Frucht: Rote Williams Christ (Birne) aus Trentino (Italien) Reifung: Glasballon (offen) Alkoholgehalt: 41,0% VOL.
Preis: ~35€ (35cl), ~62€ (70cl) (07.2021)
Information: Guglhof bezieht seine roten Williamsbirnen aus dem für seinen (Kern)Obstbau durchaus bekannten Trentino. Wie für die Brennerei üblich werden die Brände nach zweifacher Destillation in offenen Glasballons mehrere Jahre gelagert und im Anschluss als Jahrgangsbrände abgefüllt.
Die rote Williams Christ ist im Vergleich zur grünen/gelben Williams in Süße wie Aromatik des Fleisches etwas zarter. Die Brände fallen (für mich) häufig etwas weniger frisch und säuerlich, dafür Schalen-näher und samtiger aus. Nicht selten sind sie der klassischen Williams aber so nahe, dass eine Unterscheidung schwierig fällt.
Für einen Liter solchen Brands werden üblicherweise etwa 10-12kg Birnen benötigt.
Momentan habe ich noch einige Brände der roten Williamsbirne offen und mache daher ein Vergleichstasting. Meine Notes zur Roten Williams von Reisetbauer, auf welche ich mich hier beziehen werde, findet ihr hier.
Guglhof Rote Williams Reserve
Ernte: 2015 Charge: LosNr. 191
Nase im Rochelt Schnapsglas Verdammt Saftig, hocharomatisch, beinahe überfordernd. Wirkt in sich dermaßen geschlossen, dass es Schwierigkeiten bereitet, Einzelaspekte aufzugreifen. Ausgeprägte Fruchtsäure, Frucht leicht eingekocht. Stoffig. Sogar etwas Zimt liegt in der Luft. Bei tiefen Atemzügen nebenbei leicht kühlend, allerdings nicht alkoholisch. Mit der Zeit immer glaubwürdiger werdend. „Eine ganze Birne“ Das leere Glas nach wie vor leicht säuerlich, dazu floral mit minimaler Maische.
Gaumen Süß, saftig, säuerlich. Fleischig, wie ein großer Biss in eine vollreife spezifisch rote Williams. Feine schalige Herbe, aber eher im Hintergrund. Birnenmus. Dicht, lässt auch mit der Zeit nicht locker.
Abgang Abermals recht fleischig, stoffig. Unmengen roter Birnenschale, recht beständig. Kurze Welle floraler Aromen. Überschaubere Bitterkeit auf der hinteren Zunge, auch leicht erdig.
Kommentar Mittlerweile bin ich fast am Ende meiner 10cl Flasche angelangt. Nun beginnt mir dieser Brand doch noch zu gefallen. Also... dort und da. Ganz sicher bin ich mir aber nach wie vor nicht.
Die deutlichen säuerlich wirkenden Komponenten des Aromas haben es mir bisher etwas vermiest, werden mir aber sympathischer. Darüber hinaus ist die Nase fleischig, wie selten ein Williamsbrand. Diese Birne macht klar: sie ist nicht zum Spaßen hier. Aber auch wenn dies und jenes im Stil des Brandes mich irritiert, so ist doch eindeutig positiv anzumerken, wie lückenlos diese Birne in der Nase daher kommt. Die Jahre der Reifung werden hier wohl auch ihr Werk getan haben. Am Gaumen ist der Brand dann konkurrenzlos [sag ich heute] saftig und voll. Fast schon übertrieben, weiß aber in seiner Art zu gefallen. Der Abgang ist geprägt von Birnenschalen, ist durchaus gut, mir aber eine Spur zu dumpf.
Womöglich klinge ich hier etwas zu harsch. Denn ohne persönlich wirklich auf einen grünen Zweig zu kommen, handelt es sich hier doch um einen spannenden und insgesamt äußerst guten, fehlerfreien Brand. Womöglich brauche ich einfach noch ein, zwei Flaschen
Vergleich zu: Reisetbauer Rote Williams Hier prallen zwei Welten aufeinander. Der Guglhof-Brand wirkt bei weitem tiefer – geradezu drei-dimensional –, energischer, womöglich gar übermütig. Reisetbauer hingegen der Crowd-pleaser: deutlich weniger spannend aber geradliniger und sicherlich einfacher; böse gesagt im direkten Vergleich fast schon ein bisserl fad.