Ok, dann will ich mal ein paar Eindrücke posten. Wobei ich noch immer nicht so ganz schlau geworden bin aus diesem 1999er-Pulteney von Gordon & MacPhail ...
Geruch: Zuerst nussiges, leicht grasiges Aroma, geht dann sehr ins Trockenfruchtig-Würzige. Zarte Mentholfrische, sehr angenehm. Mit der Zeit werden die Sherrynoten stärker. Bei weiteren Proben wird die Rauchigkeit intensiver; allerdings kein Torfrauch, sondern Eichenrauch. Sherry und dunkle Früchte treten dann in den Vordergrund, Nussigkeit. Eine ebenso seltsame wie interessante Mischung.
Manchmal fällt mir auch eine Ähnlichkeit mit dem 12er-Bunna auf. Sherry mit Frucht, Kräuter und Salz. Die angenehmen Refill-Fass-Noten werden mit leerer werdender Flasche intensiver: nussig, etwas Eiche, Würze, Majoran, Sherry. Die beste Ehefrau von allen bemerkte einmal: "Der ist irgendwie wärmer, älter, süßer und wermutiger als der Bunna 12".
Geschmack: Bei den ersten Proben waren die Sherryaromen gleich voll da, die dunklen Früchte ebenso. Eichenwürze, Kräuter; und wieder Nussigkeit und ein paar Rosinen. Ein sehr schönes, dichtes Aroma. Angenehme Frische, die 56,5% sind gut eingebunden. Eiche und Karamell, leicht geräuchert. Das aktuelle Resümee: Ein Sherry-Refill, fein angerichtet. Die Eiche wird dominanter. Würzig; der "maritime Pulteney-Charakter" ist jedoch kaum zu spüren.
Abgang: Intensiv und mittellang, Refill-Sherry und Würze dominieren den vollen Abgang. Eiche.
Fazit: Anders als das TWE-Single-Cask ist das kein "krasser Sherry-Burner" mit voller Süße; das ist ein dichter Refill-Sherry-Intensivling mit prononcierten Kräuter- und Nussnoten. Die Sherry-, Pflaumen- und Rosinen-Aromen ergeben die feine Ergänzung. Mit fassstarken 56,5% dicht und trinkbar und als "würziger Highlander" gut zu erkennen.
Nach weiteren Tests ergibt sich noch folgendes Fazit: Ein stranges Teil -- "der 12er-Bunna auf Testosteron" sozusagen. Straightes Refill-Fass. Fein gereift, intensiv, auf der eichigen Seit mit leichtem Eichenrauch. Insgesamt 90 Punkte (91-90-90). Mir fehlt etwas das "typisch Pulteneyhafte", der Rest ist sehr gut -- aber nicht begeisternd für mich. Jammern auf hohem Niveau.
Mit etwas Wasser wird der Pulteney beim ersten Versuch in der Nase etwas rauchiger. Die Sherryaromen und die Fruchtsüße nehmen ebenfalls zu. Im Mund wird er dann merklich süßer, der Abgang bleibt mittellang bis lang; eine feine Variante. Beim zweiten Test mit Wasser wird der Malt noch rauchiger, die Frucht erwacht erst mit der Zeit. Kräuter, Salzgischt. Am Gaumen dann sofort süßer, fruchtiger. Nun eher langer Abgang; gute Variante. Mit etwas Wasser für mich mit 91 Punkten (92-91-91) um einen Punkt besser als ohne.