Nase Eine sich langsam, aber stetig aufbauende Nase, die immer voluminöser und dicker zu werden scheint, je länger man am Whiskey riecht. Reife Brombeeren, Schwarzkirschen, Feigen, gewürztes Pflaumenkompott. Nelkenpulver, Majoran, Bohnenkraut, Erstragon, Pfeffer, Koriander und Kardamom halten das Fähnchen, nein, eher die Fahne der Single Pot Still-Gewürze hoch. Nicht zu überwältigend würzig, gerade recht, um sich in ein schönes Wechselspiel mit den Früchten und Beeren begeben zu können. 93
Geschmack Cremig und mundfüllend, und mit - Überraschung: einer prall gefüllten Schale voll tropischer Früchte. Auf der Zunge keine Beeren mehr, keine Pflaumen oder Feigen, hier nun spielen Maracuja, Mango (sehr deutlich), Papaya und Bananen die erste Geige in der Fruchtabteilung. Nach dem cremig-fruchtigen Beginn finden sich trockene Eichendielen ein, die dem Whiskey etwas von seiner tropischen Anmutung nehmen und ihn weiter in die Gewürzecke schieben. Die Gewürze sind nicht derart prägnant wie in der Nase, sondern sie formen vielmehr in ihrer Gesamtheit einen angenehmen Gegenpol zu den tropischen Früchten. Milchschokolade, Heidehonig, süßes Lakritz. 93
Abgang Verabschiedet sich sehr langsam - mir soll‘s nur Recht sein. Tolle Gewürznoten, die am Ende noch einmal anbranden. Die tropischen Früchte bleiben bis wirklich ganz zum Schluß. Man kann ihm so dermaßen lange hinterherschmecken... 92
Fazit Dream Cask, das 3. Auch in diesem Jahr bleibt der Name nicht nur bloßer Eyecatcher, das ist mal wieder ein ganz fantastischer älterer Redbreast, von welchem man sich wünscht, es gäbe ihn in der core range... Aber war da nicht was? Hieß es nicht, bei der Auswahl der Fässer für den Redbreast 27 Ruby Port Casks Batch B1/19 sei den Verantwortlichen die Idee zum Redbreast Dream Cask 28 Ruby Port gekommen?
93/100
Annex Dann also noch ein kurzer Vergleich mit eben jenem Redbreast 27 (by the way: tolle Flasche, grandiose Verpackung): In der Nase zeigt sich der RB 27 bereits mit tropischen Früchten, die der RB 28 erst auf der Zunge preisgibt. Dort dann aber: Mango! Bei beiden Abfüllungen habe ich sie unheimlich deutlich auf der Zunge liegen. Beide mit diesen tollen Gewürznoten, beide sehr cremig, der RB 28 vielleicht noch ein wenig mehr als der RB 27. Bei der Länge oder Intensität des Abgangs gibt es keine Rivalitäten. Sehr ähnlich, der RB 28 ein wenig trockener und würziger, der RB 27 (noch) länger fruchtig. Hier nun also mal ein Wunsch, der in Erfüllung gegangen ist, denn die beiden Brüder sind sich so ähnlich, dass man getrost zum um ein Jahr jüngeren Bruder greifen kann, so man dem älteren Knaben nicht habhaft werden konnte.
Die drei Flaschen vom Krüger, das die eine bei über 900 € liegt. Theoretisch hätte derjenige ja auf eine der ersten beiden bieten können und hätte dann eventuell weniger gezahlt. Klar bieten manche kurz vor Ende ihr Höchstgebot und dadurch kommen recht hohe Unterschiede zustande, hier finde ich es sehr deutlich.
Würde es auch auf die hektische Endphase der Versteigerung schieben. Schwierig, da gleich drei Flaschen im Blick zu halten - und dann liefern sich zwei bei einer Flasche eine Ich-will-die-aber-haben-Schlacht und schwupps: biste bei über 900 €