dies hier vielleicht erwarten, aber dieser 22yo ist keines dieser älteren Redbreast Single Casks, das mit tropischen Früchten nur so um sich wirft. Wer aber die Redbreast-typischen Pot Still - Gewürze mag und einer gewissen Herbheit etwas abgewinnen kann, wird an diesem Redbreast seine absolute und uneingeschränkte Freude haben. Ich hatte sie.